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Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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denken, die hier vielleicht im buchstäblichen Sinn unter der Erde verlaufen war. Tunnel, unterirdische Räume, eine Stadt unter der Stadt.
    “Leslie!”
    Verdutzt wich sie ein Stück von der Wand zurück, dann blieb sie wie erstarrt stehen.
    Die Stimme kam von oben, aus dem Anrichtezimmer.
    “Leslie?”
    Jemand kam die Treppe herunter. Instinktiv machte sie einen Schritt nach hinten, während sie die Silhouette des Mannes erkannte, der gerade die letzten Stufen nahm.
    “Leslie?”
    Es war Hank Smith.
    “Hey”, begrüßte er sie. “Was machen Sie denn hier unten? Ich sah die offene Falltür und wollte mal nachsehen. Brad sagte mir, Sie würden sich mit ihm zum Abendessen treffen.” Er schaute sie mit besorgter Miene an. “Wissen Sie, Sie haben uns einen riesigen Schreck eingejagt. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass Sie sich nicht schwerer verletzt haben.”
    “Ein paar blaue Flecke, aber das ist auch schon alles. Ich hatte eben Glück.” Ihr wurde bewusst, dass er die Falltür hinter sich geschlossen hatte. Es war dunkler im Keller geworden, der jetzt nur noch von künstlichem Licht erhellt wurde. Die Schatten in den Ecken erschienen nun schwärzer.
    Hank war leger, aber wie üblich elegant gekleidet: weißes Baumwollhemd, beigefarbenes Jackett, Jeans, Halbschuhe, die Haare glatt nach hinten gekämmt, umweht vom Hauch eines dezenten Rasierwassers.
    “Und … was machen Sie hier?”, fragte sie.
    “Ich wollte natürlich sehen, wie es Ihnen geht.”
    “Nun, das ist sehr nett, vielen Dank.”
    Er sah sich in dem Kellerraum um. “Ziemlich düster und unheimlich hier, wie?”
    Sie lachte, wobei ihr bewusst wurde, dass man ihr das Unbehagen anhören konnte, das sie empfand. Im ganzen Haus schien Stille zu herrschen, was Leslie umso nervöser machte.
    Mir war es lieber, allein hier zu sein und das geisterhafte Schluchzen zu hören, ging es ihr durch den Kopf.
    “Überhaupt nicht, jedenfalls nicht für mich.” Sie zwang sich zu einem fröhlichen Tonfall, fragte sich jedoch, ob sie nicht eine Spur zu gut gelaunt klang. Was, wenn er wusste, dass sie plötzlich Angst vor ihm hatte?
    Er schaute an ihr vorbei und ging zur aufgeschlagenen Wand. “Sie haben hier noch mehr Knochen gefunden?”, fragte er ungläubig.
    “Brad hat sie gefunden, um genau zu sein”, erwiderte sie. Dieser Raum war einfach zu klein. Hier war kein Platz, um zu Hank auf Abstand zu bleiben. Warum flößte er ihr auf einmal nur solche Angst ein? Oder lag es lediglich daran, dass sie mit ihm allein war? Selbst mit Brad allein zu sein hatte etwas Erschreckendes an sich gehabt, vor allem als er gestolpert war und sie einen Moment lang glaubte, er wolle sie angreifen.
    Warum soll ich keine Angst haben?, spottete eine Stimme in ihrem Hinterkopf. Ich war in der Gruft, und ein Stück Decke stürzte auf mich herab. Ich war in der U-Bahn, und jemand stieß mich auf die Schienen. Alles Unfälle, ganz sicher. So wie die Explosion hier im Hastings House ein Unfall gewesen war!
    An der Art, wie Hank sie anstarrte, erkannte sie, dass er ihr kein Wort glaubte.
    “Hank, Sie sind Ingenieur, und ich möchte wetten, Sie haben auch ein Gespür dafür, wo Sie auf einen Pfeiler oder eine Wand oder was auch immer stoßen.”
    Er hob kurz die Schultern an. “Wenn es alte Baupläne gibt, dann weiß ich, wie ich sie lesen muss”, entgegnete er. “Aber wie zum Teufel können Sie wissen, dass Sie hier Knochen finden werden? Und erzählen Sie mir nicht, Brad hat sie entdeckt. Ich weiß, dass Sie es waren.”
    “Das Gleiche wie bei Ihnen – ich kann lesen. Sie wissen ja, wie das ist. Wenn etwas nicht so richtig passt, dann suchen Sie, bis Sie die Wahrheit gefunden haben.”
    “Und … wer ist das?”, wollte er wissen.
    “Eine Hausfrau aus der Kolonialzeit. Angeblich ließ sie Ehemann und Kind im Stich, was damals einem Skandal gleichkam. Aber Mütter lassen nur selten ihre Kinder zurück, wenn sie ihren Mann verlassen.”
    “Ach ja?”, gab er zurück und klang ein wenig abgespannt und erschöpft. “Sehen Sie sich doch nur die Nachrichten an. Es gibt Mütter, die
töten
ihre eigenen Kinder.”
    “Ja, aber das ist nicht der Normalfall.”
    “Ja, ja, weil Frauen das schwache Geschlecht sind”, sagte er.
    Hörte er sich tatsächlich verbittert an, oder wollte er sie nur auf den Arm nehmen?
    “In diesem Fall”, fuhr sie fort, “klang es nicht sehr glaubwürdig.”
    “Und woher wussten Sie denn so genau, wo Sie suchen müssen?”
    “Brad und ich haben

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