Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
noch gefährlich. Glaube mir, entsetzlich gefährlich. Wenn du denkst, ich will, daß Mariorie unsere Bewahrerin wird, dann bist du ein größerer Ignorant, als ich dachte.”
Kadarin blickte mich eindringlich an, und ich merkte, daß er seine Worte genau abwog. „Ich glaube dir”, sagte er schließlich. „Aber glaubst du, Marjorie kann es machen?” Ich nickte, wünschte aber, ich könnte lügen und es so venneiden. Das Liebesleben eines Telepathen ist immer höllisch kompliziert. Und Marjorie und ich hatten uns gerade erst gefunden. Wir hatten nur so wenig, so wenig…
„Sie kann, wenn sie will”, sagte ich endlich, „doch sie muß einverstanden sein. Keine Frau kann man zwingen, Bewahrerin zu werden. Es ist eine zu starke Belastung, und es geht nur aus freien Stücken.”
Kadarin blickte uns beide an und sagte: „Dann hängt also alles von Marjorie ab, oder? Wie steht es, Margie? Wirst du für uns die Bewahrerin abgeben?”
Sie blickte mich an und biß sich auf die Lippe. Dann streckte sie mir die Hand entgegen und sagte: „Lew, ich weiß nicht…”
Sie hatte Angst, kein Wunder. Und dann erinnerte ich mich wie in einem zwanghaften Zaubertraum an den Morgen, an dem wir zusammen durch Caer Donn gegangen waren und über unsere Träume geredet hatten. Waren sie nicht eine kleine Gefahr, ein wenig Warten auf unser Glück wert? Eine Welt, in der wir uns nicht schämen müßten, sondern stolz auf unser gemeinsames Erbe sein dürften? Darkovaner und Terraner? Ich spürte, wie auch Marjorie an den Traum dachte, und ohne ein Wort löste sie langsam ihre Hand aus der meinen, und wir nahmen Abstand voneinander. Von diesem Moment an, bis unsere Arbeit beendet und der Zirkel aufgelöst war, würde Marjorie unantastbar, abseits und allein sein. Die Bewahrerin. Keine weitere Abstimmung war notwendig, doch Marjorie sprach die einfachen Worte, als seien sie ein feuerbesiegelter Eid:
„Ich stimme zu. Wenn ihr mir helft, werde ich tun, was ich kann.”
    15
    Zehn Tage lang hatte der Sturm gewütet, war von den Hellers durch die Khilgard-Berge gerast und mit fast unverminderter Wut über Thendara hergefallen. Jetzt war das Wetter klar und schön, doch Regis ritt mit gesenktem Kopf und nahm den freundlichen Tag nicht wahr. Er hatte nach seiner Einschätzung versagt, hatte ein Versprechen geleistet und dann nicht getan. Nun schickte man ihn unter der Obhut Gabriels nach Neskaya, wie ein krankes Kind mit einer Armee. Doch er hob überrascht den Kopf, als sie eine scharfe Biegung hinab in das Tal ritten, in dem Syrtis lag.
„Warum nehmen wir diesen Weg?”
„Ich habe eine Botschaft für Dom Felix”, sagte Gabriel. „Sind die die paar Meilen Umweg zu aufwendig? Ich könnte dich mit der Wache schon nach Edelweiß schicken…” Gabriels Vorsicht und Besorgnis brachten ihn auf. Als spielten ein paar Meilen eine Rolle! Er sagte es mit leichtem Zorn in der Stimme.
Seine schwarze Stute suchte sich mit sicherem Gespür den Weg hinab. Obwohl er gegenüber Gabriel das Gegenteil behauptet hatte, fühlte sich Regis krank und schwach, wie die meiste Zeit nach dem Zusammenbruch bei Kennard. Ein paar Tage hatte er unter Drogen im Delirium verbracht, hatte keine Ahnung, was um ihn her vorging, und selbst das, was er von den vergangenen Tagen behalten hatte, war verschwommen und undeutlich. Danilo war dort, weinte in wildem Protest, wurde grob behandelt, hatte Angst, Schmerzen. Es schien, daß auch Lew manchmal zugegen war und kalt, ernst und wütend auf ihn blickte und wieder und wieder fragte:
„Vor welchem Wissen hast du Angst?” Er wußte, weil man es ihm später gesagt hatte, daß er ein oder zwei Tage lang in einem so gefährlichen Zustand gewesen war, daß sein Großvater Tag und Nacht nicht von seinem Bett gewichen war, und einmal, als Regis zwischen bruchstückhaften Halluzinationen erwachte, hatte er sein Gesicht gesehen und gefragt: „Warum bist du nicht im Rat?” Und der alte Mann hatte heftig geantwortet: „Verdammter Rat!” Oder war das auch ein Traum gewesen? Er wußte, daß Dyan einmal in das Zimmer gekommen war, doch Regis hatte das Gesicht in den Laken verborgen und sich geweigert, mit ihm zu reden, wenn Dyan auch sanft auf ihn einredete. Oder war das auch ein Traum? Und dann war er scheinbar für Jahre bei der Feuerbekämpfung auf Armida gewesen, wo sie Tag und Nacht in Entsetzen verbracht hatten. Während des Tages hielt ihn die harte Arbeit zurück, doch in den Nächten wurde Regis wach und schluchzte und weinte

Weitere Kostenlose Bücher