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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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widerspenstig. „Jetzt, wo du das Kind zu Bett gebracht hast…”
„Laß deinen Spott über den Jungen, Vetter”, sagte ich. „Er ist noch jung, aber Manns genug, allein die Hellers zu überqueren. Ich würde es nicht tun.”
„Das hat mir Vater auch schon gesagt”, antwortete Beltran. „Er war voll des Lobs für den Mut und das gute Benehmen des Jungen! Ich brauche es nicht noch einmal von dir zu hören!” Und wieder wandte er mir den Rücken zu. Nun, ich hatte nur wenig Mitleid mit ihm. Er hätte uns jede Chance auf Danilos Freundschaft und Hilfe verscherzen können, und Danilos Hilfe, das sah ich nun deutlich, war das einzige, was diesen Zirkel noch retten konnte. Wenn man Beltrans Laran voll zur Entfaltung bringen konnte und wir mit Danilos Hilfe noch ein paar andere Telepathen entdeckten und erweckten, gab es eine Chance - zwar nur eine geringe Chance, aber eine, die ich eingehen wollte -, daß es uns irgendwie gelingen würde, die Sharra-Matrix unter Kontrolle zu bringen. Ohne Danilos Mitarbeit schien es hoffnungslos. Marjorie lächelte und sagte: „Dein Freund wollte nicht mit mir reden und mich ansehen. Aber ich würde ihn gern kennenlernen.”
„Er ist aus dem Tal, Liebes, und findet es unhöflich und tölpelhaft, ein Mädchen anzustarren. Aber er ist ein guter Freund.”
Kadarin kräuselte die Lippen. „Aber er ist nicht deinetwegen über die Berge gekommen, sondern wegen des Syrtis-Jungen.”
„Ich bin aus freien Stücken hier, und Regis wußte das”, gab ich zurück, lachte dann aber herzlich. „Bei meinen möglicherweise nicht existierenden Vorvätern, Bob - hältst du mich für eifersüchtig? Ich bin kein Mann für kleine Jungen, aber Regis wurde mir als kleines Kind anvertraut. Er ist mir lieber als mein eigener Bruder.”
Marjorie lächelte ihr atemberaubendes Lächeln und sagte:
„Dann werde ich ihn auch lieben.”
Thyra blickte auf und spottete, begleitet von einigen Akkorden auf der Harfe: „Komm, Marjorie, du bist Bewahrerin. Wenn dich ein Mann anrührt, wirst du in Rauch und Feuer aufgehen oder so.”
Eisige Schauder überfielen mich plötzlich. Marjorie von Sharras Flammen verzehrt… Ich trat einen Schritt auf das Feuer zu, entwand Thyra die Harfe und fing mich dann wieder. Was hatte ich tun wollen? Die Harfe durch das Zimmer schleudern, sie in jenem spöttischen Gesicht zerschmettern? Langsam und zögernd zwang ich meine zitternden Gliedmaßen, sich zu entspannen, nahm die Harfe und legte sie auf die Bank.
„Breda”, sagte ich, und benutzte das Wort für Schwester, nicht das normale, sondern das intimere, welches ebenfalls Liebling bedeuten konnte. „Solcher Spott ist deiner nicht wert. Wenn ich es für möglich gehalten hätte oder wenn ich dich von Anfang an ausgebildet hätte, glaube mir, dann hätte ich dich an Marjories Stelle als Bewahrerin eingesetzt. Glaubst du nicht, daß ich Marjorie lieber frei sähe?” Ich legte meinen Arm um sie. Einen Moment lang war sie widerspenstig und starrte mich wütend an.
„Hättest du mir wirklich darin vertraut, daß ich dein Gesetz der Keuschheit einhielte?” schleuderte sie mir zornig entgegen. Ich war zu schockiert, um eine Antwort zu finden. Schließlich sagte ich: „Breda. nicht, daß ich dir nicht traue - es ist deine Ausbildung.” Sie war in meinen Armen steif gewesen. Plötzlich ließ sie sich locker gegen mich fallen, und ihre Arme umschlangen meinen Hals. Ich dachte, sie würde weinen. Ich sagte zitternd, immer noch mit dem gemischten Gefühl aus Wut und Zärtlichkeit: „Und mach keine Scherze über das Feuer! Evanda sei dir gnädig, Thyra! Du bist niemals auf dem Arilinn gewesen, du hast das Denkmal nicht gesehen, aber hast du, wenn du Balladen singst, noch nie von der Geschichte von Marelie Hastur gehört? Ich habe keine gute Stimme, aber ich werde sie dir erzählen. Ich will sie dir erzählen, damit du dich immer daran erinnerst, über solche Dinge nicht zu scherzen.” Ich mußte hier abbrechen. Meine Stimme versagte.
Kadarin sagte ruhig: „Wir alle haben Marjorie in den Flammen gesehen, doch das war eine Illusion. Du bist doch nicht verletzt worden, Marjorie?”
„Nein, nein, das nicht. Nein, Lew. Tu es nicht, bitte tu es nicht. Thyra hat es nicht so gemeint”, sagte Marjorie zitternd. Ich sehnte mich danach, meine Arme nach ihr auszustrecken, sie zu umfangen und zu beschützen. Doch das würde sie in weitaus größere Gefahr bringen als alles andere, was ich möglicherweise tun konnte.
Ich war ein Narr, Thyra

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