Hasturs Erbe - 15
toll über mich, Und ich traf sie beide ins Herz.
Lew sagte: „Genug davon. Du bist müde und in Sorge um Dani. Außerdem mußt du dich ausruhen. Wenn du dich wieder erholt hast, werde ich dir über unsere Vorhaben berichten. Dann wirst du erfahren, daß diejenigen, die Darkover gegenüber wirklich treu sind, uns am besten dienen, indem sie die Macht der Comyn beschneiden.”
Regis konnte durch die Berührung Lews Aufrichtigkeit spüren, doch er spürte auch Zögern. Seine Hand glitt an Lews Arm entlang und berührte das eingebrannte Zeichen. Er sagte: „Du bist deiner Sache nicht absolut sicher, Lew. Du bist den Comyn verschworen, ihnen gewidmet.”
Lew nahm seine Hand fort und sagte bitter: „Verschworen? Nein. Schwüre, an denen ich keinen Anteil hatte, die für mich abgelegt wurden, als ich fünf Jahre alt war… Aber komm, davon reden wir ein andermal. Wenn du gedacht hast, Dani sei hier ein Gefangener, kann ich dir versichern, du findest ihn in der besten Gästesuite, der einzigen, glaube ich, die für einen Hastur angemessen wäre. Wenn er dein Waffenbruder ist, solltet ihr zusammen untergebracht werden.”
Er wandte sich um und entschuldigte sich kurz bei den Frauen. In seinem sensibilisierten Zustand konnte Regis ihre Gefühle genau spüren: scharfe Ablehnung bei der älteren, die gesungen hatte. Die jüngere dagegen schien nichts anderes im Kopf zu haben als Lew. Er war froh, als sie allein auf dem Flur waren.
„Regis, was ist wirklich mit dir los? Du bist krank!”
Regis versuchte - er wußte, daß es ihm nicht allzu gut gelang -den Kontakt völlig abzubrechen. Er wußte, Lew würde sich ungeheure Sorgen machen, wenn er ihm von der Schwellenkrankheit unterwegs erzählte. Selbst Javanne hatte es als ernste Angelegenheit betrachtet. Aus irgendeinem Grund wollte er es gern verbergen. Er -sagte: „Nichts Besonderes. Ich bin nur sehr müde. Ich bin es nicht gewohnt, in den Bergen zu reiten und habe mir vielleicht eine Erkältung geholt.” Aktiv bekämpfte er Lews Besorgtheit. Er spürte die Angst seines Vetters um ihn, und aus unbekannten Gründen machte es ihn unruhig. Er war kein Kind mehr! Und er spürte auch das Erstaunen, mit dem sich Lew sanft, aber bestimmt entzog.
Lew blieb an der verzierten Doppelflügeltür stehen und sah stirnrunzelnd auf die davor postierte Wache. „Ihr bewacht einen Gast, Sir?” „Sicherheitsmaßnahme, Dom Lewis. Lord Beltran hat befohlen aufzupassen, daß niemand ihn stört. Nicht jeder ist den Talbewohnern freundlich gesonnen. Seht!” Er stieß die Tür auf. „Sie ist nicht verschlossen.”
Lew ging hinein und rief: „Danilo!” Regis folgte ihm und warf einen Blick auf die luxuriöse, altmodische Einrichtung. Danilo trat aus einem Nebenzimmer und blieb wie angewurzelt stehen, Regis spürte überwältigende Erleichterung. Er bekam kein Wort heraus. Lew lächelte. „Du siehst”, sagte er, „er ist lebendig, gesund und unverletzt.” Danilo warf mit einer kämpferischen Geste den Kopfzurück. Er sagte: „Habt ihr ihn auch gefangengenommen?”
„Wie mißtrauisch du bist, Danilo”, antwortete Lew. „Frag ihn selber. Ich schicke euch Diener, die sich um euch kümmern.”
Er berührte Regis leicht am Arm. „Meine eigene Ehre habe ich verschworen, daß euch beiden nichts geschieht und ihr unbehelligt wieder abreisen könnt, wenn es euch besser geht.” Dann fügte er noch hinzu: „Paß gut auf ihn auf, Dani.” Dann schloß er die Tür hinter sich.
18
(Lew Altons Erzählung)
Als ich zurück ins Kaminzimmer kam, spielte Thyra immer noch Harfe, und ich merkte, daß ich nur sehr kurze Zeit fort gewesen war. Sie sang immer noch die Ballade von dem verfemten Wüterich.
Und wann kehrst du zurück?
Bruder sag’s mir, sag’s mir.
Wenn Sonne und Mond zusammen aufgehen,
Und das wird nimmer geschehn.
Das Lied mußte unglaublich alt sein, dachte ich, und sonderbar, daß von einem Mond die Rede war und nicht von vieren! Beltran war zurückgekommen und starrte wütend und abwesend ins Feuer. Er hatte sicher die verdiente Strafpredigt von Kermiac bekommen. Bisher hatte uns die Krankheit des alten Mannes davon abgehalten, ihm zu erzählen, was Beltran getan hatte. Ich war in Sorge, weil Beltran verstimmt war - denn ich konnte nichts dafür, ich mochte ihn und verstand seine Gründe für die voreilige Handlungsweise. Aber was er Danilo angetan hatte, war unverzeihlich, und auch ich war wütend auf ihn.
Und er wußte es. Seine Stimme, als er sich zu mir umwandte, klang
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