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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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schwach”, antwortete Beltran, „aber mach dir keine Sorgen, kleine Schwester, er wird uns alle überleben.”
„Soll ich zu ihm gehen, Beltran?” sagte ich. „Ich habe genügend Erfahrung in der Behandlung von Schocks durch Matrix-Überstimulierung …”
„Das habe ich auch, Lew”, sagte Kadarin freundlich und ließ mich los. „Nicht alles Wissen um Matrixtechnologie ist auf Arilinn eingeschlossen, Bredu. Ich komme ohne Schlaf besser aus als ihr junges Volk.”
Ich weiß, ich hätte darauf bestehen sollen, aber ich hatte nicht den Mut, noch eine von Thyras Tiraden über Arilinn durchzustehen. Und es stimmte, daß Kermiac Ausbildungstechniker hier in den Bergen gewesen war, noch ehe wir alle das Licht der Welt erblickt hatten. Und meine eigene Erschöpfung verriet mich. Ich schwankte ein wenig auf der Stelle, und Kadarin fing mich auf und stützte mich.
„Geh und ruh dich aus, Lew. Rate schläft schon auf dem Teppich. Thyra, ruf jemanden, der ihn zu Bett bringt. Geht nun alle hinaus!”
„Ja”, sagte Beltran. „Morgen haben wir genügend Arbeit. Wir haben sie lange genug aufgeschoben. Jetzt, wo wir den Katalysator-telepathen haben…”
Ich sagte nüchtern: „Es kann eine lange Zeit dauern, ihn zu überzeugen, daß er dir vertrauen kann. Beltran. Und du kannst ihn nicht zwingen. Du weißt das, oder?”
Beltran sah wütend aus. „Ich würde nicht ein Haar auf seinem kostbaren kleinen Kopf krümmen, Vetter. Aber du gibst dir besser reichlich Mühe, ihn zu überzeugen. Ohne seine Hilfe weiß ich nicht, was wir tun sollen.”
Ich wußte es auch nicht. Wir brauchten Danilo sehr. Ruhig trennten wir uns, ein jeder ernüchtert. Ich hatte das Gefühl, ein schweres Gewicht laste auf meinem Herzen. Thyra ging neben dem stämmigen Diener her, der Rafe ins Bett trug. Kadarin und Beltran, das wußte ich, würden bei Kenniac wachen. Ich hätte ebenfalls daran teilnehmen sollen. Ich liebte den Alten und war für den momentanen Kontrollverlust, der ihn niedergerissen hatte, verantwortlich. Ich wollte Marjorie am Fuß der Treppe zu ihrem Turm verlassen, doch sie umklammerte fest meine Hand.
„Bitte, Lew. Bleib bei mir. Wie neulich.”
Ich wollte schon zustimmen, dann merkte ich etwas anderes.
Ich traute mir nicht.
Ob es der kurze körperliche Kontakt zu Thyra gewesen war oder die Aufregung durch den Streit oder die alten Lieder und Balladen. Ich vertraute mir nicht!
Selbst jetzt bedurfte es all meiner schmerzhaft erworbenen Disziplin, wirklich aller, mich zurückzuhalten, um sie nicht in die Arme zu schließen, sie wild zu küssen, die Treppe hinaufzutragen in jenes Zimmer, zu dem Bett, das wir so keusch miteinander geteilt hatten… Genau hier hielt ich mich zurück. Aber unser Kontakt war enorm intensiv. Sie hatte jenes Bewußtsein in mir gesehen, gefühlt, geteilt. Sie errötete, wandte jedoch die Augen nicht ab. Schließlich sagte sie ruhig: „Du hast gesagt, wenn wir wie jetzt arbeiten, könne nichts passieren, das mich verletzten oder… in Gefahr bringen könnte.”
Erstaunt schüttelte ich den Kopf. „Ich verstehe es auch nicht, Marjorie. Normalerweise, in diesem Zustand…” - und hier lachte ich, es war ein kurzer, freudloser Ton - „… könnten du und ich nackt nebeneinander liegen und wie Brüder oder unschuldige Kinder schlafen. Ich weiß nicht, was geschehen ist, Marjorie, aber ich wage es nicht. Götter!” Ich schrie sie fast an. „Glaubst du nicht, daß ich dich will?”
Jetzt blickte sie einmal kurz beiseite. Flüsternd sagte sie: „Kadarin sagt, es ist nur ein Aberglaube. Ich… ich nehme das Risiko auf mich, wenn du zustimmst.”
Jetzt war ich wirklich beschämt. Eigentlich war ich disziplinierter. Ich holte tief Luft und löste die Hände vom Treppengeländer. „Nein, Liebes. Vielleicht kann ich herausfinden, was hier falsch ist. Aber ich muß allein sein.”
Ich hörte ihr Flehen, nicht durch Worte, sondern direkt in meine Gedanken, in mein Herz hinein: Verlaß mich nicht! Laß mich nicht allein, Lew … Abrupt brach ich den Kontakt ab, schloß sie aus. Es tat schrecklich weh, aber ich wußte, wenn ich es weiter anhörte, würde ich sie nicht verlassen können, und ich wußte auch, wie es enden würde. Und ihre Disziplin gewann wieder die Oberhand. Sie schloß die Augen und holte tief Luft. Ich sah jenen merkwürdigen Blick mit einer Mischung aus Distanz, Zurückziehen und Isolation über ihre Züge gleiten. Der Blick Callinas am Abend des Festes. Der Blick, den ich so oft auf Jannas

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