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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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was mit ihm geschehen war, was ihm im Moment passierte, eigentlich kein so katastrophales Schuldgefühl und solchen Selbsthaß verursachen konnte. Er hatte sich nicht einmal viel daraus gemacht, als ihn die anderen Kadetten für Dyans Lustknaben gehalten hatten.
Aber das war, bevor er von Dyans Tat gewußt hatte…
Dyans Schatten lag schwer auf Regis. Und noch schwerer auf Danilo. Regis wußte, er konnte es nicht ertragen, wenn Dani über ihn ähnlich wie über Dyan dachte… selbst wenn Regis so über sich dachte…
Seine Gedanken wirbelten durcheinander, doch plötzlich wußte Regis, daß er eine Wahl hatte. Angesichts dieser unerträglichen Selbsterkenntnis konnte er wieder versuchen, was er als Zwölfjähriger getan hatte, und dieses Mal würden die Barrieren stehenbleiben. Er konnte es wieder vergessen. Er konnte das Unwillkommene abschirmen, die ungewollte Selbsterkenntnis abstellen und damit das unerwünschte, unerträgliche Laran. Er würde wieder frei sein, und dieses Mal würde es niemandem gelingen, die Barriere zu durchbrechen. Wenn er kein Laran hatte, würde es keine Rolle spielen, wenn er die Comyn verließ, irgendwo ins Imperium reiste, um niemals zurückzukehren. Er hinterließ sogar einen Erben, der seinen Platz einnehmen konnte. Er hatte es einmal geschafft. Er würde es wieder tun können. Er konnte Danilo ohne Schuldgefühl und Angst am Morgen entgegentreten, mit ihm unschuldig wie mit einem Freund umgehen. Er brauchte nie wieder die Angst zu haben, daß Danilo seine Gedanken lesen und erfahren würde, daß Regis lieber sterben wollte, als sie ihm zu enthüllen.
Er hatte es einmal getan. Selbst Lew hatte diese Barriere nicht durchbrechen können. Die Versuchung war fast unerträglich. Mit trockenem Mund blickte Regis zu dem schlafenden Jungen zu seinen Füßen. Wieder frei sein, dachte er, frei von dem allen. Er hatte aber Danis Eid als ein Hastur entgegengenommen. Hatte seine Dienste und seine Liebe akzeptiert.
Er war nicht mehr frei. Er hatte es zu Danilo gesagt, und auch für ihn traf dies zu: Sie hatten keine Wahl. Es war über sie gekommen, und sie hatten nur die Möglichkeit, es zu mißbrauchen oder in Ehren damit fertig zu werden.
Regis wußte nicht, ob er in Ehren damit fertig werden konnte, doch er wußte, er würde es versuchen müssen. Ein Küken konnte nicht zurück ins Ei schlüpfen.
Jedenfalls lag die Hölle vor ihm.
    20
    (Lew Altons Erzählung)
    Kurz nach Sonnenaufgang fiel ich in einen verkrampften Schlummer. Einige Zeit später weckte mich ein merkwürdiges Geräusch, Schreie von Frauen - nein, es war ein Heulen, ein Ton, den ich nur einmal zuvor gehört hatte … auf meiner Reise in den Hinterwald, in einem Haus, in dem der Tod war…
Ich warf mir ein paar Kleider über und rannte auf den Flur. Er war voller Menschen. Diener huschten hin und her. Keiner war bereit, anzuhalten und meine Fragen zu beantworten. Am Fuß der kleinen Treppe zum Turm traf ich Marjorie. Sie war so weiß wie ihr Hausgewand. „Liebling, was ist los?”
„Ich weiß es nicht. Es ist die Totenklage!” Sie streckte eine Hand aus und zwang eine der vorbeieilenden Frauen zum Stehenbleiben. „Was ist los? Was soll das Klagen? Was ist geschehen?”
Die Frau rang nach Luft. „Es ist der alte Herr, Domna Marguerida. Euer Pate. Er ist heute Nacht gestorben …”
Sobald ich die Worte vernahm, merkte ich, daß ich sie erwartet hatte. Ich war betroffen und bekümmert. Selbst in so kurzer Zeit hatte ich meinen Onkel lieben gelernt, und über meinen persönlichen Kummer hinaus war ich bestürzt über die Bedeutung seines Todes. Nicht nur für die Domäne Aldaran, sondern für ganz Darkover. Er hatte lange und gut regiert. „Thyra”, flüsterte Marjorie. „Evanda sei uns gnädig. Was wird sie tun. Wie wird sie leben können?” Sie umklammerte meinen Arm. „Er ist ihr Vater, Lew! Wußtest du das? Mein Vater hat sie anerkannt, doch sie war nicht von ihm. Und es war ihre Handlung, ihr Fehler, der ihn getötet hat!”
„Nicht ihrer”, sagte ich sanft. „Sharras.” Ich hatte zu glauben begonnen, daß wir vor ihr alle hilflos waren. Morgen - nein, heute, je eher, desto besser - würde ich sie dem Schmiedevolk zurückgeben. Desideria hatte recht gehabt: Bei ihnen hatte sie sicher gelegen. Sie hätte dort bleiben sollen. Ich quälte mich mit dem Gedanken, was Beltran wohl dazu sagen würde. Aber Kadarin hatte Desideria versprochen, es meinem Urteil zu überlassen.
Zunächst mußte ich dem Totenzimmer einen Besuch

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