Hasturs Erbe - 15
ausgesuchter Höflichkeit, entschuldigte sich in förmlichen Worten bei Danilo für die Art und Weise, wie seine Männer ihren Befehl überzogen hatten. Wenn in diesen Worten eher Diplomatie als aufrichtiges Bedauern lag, dann konnte meiner Meinung nach nur ein sehr starker Telepath den Unterschied heraushören. Er endete mit den Worten: „Laßt uns über dem Ziel, das ich anstrebe, die persönlichen Konflikte vergessen. Es wird der Tag kommen, wenn die Menschen aus dem Gebirge und aus den Domänen die uralten Streitigkeiten vergessen und für das Gute in unserer Welt zusammenarbeiten müssen. Können wir uns nicht wenigstens darauf einigen, Regis Hastur, daß Ihr und ich miteinander für eine Welt sprechen und daß unsere Väter und Großväter hätten miteinander arbeiten sollen und nicht gegeneinander?”
Regis verbeugte sich formlich. Ich bemerkte, daß er wieder seine alten Kleider trug. „Um Euretwillen, Lord Beltran, wünschte ich, ich würde die Kunst der Diplomatie besser beherrschen, so daß ich die Hasturs hier besser vertreten könnte. So wie die Dinge aber nun stehen, kann ich hier nur mich selbst vertreten. Ich hoffe, der lange Frieden zwischen Aldaran und den Domänen wird während unserer Lebenszeit und darüber hinaus andauern.” „Und möge es kein Frieden unter der Faust der Terraner sein”, fügte Beltran hinzu. Regis verbeugte sich lediglich noch einmal, ohne ein Wort zu verlieren.
Kadarin sagte mit verbissenem Lächeln: „Ich sehe, daß Ihr, Lord Regis, bereits die beste Fähigkeit der Comyn beherrscht, nämlich mit vielen Worten nichts zu sagen. Genug von diesem Herumschleichen um den heißen Brei! Beltran, sag ihnen, was du von ihnen erwartest!”
Beltran begann noch einmal, seine Ziele darzulegen, die Darkover in die Unabhängigkeit, zur Autarkie, führen und ihnen ermöglichen sollte, Raumfahrt zu betreiben. Ich lauschte noch einmal und verfiel ein letztes Mal diesem Traum. Ich wünschte - und alle Götter, die es jemals gegeben hat, werden wissen, wie sehr ich es wünschte -, daß dieser Plan umgesetzt würde. Wenn Danilo uns helfen würde, mehr Telepathen zu erwecken, wenn man Beltrans eigene Fähigkeiten an den Tag bringen könnte, wenn wir eine andere Energiequelle als die unmögliche Sharra hätten…
Beltran schloß seine Rede, und ich wußte, daß zumindest in diesem Moment unsere Gedanken den gleichen Weg gingen: „Wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir von deiner Hilfe abhängig sind, Danilo. Du bist ein Katalysatortelepath, eine der seltensten Begabungen unter den Psi-Kräften, und wenn du sie in unseren Dienst stellst, steigen unsere Erfolgschancen ungeheuer. Man braucht wohl nicht zu erwähnen, daß man dich über alle Vorstellungen hinaus entlohnen würde. Du wirst uns doch helfen, oder?”
Danilo begegnete dem ansteckenden Lächeln mit einem leicht erstaunten Stirnrunzeln. „Wenn das, was Ihr tut, eine so gerechte und richtige Sache ist, Lord Aldaran, warum habt ihr dann zum Mittel der Gewalt gegriffen? Warum habt Ihr mich nicht aufgesucht, es mir erklärt, um meine Hilfe gebeten?”
„Komm, komm”, antwortete Beltran gutmütig, „kannst du mir das nicht vergeben?” „Ich vergebe Euch gern, Sir. Eigentlich bin ich Euch nicht wenig dankbar dafür. Andernfalls hätte ich mich vielleicht in eine Sache hineingedrängt gefühlt, von der ich nicht gänzlich überzeugt gewesen wäre. Jetzt bin ich mir nicht so sicher. Ich habe zu schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, die wohlgesetzte Worte reden, aber das tun, was immer sie für angemessen halten, um zu bekommen, was sie wollen. Wenn Eure Sache eine gute Sache ist, sollte ich meinen, jeder Telepath würde sich glücklich schätzen, Euch helfen zu können. Wenn mir das jemand klarmachen kann, dem ich vertraue, und wenn mein Herr mir die Erlaubnis gibt…” - er wandte sich Regis zu und verbeugte sich - „… dann stehe ich Euch zu Diensten. Aber zuerst muß ich völlig überzeugt sein, daß Eure Motive und Ziele so lauter sind, wie Ihr es darstellt…” - er blickte Beltran direkt in die Augen, und ich schnappte über seinen Mut nach Luft - „… und nicht lediglich nette Worte, um Machthunger und persönlichen Ehrgeiz zu kaschieren.”
Beltran wurde rot wie ein Truthahn. Er war es nicht gewohnt, daß ihm jemand Paroli bot, und daß ihm dieser schäbige Niemand eine Lektion in Moral hielt, konnte er nicht ertragen. Eine Sekunde lang dachte ich, er würde den Jungen schlagen. Wahrscheinlich fiel ihm
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