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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sollte die Terraner überzeugen, daß es lohnt, auf uns ein Auge zu werfen. Matrixgetriebene Flugzeuge sind da schon schwieriger. Es gibt vielleicht Aufzeichnungen darüber auf dem Arilinn. Aber an die heranzukommen, würde weder schnell noch leicht sein.«
    »Meinst du immer noch, ich passe nicht in einen Matrixzirkel hinein?«
    »Es gibt keine Frage des Hineinpassens. Du bist dazu nicht fähig! Tut mir leid. Beltran. Einige Kräfte können sich noch entwickeln. Aber ohne einen Katalysatoren …«
    Er schloß den Mund und sah einen Moment lang häßlich aus. Dann lachte er. »Vielleicht können wir eines Tages den Syrtis-Jungen überzeugen hierherzukommen. Du sagtest doch, er liebt die Comyn nicht.«
    Ich hatte keinen Laut gehört, aber Thyra stand auf und ging hinaus in die Halle. Wenige Augenblicke später kam sie mit Kadarin zurück. Er hielt ein langes, umhülltes Bündel auf den Armen und winkte die Diener beiseite, die es ihm abnehmen wollten.
    Kermiac wollte gerade die Tafel verlassen. Er erwartete Kadarin am Rand des Podiums, während die anderen die Halle verließen. Kadarin sagte: »Ich habe sie, Oheim, und ich hatte auch einen gehörigen Kampf mit der Dame. Desideria sendet dir ihre besten Wünsche.« Er machte ein schiefes Gesicht. Kermiac sagte mit bekümmertem Lächeln: »Ach, Desideria hatte schon immer ihren eigenen Kopf. Du mußtest sie doch nicht mit Gewalt überzeugen?«
    In Kadarins Grinsen lag Sarkasmus. »Du kennst Lady Storn besser als ich. Glaubst du wirklich, es hätte etwas genützt? Glücklicherweise war es nicht nötig. Ich habe ein wenig Talent, Frauen zu überreden.«
    Kermiac streckte die Hand aus, das Bündel in Empfang zu nehmen, doch Kadarin schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe ihr etwas versprochen und muß es auch halten, Oheim. Nämlich, daß ich sie nur in die Hände eines Arilinn-Telepathen übergebe und mich seinem Urteil beuge.«
    Kermiac nickte und sagte: »Das ist ein gutes Urteil. Erfülle bitte dein Versprechen, Bob.«
    Kadarin legte das lange Bündel auf eine Bank, während er sich das schneeverkrustete Überzeug auszuziehen begann. Ich sagte: »Du siehst aus, als seist du in schlechtestem Wetter draußen in den Hellers gewesen, Bob. War es so schlimm?«
    Er nickte. »Ich wollte mich hiermit nicht irgendwo aufhalten oder vom Sturm festgesetzt werden.« Er nickte auf das Bündel, nahm das heiße Getränk, das ihm Marjorie brachte und schluckte es durstig hinunter. »Der Winter kommt früh. Es war noch ein schlimmerer Sturm auf dem Hinweg. Was habt ihr in der Zwischenzeit gemacht?«
    Thyra blickte ihn mit großen Augen an, und ich spürte einen kleinen, kaum wahrnehmbaren Schock, die rasche Berührung und Verbindung, als er den Zirkel betrat. Es war leichter als lange Erklärungen. Er stellte die leere Tasse ab und sagte: »Gut gemacht, Kinder.«
    »Nichts ist gemacht«, gab ich zurück, »wir haben bloß angefangen.«
    Thyra kniete sich nieder und begann, die Knoten des langen Bündels aufzuschnüren. »Nein«, sagte Kadarin, »ich habe es versprochen. Nimm du es, Lew.«
    »Wir wissen es«, sagte Thyra. »Wir haben dich gehört.« Sie klang ungeduldig.
    »Und mein Wort ist für dich nichts wert, Wildkatze?« Seine Hand, die die ihre reglos hielt, war groß, braun, mit ausgeprägten Knöcheln. Wie die Ardais und Aillards hatte er sechs Finger. Auch dort konnte man leicht nichtmenschliches Blut vermuten. Thyra lächelte ihn an und drängte sich an ihn, indem sie sagte: »Lew, das ist deine Sache.«
    Ich kniete mich neben das Bündel und begann, die schwere Umhüllung aufzuschnüren. Es war länger und schmaler als mein Arm und war in viele Schichten Leinentuch gehüllt, wobei die einzelnen Lagen mit bestickten Bändern verknotet waren. Marjorie und Beltran blickten mir über die Schulter, während ich mit den Knoten kämpfte. Nach dem letzten Leinentuch kam eine Schicht roher, farbloser Seide, wie die Isolierungsschicht einer Matrix. Als ich es schließlich abgerollt hatte, sah ich ein altes Zeremonienschwert, das aus purem Silber geschmiedet war. Ein atavistisches Prickeln lief mir den Rücken hinab. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Aber ich wußte, was es war.
    Meine Hände weigerten sich fast, es anzurühren, trotz der Schönheit des Gegenstandes, den das Schmiedevolk zum Schutz und zur Verzierung angefertigt hatten. Dann zwang ich mich wieder zur Vernunft. Ich nahm den Knauf in die Hand und spürte das pulsierende Leben darin. Ich nahm das Schwert in beide Hände

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