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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und drehte den Knauf heftig herum.
    Er fiel in meine Hand. Drinnen lag die Matrix, ein großer blauer Stein mit einem inneren, glimmendem Feuer, welches mich, obwohl ich dafür ausgebildet war, schwindlig werden ließ und mir die Sicht nahm.
    Ich hörte Thyra laut nach Atem ringen. Beltran hatte sich schnell abgewandt. Wenn es mich nach drei Jahren auf dem Arilinn um Kontrolle kämpfen ließ, konnte ich mir vorstellen, wie er sich fühlte. Rasch hüllte ich die Matrix wieder in die Seide und nahm sie dann vorsichtig zwischen die Finger. Ich zögerte ungeheuer, auch nur für einen Augenblick in die endlosen, lebendigen Tiefen zu blicken. Schließlich versenkte ich meinen Blick hinein. Der Raum verschwand und wirbelte um mich herum. Eine Sekunde lang spürte ich, wie ich fiel, sah das Gesicht eines jungen Mädchens, von Flammen gerahmt, scharlachrot, orange und leuchtend. Es war ein Gesicht, das ich irgendwie kannte – Desideria! Die alte Frau, die ich aus Kadarins Gedanken kennengelernt hatte! Dann bewegte sich das Gesicht, löste sich auf, war keine Frau mehr, sondern eine Feuersäule in Form einer Frau mit goldenen Ketten, flammend, zuckend, Mauern, die wie Staub zerkrümelten …
    Ich wickelte sie wieder in die Seide und sagte: »Wißt ihr, was das ist?«
    Kadarin sagte: »Das alte Schmiedevolk hat sie benutzt, um die Metalle aus den Tiefen der Erde zu ihren Feuern zu bringen.«
    »Ich bin nicht so sicher«, meinte ich. »Man hat einige der Sharra-Matrizes so eingesetzt. Andere waren … weniger unschuldig. Ich bin nicht sicher, ob dies eine abgeschirmte Matrix ist.«
    »Um so besser. Wir wollen keine Comyn-Augen, die bei uns spionieren.«
    »Aber das bedeutet, daß sie grundsätzlich unkontrollierbar ist«, sagte ich. »Eine abgeschirmte Matrix hat einen Sicherheitsfaktor: Wenn sie außer Kontrolle gerät, übernimmt der Monitor sie und zerbricht den Zirkel. Deshalb habe ich meine rechte Hand noch.« Ich zeigte die häßliche Narbe. Er wich sichtlich zurück und sagte: »Hast du Angst?«
    »Daß es wieder passiert? Nein, ich weiß, welche Vorsichtsmaßnahmen ich ergreifen muß. Aber vor dieser Matrix? Ja, das habe ich.«
    »Ihr Comyns seid abergläubische Feiglinge. Mein ganzes Leben lang habe ich von den im Arilinn ausgebildeten Telepathen und, ihrer Technik gehört. Und jetzt hast du Angst …«
    Zorn stieg in mir auf. Comyn war ich. Aber feige? Ich hatte das Gefühl, daß die Wut in mir hochstieg, pulsierte und durch meinen Arm schoß, der die Matrix hielt. Ich warf sie zurück ins Schwert und versiegelte sie dort. Thyra sagte: »Wir haben nichts davon, wenn ihr euch beschimpft. Lew, kann man die Matrix für das benutzen, was Beltran vorhat?«
    Ich spürte in mir ein unbegreifliches Gefühl, das Schwert wieder in die Hand nehmen zu wollen. Die Matrix schien mich zu rufen, zu fordern, daß ich sie herausnähme, sie beherrsche … Es war eine sinnliche Begierde. Konnte der Stein wirklich so gefährlich sein? Ich hüllte die Leintücher um sie herum und dachte über Thyras Frage nach.
    Schließlich sagte ich: »Vorausgesetzt, man hat einen voll ausgebildeten Zirkel, auf den man sich verlassen kann, ja. Ein Zirkel im Turm besteht normalerweise aus sieben oder acht Mechanikern und der Bewahrerin, und wir gehen nur selten mit vier- oder fünfschichtigen Matrizes um. Ich weiß, daß diese hier stärker ist. Und wir haben keine ausgebildete Bewahrerin.«
    »Thyra kann das machen«, sagte Kadarin.
    Ich dachte einen Moment darüber nach. Sie hatte schließlich uns alle auf sich bezogen und mit rascher Präzision die Zentralposition eingenommen. Doch schließlich schüttelte ich den Kopf.
    »Ich würde es nicht riskieren. Sie hat zu lange wild gearbeitet. Sie hat sich die Technik beigebracht, und unter Belastung könnte sie die Kontrolle verlieren.« Ich dachte an die stolze Bestie, die ich gefühlt hatte, als sich der Zirkel formte. Ich spürte Thyras Blick und wurde sehr verlegen, doch man hatte mich innerhalb eines Zirkels zu absoluter Aufrichtigkeit erzogen. Man kann sich nicht voreinander verstecken. Es ist eine Katastrophe, wenn man es auch nur versucht.
    »Ich kann sie kontrollieren«, sagte Kadarin.
    »Tut mir leid, Bob, das ist nicht die richtige Antwort. Sie muß sich selber kontrollieren, andernfalls wird es sie umbringen, und es ist kein schöner Tod. Ich könnte sie auch selber kontrollieren, aber grundsätzlich ist es Aufgabe der Bewahrerin, die Kontrolle auszuüben. Ich vertraue ihrer Kraft, Bob, aber

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