Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
zitterst, verbrauchst du zuviel Energie. Du mußt dich konzentrieren können!« Mir gefiel, wie sie es anfaßte. Mein eigenes Frösteln war innerlich. Ich wies Beltran einen Platz etwas außerhalb des Zirkels an. Ich weiß, es war eine bittere Pille für ihn, daß der zwölfjährige Rafe hier teilhaben konnte und er nicht, und er tat mir unendlich leid, doch die erste Regel bei der Matrix-Arbeit lautet, daß man seine eigenen Grenzen erkennen und akzeptieren muß. Wenn Beltran es nicht konnte, hatte er im Umkreis von einer Meile um den Zirkel keinen Platz.
    Ein richtiger Zirkel war eigentlich nicht notwendig, doch ich zog uns eng zueinander, so daß die magnetische Energie unserer Körper ineinander verlief und die wachsende Verbindung verstärkte.
    Ich wußte, dies war Wahnsinn – eine teilweise ausgebildete Bewahrerin, ein kaum ausgebildeter Psi-Monitor … eine illegale, unabgeschirmte Matrix … und dennoch dachte ich an die Pioniere in den ersten Tagen unserer Welt, die zuerst die Matrizes zähmten. Kolonisten von der Erde? Kadarin glaubte es. Bevor die Türme entstanden, ehe ihre Arbeit durch Rituale und Aberglauben beschützt wurde. Und es lag an uns, ihre Schritte zu wiederholen!
    Ich trennte Knauf und Klinge und nahm die Matrix heraus. Sie war noch nicht aktiviert, doch bei der Berührung zuckte die alte Narbe in meiner Hand vor Schmerz. Marjorie bewegte sich mit ruhiger Sicherheit in die Mitte des Kreises. Sie stand mit dem Gesicht zu mir und legte eine Hand auf den blauen Stein … ein Wirbel, der mich in seine Tiefen hineinziehen wollte, ein Mahlstrom … Ich schloß die Augen und suchte die Verbindung mit Marjorie, wurde ruhiger, als ich ihren Kontakt wie seidene Stärke empfand. Ich fühlte, wie Thyra an ihren Platz trat, dann Kadarin; das Gefühl, als würde eine fast unerträgliche Last durch seine Stärke gemildert, als nähme er ein großes Gewicht auf seine Schultern. Rafe glitt hinein wie ein kleines Pelztier, das sich an uns kuschelte.
    Ich hatte das sonderbare Gefühl, daß die Kraft aus dem Stein heraus in den Zirkel strömte. Es war, wie an eine kraftvolle Batterie angeschlossen zu sein, die in uns allen in Körper und Gehirn vibrierte. Das war falsch, das war sehr falsch. Es war merkwürdig belebend, aber ich wußte, daß wir dem nicht einmal für eine Minute nachgeben durften. Erleichtert merkte ich, wie Marjorie die Kontrolle gewann und mit bestimmender Kraft den Strom richtete und durch sie hindurch nach außen lenkte.
    Einen Moment stand sie wie eingehüllt in tanzende, zuckende Flammen. Dann nahm sie für einen Augenblick das Bild einer Frau an … golden, gekettet, kniend , wie sich das Schmiedevolk seine Göttin vorstellte … Ich wußte, dies war eine Illusion, doch es schien, als strecke Marjorie – oder die zuckende Feuergestalt, die um sie und über ihr drohte – die Hand nach den Rotoren des Hubschraubers aus und drehe sie wie ein Kind einen Kreisel. Mit meiner normalen Hörfähigkeit vernahm ich das summende Geräusch, als sich die Rotoren zu drehen begannen, erst langsam unter der kontrollierenden Kraft, dann schneller zu einem schnurrenden Geräusch, einem Dröhnen, einem Kreischen, das die Luftströme auffing. Langsam, langsam hob sich die große Maschine und schwebte einige Zentimeter über dem Boden.
    Wollte hinauf, wollte fliegen …
    Halt sie dort! Ich lenkte die Kraft nach außen, während Marjorie sie formte und gestaltete. Ich fühlte, wie sich alle anderen eng an mich preßten, wenn wir uns auch körperlich nicht berührten. Als ich zitterte und den starken Strom der verbundenen Kräfte fühlte, erkannte ich wie in einer Abfolge von Blitzen die große Feuergestalt, die ich schon früher gesehen hatte, Marjorie und wieder nicht Marjorie, ein roher Kraftstrom, eine nackte Frau, himmelhoch mit wildem Haar, jede Locke ein Feuerstrom … Ich fühlte eine sonderbare Wut in mir aufsteigen. Nimm den Hubschrauber, der dort nutzlos ein paar Zentimeter über dem Boden schwebt, schleudere ihn in den Himmel, hoch, hoch, schleudere ihn wie eine Rakete gegen die Türme von Burg Aldaran, brennend, zerschellend … zertrümmert die Mauern wie Sand, schleudert einen Feuerregen ins Tal, Feuerregen auf Caer Donn, legt den terranischen Stützpunkt in Schutt und Asche … Ich kämpfte gegen diese Bilder von Feuer und Zerstörung, wie ein Reiter gegen ein hartnäckiges Pferd kämpft. Zu stark, zu stark . Ich roch Moschus; eine wilde Bestie stolzierte durch den Dschungel meiner Gefühle,

Weitere Kostenlose Bücher