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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Belebung dieser enormen Matrix gespürt hatte. Mein Vater war ein ungewöhnlicher Telepath. Er hatte auf Arilinn unter einer der letzten Bewahrerinnen der alten Schule gedient. Er mußte das Erwachen von Sharra gefühlt haben.
    Wußte er, was wir taten?
    Als würde Marjorie meinen Gedanken folgen, sagte sie: »Lew, was ist dein Vater für ein Mensch? Mein Pate hat immer gut von ihm geredet.«
    »Ich möchte nicht über meinen Vater reden, Marjorie.« Doch meine Barrieren waren durchbrochen, und jener wütende Teil kehrte zurück mit all der alten Bitterkeit. Er war gewillt gewesen, mich zu töten, um seinen Willen durchzusetzen. An mich dachte er nicht mehr als an …
    Marjorie sagte leise: »Du bist im Unrecht, Lew. Dein Vater liebte dich. Er liebt dich auch jetzt. Nein, ich lese nicht deine Gedanken. Du hast sie … übertragen. Aber du bist ein liebevoller Mensch, eine sanfte Persönlichkeit. Und weil du so bist, mußt du auch geliebt worden sein. Sehr sogar.«
    Ich senkte den Kopf. Gewiß, gewiß, in all den Jahren hatte ich mich seiner Liebe sicher gefühlt. Er hätte niemals mit einer Lüge leben können. Nicht mir gegenüber. Wir waren immer offen zueinander gewesen. Doch irgendwie machte das alles schlimmer. Er liebte mich und benutzte mich so skrupellos …
    Sie flüsterte: »Ich kenne dich, Lew. Du hättest es nicht ertragen können – oder wärest du lieber ohne Laran gewesen? Ohne das volle Potential deiner Gabe? Er wußte, daß dein Leben ohne das nichts wert gewesen wäre für dich. Blind, taub, verkrüppelt … daher ließ er dich das Risiko eingehen. Um das zu werden, was du bist.«
    Blind vor Schmerz, legte ich den Kopf auf ihre Knie. Sie hatte mir etwas zurückgegeben, wovon ich nicht wußte, daß ich es überhaupt verloren hatte. Sie hatte mir die Sicherheit der Liebe meines Vaters zurückgegeben. Ich konnte nicht aufblicken, wollte nicht, daß sie mein verzerrtes Gesicht ansah, und merkte, daß ich weinte wie ein Kind. Sie wußte es sowieso. Ich glaube, dies war meine Art, ein Tantrum zu geben. Thyra widersetzte sich Befehlen. Rafe bekam die Schwellenkrankheit. Kadarin und Beltran gingen aufeinander los … und ich begann wie ein Kind zu weinen …
    Nach einer Weile nahm ich ihre Hand und küßte die zarten Finger. Sie sah zerquält und erschöpft aus. Ich sagte: »Du mußt dich auch ausruhen, Liebling.« Ich hegte tiefen Stolz darauf, wie sie die Kontrolle ergriffen hatte. Sie lehnte sich zurück in die Kissen. Ich beugte mich nieder, wie ich es auch auf dem Arilinn getan hätte, und ließ meine Hand sanft über ihren Körper gleiten. Ich berührte sie dabei natürlich nicht, sondern spürte nur die Energieströme auf und suchte die Nervenzentren. Sie legte sich ruhig lächelnd zurück, lächelte über die Berührung, die eigentlich keine war. Ich spürte, daß sie immer noch ausgelaugt war, ohne Energie, doch es würde nicht lange anhalten. Die Kanäle waren frei. Ich war froh, daß sie den anstrengenden Anfang so gut und ohne Schaden zu nehmen überstanden hatte.
    In jenem Moment fühlte ich mich nicht sehr eingeengt, denn sie war für mich ein Tabu. Ich spürte entfernt ihre Gedanken, doch es lag keine sexuelle Begierde darin. Es war einfach ein intensives und überwältigendes Gefühl der Liebe, wie ich es noch niemals irgend jemandem gegenüber empfunden hatte. Ich brauchte es nicht auszusprechen. Ich wußte, daß es ihr ebenso erging.
    Wenn ich Marjories Gedanken nicht erreicht hätte, wäre ich vor Begierde wahnsinnig geworden und hätte mit jeder Nervenfaser nach ihr verlangt. Aber wir teilten dies, und es reichte aus. Es reichte fast, und der Rest lag sicher vor uns.
    Ich wußte die Antwort, doch ich wollte die Worte auch aussprechen.
    »Wirst du mich heiraten, wenn das alles vorbei ist, Marjorie?«
    Mit einer Schlichtheit, die mir das Herz anrührte, sagte sie: »Ich will. Aber werden die Comyn es dir erlauben?«
    »Ich werde sie nicht fragen. Dann werden die Comyn schon gelernt haben, daß sie nicht befugt sind, sich in das Leben anderer einzumischen.«
    »Ich möchte dir keine Probleme bereiten, Lew. Mir bedeutet die Heirat nicht soviel.«
    »Aber mir«, entgegnete ich heftig. »Glaubst du, ich will, daß unsere Kinder Bastarde werden? Ich will sie als meine Erben auf Armida sehen, und zwar ohne die Kämpfe, die mein Vater für mich ausfechten mußte.«
    Ihr Lachen war anbetungswürdig. Schnell wurde sie wieder ernst. »Lew, Lew, ich lache nicht über dich, Liebling. Es macht mich

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