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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wurde, denn auch ich hatte tagelang im Sattel gesessen. Schließlich gab ich auf und ging zurück in mein Zimmer. Ich konnte nicht die ganze Nacht durch Schloß Comyn rasen und seinen Namen rufen! Ich konnte mir auch nicht Einlaß in die Suite des Regenten erzwingen und fragen, ob er dort sei. Es gab Grenzen für Kennard Altons Bastard. Vermutlich hatte ich sie bereits überschritten. Ich konnte nur verzweifelt hoffen, daß ihn das Kirian schläfrig machen würde oder daß er vor Erschöpfung zusammensänke und zurückkäme, um sich auszuruhen oder sich in die Hastur-Räume begäbe, um dort zu schlafen.
    Ich wartete stundenlang und sah die Sonne blutrot in den Nebeln über dem terranischen Raumhafen aufgehen, bevor ich steif und kalt auf der Steinbank vor dem Feuer einschlief.
    Doch Regis kam nicht zurück.
     

 
3
     
    Regis rannte benommen und verwirrt durch die Flure. Kleine Lichtpunkte blitzten immer noch auf seiner Netzhaut auf, und die innere Übelkeit schüttelte ihn. Nur ein Gedanke zerrte an ihm:
    Versager. Ich bin ein Versager. Selbst Lew, der im Turm ausgebildet wurde und fähig ist, konnte mir nicht helfen. Es ist einfach nichts da. Als er das mit dem Potential sagte, wollte er mich besänftigen, als wolle er ein Kind trösten.
    Schloß Comyn war ein Labyrinth, und Regis war seit Jahren nicht mehr dort gewesen. Über kurzem hatte er sich nach dem ersten wilden Drang, dem Ort seiner Demütigung zu entfliehen, tatsächlich verlaufen. Seine durch das Kirian getrübten Sinne erinnerten sich vage an steinerne Sackgassen, tote Ecken, Bogengänge, endlose Treppen, die er Stunden um Stunden auf und ab lief, über die er stolperte und manchmal hinfiel, Höfe, durch die Wind heulte und Regen prasselte. Bis zum Ende seines Lebens hatte er einen Eindruck von Schloß Comyn, den er beliebig zurückrufen konnte, um seine richtige Erinnerung daran zu überdecken: eine riesige Steinfalle, durch die er Jahrhunderte lang allein wandelte, ohne je einer menschlichen Gestalt zu begegnen. Einmal hörte er, wie Lew seinen Namen rief, und er drückte sich in eine Nische und verbarg sich für ein paar tausend Jahre, bis lange Zeit später das Rufen aufhörte.
    Nach bestimmt langer Zeit, in der er unter Halluzinationen herumwanderte und stolperte, wurde er sich bewußt, daß viel Zeit vergangen war, daß er eine Treppe hinabgefallen, daß die Flure lang waren, jedoch nicht Meilen lang, und daß sie nicht mehr mit geheimnisvollen Farben und stummen Tönen angefüllt waren. Als er schließlich auf einen hohen Balkon gelangte, wußte er endlich, wo er war.
    Dämmerung lag über der Stadt vor ihm. Einmal im Verlauf der Nacht hatte er wie jetzt auf einem hohen Söller gestanden und gedacht, daß sein Leben niemandem nütze, weder den Hasturs noch ihm selbst, und daß er sich besser hinabstürzen solle, um es zu beenden. Dieses Mal kam ihm dieser Gedanke nur vage, wie ein Alptraum, wie einer jener schrecklichen Nachtmahre, aus deren Umarmung man schreiend und zitternd erwacht, die sich jedoch Sekunden später in Fragmente auflösen.
    Er seufzte tief. Was nun?
    Er sollte sich nun auf das Treffen mit seinem Großvater vorbereiten, der sicher bald nach ihm schicken würde. Er mußte etwas essen und schlafen. Kirian , hatte man ihm gesagt, verbrauchte so viel an physischer und psychischer Energie, daß man unbedingt mehr zu essen und mehr Schlaf benötigte. Er sollte zurückgehen und sich bei Lew Alton entschuldigen, der nur sehr zögernd getan hatte, worum Regis ihn angefleht hatte … Doch ihm wurde kreuzübel, wenn er daran dachte, was er tun sollte!
    Er blickte über die Stadt, die sich vor ihm ausbreitete. Thendara, die alte Stadt, die Handelsstadt, das Hauptquartier der Terraner und der Raumhafen. Und die großen Schiffe, die dort warteten, bereit, zu einem unbekannten Ziel abzuheben. Was er wirklich tun wollte, war, zum Raumhafen gehen und die großen Schiffe aus der Nähe betrachten.
    Schnell formte sich der Entschluß in ihm. Er war nicht für einen Gang nach draußen gekleidet, trug immer noch die Hausstiefel aus Filz, doch in seiner gegenwärtigen Stimmung spielte dies keine Rolle. Er war unbewaffnet. Na und? Terraner trugen keine Waffen. Er ging eine steile Treppe hinab und verlor die Orientierung, wußte aber nun, daß er bei Verstand war und nur weiter nach unten gehen mußte, um ins Erdgeschoß zu gelangen. Schloß Comyn war keine Festung. Es war eher für offizielle Zeremonien als für die Verteidigung gebaut worden. Das

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