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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Bedürfnis in ihm zu wissen, ob ich sein wahrer Sohn sei, zu wissen, daß, wenn er den Rat nicht zwingen konnte, mich als seinen Sohn zu akzeptieren, das Leben allein nichts mehr wert sein würde. Ich wäre lieber gestorben zu jenem Zeitpunkt als mit dem Gefühl des Scheiterns weiterzuleben.
    Die Erinnerung verschwand. Ich blickte in Regis Augen.
    »Ich werde tun was ich kann. Ich kann dich testen, wie man mich in Arilinn testete. Aber erwarte nicht zuviel. Ich bin keine Leronis , nur ein Techniker.«
    Er fingerte an dem Band herum, das seinen Hals umschloß, rollte den Stein auf die Handfläche und reichte ihn mir. Das sagte mir alles, was ich brauchte. Das Licht des kleinen Edelsteins war matt, inaktiv. Wenn er es drei Jahre lang getragen hatte und sein Laran aktiv war, dann hätte er ihn zumindest unbewußt verschlüsselt haben müssen. Der erste Test hatte also versagt.
    Zuletzt legte ich mit sorgfältigster Vorsicht eine Fingerspitze auf den Stein. Regis zuckte nicht zusammen. Ich bedeutete ihm, den Stein fortzustecken und löste das Band an meinem Hals. Ich legte meine Matrix, immer noch von der schützenden Seide umhüllt, auf meine Hand und enthüllte sie dann vorsichtig.
    »Sieh hinein. Nein, nicht berühren«, warnte ich ihn mit angehaltenem Atem. »Berühre niemals eine verschlüsselte Matrix. Du könntest mir einen Schock versetzen. Sieh sie dir einfach an.«
    Regis beugte sich vor und konzentrierte sich mit regloser Intensität auf die winzigen Lichtwellen im Inneren des Steins. Schließlich blickte er weg. Noch ein schlechtes Zeichen. Selbst ein latenter Telepath sollte genügend Energonraster in seinem Gehirn spüren, um zumindest eine Reaktion zu zeigen, Übelkeit, Ekel, grundlose Euphorie. Ich fragte ihn vorsichtig, ohne etwas zu verraten: »Wie fühlst du dich?«
    »Ich bin nicht sicher«, sagte er unbehaglich. »Meine Augen taten weh.«
    Dann hatte er zumindest latent Laran . Es zu aktivieren, dachte ich, würde ein schmerzhafter und schwieriger Prozeß werden. Vielleicht hätte ein Katalysatortelepath es schaffen können. Man hatte sie für diese Aufgabe vorbereitet in jenen Tagen, als die Comyn mit höheren Matrixsteinen komplexe, lebenszerstörende Arbeit leisteten. Ich habe niemals einen Katalysator kennengelernt. Vielleicht waren diese Gene ausgestorben.
    Doch immerhin konnte man bei ihm als einem Latenten weitere Tests machen. Ich wußte, daß er das Potential hatte. Ich hatte es erkannt, als er zwölf Jahre alt war.
    »Hat die Leronis dich mit Kirian getestet?«
    »Sie gab mir ein bißchen, nur wenige Tropfen.«
    »Was ist passiert?«
    »Mir wurde schlecht«, sagte Regis. »Schwindlig. Blitzende Farben vor den Augen. Sie meinte, ich sei möglicherweise zu jung für eine solche Reaktion und daß sich Laran bei einigen Menschen später entwickelte.«
    Ich dachte nach. Kirian benutzte man, um den Widerstand gegen telepathischen Kontakt herabzusetzen. Man nimmt es, wenn man Empathen und andere Psi-Techniker behandelt, die selber kaum telepathische Gaben haben, aber direkt mit anderen Telepathen zusammenarbeiten müssen. Es kann manchmal Angst oder bewußten Widerstand gegenüber telepathischen Kontakten herabsetzen. Man kann es auch mit großer Vorsicht bei Schwellenkrankheit anwenden, diesem merkwürdigen psychischen Ausbruch, der junge Telepathen in der Adoleszenz befällt.
    Regis wirkte jung für sein Alter. Vielleicht entwickelte er die Fähigkeit einfach später. Doch nur selten kam es so spät, verdammt. Ich war sicher gewesen. Hatte irgendein Ereignis in Nevarsin, irgendein emotionaler Schock die Wahrnehmung versperrt?
    »Ich könnte es noch einmal versuchen«, sagte ich vorsichtig. Kirian könnte vielleicht seine latente Telepathie hervorrufen. Vielleicht konnte ich auch unter diesem Einfluß zu seinen Gedanken vorstoßen, ohne ihm allzusehr weh zu tun und herausfinden, was nun wirklich seine Wahrnehmung blockierte. Manchmal klappte es.
    Ich mochte den Einsatz von Kirian nicht. Doch eine kleine Dosis konnte ihm kaum mehr schaden, als daß ihm übel wurde oder er einen gehörigen Kater bekam. Und ich hatte das unbestimmte, nicht sonderlich angenehme Gefühl, wenn ich ihm jetzt die Hoffnung raubte, würde er etwas Verzweifeltes unternehmen. Ich mochte nicht, wie er mich ansah, gespannt wie ein Bogen. Er zitterte, kaum merklich, doch von Kopf bis Fuß. Seine Stimme klang ein wenig brüchig, als er sagte: »Ich werde es versuchen.« Nur zu deutlich hörte ich daraus: Ich werde alles

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