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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zum Mittel der Gewalt gegriffen? Warum habt Ihr mich nicht aufgesucht, es mir erklärt, um meine Hilfe gebeten?«
    »Komm, komm«, antwortete Beltran gutmütig, »kannst du mir das nicht vergeben?«
    »Ich vergebe Euch gern, Sir. Eigentlich bin ich Euch nicht wenig dankbar dafür. Andernfalls hätte ich mich vielleicht in eine Sache hineingedrängt gefühlt, von der ich nicht gänzlich überzeugt gewesen wäre. Jetzt bin ich mir nicht so sicher. Ich habe zu schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, die wohlgesetzte Worte reden, aber das tun, was immer sie für angemessen halten, um zu bekommen, was sie wollen. Wenn Eure Sache eine gute Sache ist, sollte ich meinen, jeder Telepath würde sich glücklich schätzen, Euch helfen zu können. Wenn mir das jemand klarmachen kann, dem ich vertraue, und wenn mein Herr mir die Erlaubnis gibt …« – er wandte sich Regis zu und verbeugte sich – »… dann stehe ich Euch zu Diensten. Aber zuerst muß ich völlig überzeugt sein, daß Eure Motive und Ziele so lauter sind, wie Ihr es darstellt …« – er blickte Beltran direkt in die Augen, und ich schnappte über seinen Mut nach Luft – »… und nicht lediglich nette Worte, um Machthunger und persönlichen Ehrgeiz zu kaschieren.«
    Beltran wurde rot wie ein Truthahn. Er war es nicht gewohnt, daß ihm jemand Paroli bot, und daß ihm dieser schäbige Niemand eine Lektion in Moral hielt, konnte er nicht ertragen. Eine Sekunde lang dachte ich, er würde den Jungen schlagen. Wahrscheinlich fiel ihm rechtzeitig wieder ein, daß Danilo der einzige bekannte Katalysatortelepath war, der erwachsen und voll funktionsfähig war, denn er hatte sich unter Kontrolle, wenn ich auch seine unterschwellige Wut spüren konnte. Er sagte: »Würdest du Lew Altons Urteil trauen?«
    »Ich habe keinen Grund, ihm nicht zu trauen, aber …« Und er wandte sich Regis zu. Ich wußte, daß er am Ende seines Widerstands angelangt war.
    Ich wußte auch, daß Regis ebenso starke Angst wie Danilo empfand, aber ebenso entschlossen war. Er sagte: »Ich werde keinem Urteil trauen, ehe ich nicht gehört habe, was Lew dazu zu sagen hat.«
    Kadarin sagte knapp: »Wollt ihr beiden Jungen, die ihr keine Ahnung von Matrixtechnologie habt, einen ausgebildeten Telepathen in Dingen beurteilen, die nur in seiner Kompetenz liegen?«
    Regis warf mir einen bittenden Blick zu. Nach einer langen Pause, in der ich ihn geradezu um Worte kämpfen spürte, sagte er: »Seine Kompetenz beurteilen – nein. Aber beurteilen, ob ich bewußt … seine Motive und Mittel unterstützen kann – hier kann ich keinem anderen Urteil als meinem eigenen trauen. Ich werde dem zuhören, was er zu sagen hat.«
    Beltran sagte: »Sag ihnen, Lew, was wir tun müssen, damit Darkover als unabhängige Welt überlebt und nicht als Sklavenkolonie des Imperiums.«
    Alle Augen richteten sich plötzlich auf mich. Dies war der Augenblick der Wahrheit und ein Moment großer Versuchung. Ich öffnete die Lippen. Darkovers Zukunft war eine Sache, die alles rechtfertigte, und wir brauchten Dani.
    Aber wollte ich Darkover dienen oder meinen eigenen Zielen? Ich merkte, daß ich vor dem Jungen, dessen Karriere durch Macht zerstört worden war, nicht lügen konnte. Ich konnte Danilo nicht das Vertrauen geben, das nötig war, uns seiner Hilfe zu versichern, und dann panisch versuchen, eine Möglichkeit zu finden, aus der Lüge eine Wahrheit zu machen.
    Ich sagte: »Beltran, deine Ziele sind lauter, und ich vertraue dir. Aber wir können sie nicht mit der Matrix erreichen, mit der wir zu arbeiten haben. Nicht mit Sharra, Beltran. Es ist unmöglich, völlig unmöglich.«
    Kadarin fuhr herum. Ich hatte ihn nur einmal zuvor wütend gesehen, und zwar auf Beltran. Jetzt richtete sich diese Wut gegen mich, und es traf mich wie ein Hieb. »Was ist das für ein Unsinn, Lew? Du hast gesagt, die Sharra habe alle Energie, die wir brauchen.«
    Ich versuchte, diesen Vorwurf abzuwehren und meinen eigenen Zorn unter Kontrolle zu halten. Die ungezügelte Wut eines Alton kann töten, und dieser Mann war ein guter Freund. Ich sagte: »Energie, ja, alle Energie, die wir jemals benötigen könnten, für diese Arbeit und jede andere. Aber grundsätzlich ist sie unkontrollierbar. Man hat sie als Waffe benützt, und nun taugt sie zu nichts anderem mehr denn als Waffe. Sie ist …« Ich zögerte und versuchte, meine verschwommenen Eindrücke in Worte zu kleiden. »Sie dürstet nach Macht und Zerstörung.«
    »Wieder so ein

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