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Hasturs Erbe

Hasturs Erbe

Titel: Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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seit ihrer Abstimmung auf mich, als ich zwölf Jahre alt war, niemals außerhalb meiner Reichweite gewesen. Man hatte mich gewarnt, was es bedeutete, wenn jemand anders sie berühren würde. Kadarin zerrte an dem Lederbeutel. Ich stieß ihm das Knie in die Lendengegend. Er brüllte vor Schmerz, und ich spürte seine Agonie in mir selbst. Ich bäumte mich auf. Doch es hatte seine Wut nur verstärkt. Er rief die anderen Wachen. Vier Männer waren notwendig, um mich auf den Boden zu werfen. Sie hielten mir Arme und Beine fest, während Kadarin über meinem hilflosen Körper hockte und mir die Fäuste ins Gesicht schlug. Ich spürte, wie mir das Blut aus Nase und Augen schoß. Ich erbrach mein eigenes Blut, das von einem ausgebrochenen Zahn in die Kehle rann. Marjorie konnte ich nicht mehr sehen, doch ich hörte, wie sie schrie und schluchzte und flehte. Taten sie auch ihr etwas an?
    Kadarin zog seinen Dolch. Er starrte mir direkt in die Augen. Sein Gesicht zuckte vom Flackern dieser unheiligen Flamme. Mit zusammengepreßten Zähnen stieß er hervor: »Ich sollte dir jetzt die Kehle durchschneiden und uns allen weiteren Ärger ersparen.«
    Mit einem raschen Hieb durchschnitt er das Band um meinen Hals, ergriff den Lederbeutel und zerrte ihn los.
    Bis zum Tag meines Todes werde ich die rasenden Schmerzen nicht mehr vergessen. Ich hörte, wie Marjorie einen langgezogenen, todesängstlichen Schrei des Entsetzens und des Schmerzes ausstieß. Ich fühlte, wie sich mein Körper aufbäumte, um dann gelähmt zusammenzufallen. Ich vernahm meine eigene Stimme, die rauh schrie, fühlte eine Eisenfaust mein Herz umklammern und meinen Atem versagen. Jeder Nerv meines Körpers hatte sich zusammengekrampft. Ich hätte niemals gedacht, ich könnte einen solchen Schmerz überstehen. Rote Nebel verhüllten mir die Sicht, und ich spürte meinen Tod. Instinktiv stieß ich einen gequälten Schrei aus.
    » Vater! Vater! «
    Dann wurde alles dunkel und blind, und ich dachte: Dies ist das Ende.
     
    Was in den nächsten drei Tagen geschah, weiß ich nicht. Ich weiß nur, ich war tot. Daß es drei Tage waren, erfuhr ich später. Es hätten auch dreißig Sekunden oder dreißig Jahre sein können, nach denen ich zu der nebelhaften Erkenntnis gelangte, daß ich am Leben war und doch lieber tot gewesen wäre.
    Ich lag in meinem Bett in den Räumen auf Burg Aldaran. Ich fühlte mich zerschlagen, krank. Jeder Muskel in meinem Körper schmerzte auf seine Weise. Ich stolperte ins Badezimmer und starrte auf mein Ebenbild im Spiegel. Ich kann mir nur vorstellen, daß mein Körper weitergekämpft hat, nachdem ich ihn schon verlassen hatte.
    In meinem Mund ragten ein paar abgebrochene Zähne empor, und sie schmerzten höllisch. Meine Augen waren so zerschlagen und zugeschwollen, daß ich sie kaum öffnen konnte. Mein Gesicht war überall zerschnitten, vielleicht von den schweren Ringen Kadarins. Es würde Narben geben.
    Schlimmer als der physische Schmerz, der allein schon böse genug war, war dieses grauenhafte Gefühl von Leere. Müde fragte ich mich, warum ich noch am Leben war. Einige Telepathen sterben durch Schock, wenn man sie gewaltsam von ihrer auf sie abgestimmten Matrix trennt. Ich gehörte zu den unglücklicheren.
    Marjorie. Meine letzte Erinnerung an sie war ihr Schrei. Hatte man auch sie gequält?
    Wenn Kadarin ihr etwas angetan hatte, würde ich ihn töten …
    Dieser Gedanke war ein quälender Schmerz. Er war mein Freund gewesen … das konnte er doch nicht gespielt haben … nicht gegenüber einem Telepathen. Sharra hatte ihn korrumpiert …
    Ich wünschte mir, er hätte mir wirklich die Kehle durchgeschnitten.
    Sharra. Ich sah nach der Matrix, doch sie war verschwunden. Ich war froh, das verdammte Ding los zu sein, doch ich hatte auch Angst. Würde sie uns freilassen?
    Ich trank ein wenig Wasser, um das Gefühl trockener Übelkeit zu vertreiben. Meine Hand glitt immer wieder zum Hals, wo die Matrix hätte sein sollen. Ich konnte nicht richtig denken und sehen, und in meinen Ohren klang ein monotones Dröhnen. Ich war wirklich überrascht, diesen Schock überlebt zu haben.
    Langsam bemerkte ich noch etwas. So verletzt und zerschunden ich auch war, so befand sich doch weder im Gesicht noch auf meinen Kleidern Blut. Auch die Kleider waren in Ordnung. Deshalb mußte jemand hier gewesen sein, meine Wunden irgendwie versorgt und mir frische Kleider angezogen haben. Vielleicht Kadarin, als er die Sharra-Matrix abholte?
    Ich merkte, wie mir der

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