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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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schmerzte, und irgend etwas lag auf seinem Gesicht.
    Konnte er deshalb nichts sehen?
    Er versuchte den Kopf zur Seite zu drehen, aber dann hörte er durch das Dröhnen des Hubschraubers noch etwas anderes.
    Eine Stimme.
    »Nicht, Michael. Nicht bewegen. Entspann dich einfach.«
    Er kannte die Stimme, konnte sie aber niemandem zuordnen. Schwach und bruchstückhaft begann er sich zu erinnern, was geschehen war, bevor ihn diese Dunkelheit umschlossen hatte.
    Er war gelaufen, besser als je zuvor. Und davor hatte er ...
    Ammoniak!
    Er hatte Ammoniak eingeatmet, und der Trainer hatte ihn gefragt ...
    Aber das war nicht Peters' Stimme. Sie gehörte jemand anderem, der ...
    Dr. Jameson!
    Das war es! Er war zusammengebrochen, und sie hatten Dr. Jameson gerufen.
    Das Ding auf seinem Gesicht war eine Sauerstoffmaske, und sie brachten ihn ins Krankenhaus.
    Er hasste das Krankenhaus. Schon als ihn das Asthma zum erstenmal gepackt hatte und seine Mutter mit ihm in die Notaufnahme gefahren war, hatte er alles am Krankenhaus gehasst.
    Nicht nur den Geruch und die ekelhafte grüne Wandfarbe und das schreckliche Essen. Am schlimmsten war, wie sie ihn behandelt hatten. Sie hatten ihn mit Nadeln gestochen, ihm Tabletten in den Mund geschoben. Die Ärzte und die Schwestern hatten über ihn gesprochen, als ob er gar nicht da wäre, und er hatte gelernt, ihnen allen zumißtrauen. Heute fehlte ihm allerdings nichts - oder fast nichts. Er war nur kurz ohnmächtig geworden, das war alles. Er fühlte sich schon jetzt viel besser, und Sauerstoff hatte noch nie viel geholfen, auch damals nicht, als er noch Asthma hatte. Jetzt war der Schmerz in seiner Brust fast verschwunden, und das Atmen fiel ihm leicht. Wenn er nur die Maske von seinem Gesicht bekäme, könnte er ihnen sagen ...
    Er wollte sich wehren, und jetzt erst merkte er, warum er Arme und Beine nicht bewegen konnte. Sie waren festgeschnallt.
    Er drehte seinen Kopf hin und her, um die Maske abzustreifen. Im nächsten Augenblick stellte er voller Staunen fest, was ihn die ganze Zeit über geblendet hatte.
    Es war die Sonne, die vom blauen Himmel schien.
    Und dann sah er, dass er ineinem Hubschrauber lag. Durch die Plexiglaskuppel blickte er zu den wirbelnden Rotorblättern hinauf, und er spürte das Schwanken der Maschine, die durch den Himmel schwebte.
    »Es ist alles gut, Michael!« Dr. Jamesons Stimme klang irgendwie blechern. Michael stellte fest, dass er außer der Sauerstoffmaske auch Kopfhörer trug. »Wenn du mich verstehst, dann nicke bitte, nur ganz leicht.«
    Michael nickte sofort.
    »Gut. Also, jemand in der Schule sagte etwas von Ammoniak. Hast du es getrunken?«
    Michael erstarrte für einen Augenblick. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Also hast du es eingeatmet.«
    Keine Frage, sondern eine Feststellung. Aber woher wusste Jameson das?
    »Schon gut, Michael«, sagte der Arzt. »Wir wissen, was dir fehlt. Sei ganz ruhig. Du bist bald wieder in Ordnung.«
    Michael wollte etwas sagen, aber ihm fehlte die Kraft. Dann hörte er Jamesons Stimme, die zu ihm sagte, er solle sich entspannen und nicht gegen die Riemen, die ihn auf der Trage hielten, oder gegen die Maske auf seinem Gesicht ankämpfen. »Entspannen«, wiederholte Jameson, und seine Stimme nahm einen fast hypnotischen Klang an. »Entspann dich, Michael. Du wirst nicht sterben. Hörst du mich? Du wirst nicht sterben.«
    Während sich Michael auf die Stimme konzentrierte, trieb er zurück in die Dunkelheit, und das gleichmäßige Geräusch der Rotoren verebbte. Während er das Bewusstsein verlor, hörte er noch eine andere Stimme.
    Eine Stimme, die er nicht kannte.
    »Warum haben Sie ihm gesagt, dass er nicht sterben wird, Stephen? Warum sollte es ihm anders ergehen als den anderen?«
    »Ich bin Arzt«, antwortete Jameson. »Ich halte viel davon, meine Patienten zu beruhigen, auch wenn das bedeutet, dass ich sie anlügen muss.«
    Die Worte widerhallten in Michaels Kopf. Er wollte aufschreien, sich noch einmal gegen die Riemen und gegen die Maske aufbäumen. Aber er hatte keine Kraft mehr.
    Er gab auf und sank zurück in die Dunkelheit.

KAPITEL 27
     
    Um kurz vor sechs waren Katharine Sundquist und Rob Silver immer noch im Computercenter. Rob saß geduldig neben Phil und sah ihm bei der Arbeit zu, während Katharine nervös auf und ab ging. Ihre Frustration wurde mit jeder Minute größer. Es kam ihr vor, als sei der Computer mittlerweile ihr persönlicher Feind geworden. Sie hatte so lange auf den Bildschirm gestarrt,

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