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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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manchmal herumtrieb. Er hatte doch angerufen und versprochen, pünktlich zu sein. Er wollte nur ins Kino, mit Rick Pieper und Josh und ...
    Josh!
    Sie hätte jeden Penny, den sie besaß, darauf gewettet, dass Josh Bier besorgt und Kioki überredet hatte, mit an irgendeinen Strand zu fahren, wo sie sich betrunken hatten. Und dann hatte er sich nicht getraut, nach Hause zu kommen.
    Na warte, wenn sie den in die Finger kriegte!
    Sie ging in die Küche zurück, nahm den Telefonhörer ab und rief bei Rick Pieper an. »Maria?« sagte sie, als Ricks Mutter sich meldete. »Hier ist Alice. Ist Kioki heute nacht mit Rick nach Hause gekommen?« Als Rick kurz darauf selbst ans Telefon kam und ihr mitteilte, dass er Kioki an der Kreuzung abgesetzt hatte, verwandelte sich ihr Zorn in Angst. Wenn er getrunken hatte ...
    »Habt ihr euch etwa betrunken?« fragte sie. »Wenn dieser Josh meinen Jungen betrunken gemacht hat ...«
    »Aber das hat er nicht getan«, entgegnete Rick. Dann meldete sich seine Mutter wieder. »Rick ist kurz vor Mitternacht gekommen«, informierte sie Alice. »Glaub mir, ich weiß es, ich habe auf ihn gewartet. Er hat gesagt, dass sie über Videospielen die Zeit vergessen haben.«
    »Pah! Wenn Josh Malani dabei war ...«
    »Sie haben nichts getrunken, Alice«, versicherte Maria Pieper. »Rick war völlig okay, als er nach Hause kam.«
    Als sie den Hörer aufgelegt hatte, versuchte sich Alice Santoya einzureden, dass es ein Dutzend möglicher Gründe gab, warum Kioki letzte Nacht nicht nach Hause gekommen war.
    Aber ihr fiel kein einziger ein.
    Nur ein Bild tauchte vor ihrem geistigen Auge auf - das ihres Ehemanns, der nach seiner Nachtschicht in der Mühle den Weg nach Hause zu Fuß gegangen war. Sie wohnten nur zwei Blocks von der Mühle entfernt. Kein Problem.
    Aber als er an jenem Abend die Straße von Kihei überquert hatte - nur einen halben Block von ihrem Haus entfernt -, war ein Wagen aus dem Nichts aufgetaucht und hatte Keali'i überfahren. Er war sofort tot.
    Es waren Jugendliche, die sich in den Zuckerrohrfeldern betrunken hatten, den Feldern, die ihr Haus umgaben.
    Voller Angst verließ Alice Santoya das Haus und stieg in ihren Wagen. Sie arbeitete in einem Hotel in Wailea, und sie würde zu spät kommen, aber das spielte keine Rolle. Wenn Kioki irgendwo da draußen am Straßenrand lag ...
    Nein, bestimmt ging es ihm gut.
    Irgend etwas anderes war geschehen, und es ging ihm gut.
    Aber als sie den schmalen Weg entlang fuhr, der nach einem Kilometer auf die Straße führte, beschlich sie eine Furcht, die sie nicht abschütteln konnte.
    In der Nacht hatte es geregnet, und roter Schlamm hatte die Straße rutschig gemacht. Sie packte das Steuer fester.
    Und dann sah sie ihn.
    Links, etwa fünfzig Meter vor ihr.
    Er lag mit dem Gesicht nach unten, die Arme über den Kopf gebreitet. Seine Füße steckten im Bewässerungsgraben.
    Sie unterdrückte einen Schrei und bremste ein paar Schritte von ihm entfernt. Ohne den Motor auszuschalten, stürzte sie aus dem Wagen und rannte zu ihrem Sohn. »Kioki!« schrie sie. »Was ist los? Mein Junge ...«
    Kioki bewegte sich nicht.
    Er musste bewusstlos sein.
    Bewusstlos, so dass er sie nicht hören konnte.
    Sie fiel in dem Schmutz auf die Knie und schüttelte ihn. »Kioki, ich bin's, Mama ...«
    Als sie spürte, wie kalt seine Haut war, erstarb ihre Stimme.
    »Kioki?«
    Lange Zeit kniete Alice neben ihrem Sohn. Sie hätte alles getan, um ihn aufzuwecken, alles, nur damit er sich bewegte oder zuckte, alles für ein Zeichen, dass vielleicht doch nicht eingetroffen war, was sie schon längst wusste.
    Wieder sah sie ihren Ehemann vor sich, doch als sie herabsah, war es Kiokis totenstarres Gesicht, das sie anschaute.
    »Nein...«, murmelte sie. »O nein, Kioki, bitte nicht...«
    Sie schob die Hand unter die Schultern ihres Sohnes und zog ihn aus dem Wassergraben. Dann saß sie mit ihm im Schlamm, wiegte seinen Kopf in ihrem Schoß, streichelte ihm mit der Hand über die Stirn. Tränen liefen über ihr Gesicht, und ein schluchzendes Geräusch drang aus ihrer Kehle.
    Nach einer Weile kam ein Wagen vorbei. Er hielt und der Fahrer stieg aus. Kurz darauf stoppte ein zweiter Wagen, dann ein dritter.
    Und etwas später kamen die Polizei und ein Krankenwagen.
    Aber Alice Santoya war sich der hektischen Betriebsamkeit um sie herum kaum bewusst.
    Sie saß im Schmutz, mit gebrochenem Herzen, und wiegte ihren toten Sohn in ihren Armen.
     
    Kaum hatte Ken Richter an diesem Morgen die

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