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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Ausatmen.
    Sein Mund öffnete sich, und er versuchte zu atmen.
    Wasser strömte in seinen Mund, seine Kehle hinunter, in seine bereits erstickende Lunge.
    Er würde sterben.
    Hier, allein, tief im Meer.
    Nein!
    Er musste sich irgendwie befreien.
    Noch als er spürte, wie seine Lunge überflutet wurde und die Schwärze des Todes ihn zu umschließen begann, wehrte sich Michael gegen das milchige Leichentuch, das sich um ihn herum zusammenzog. Ein lauter Schrei baute sich in seiner Kehle auf.
    Verzweifelt trat er um sich, sein Körper zuckte hin und her in dem vergeblichen Kampf um Befreiung. Er versuchte alle Energie zu sammeln, um noch einen Versuch zu unternehmen, bevor die Dunkelheit ihn für immer umfing.
    Dann löste sich plötzlich der Schrei aus seiner Kehle.
    Michael erwachte und schreckte hoch.
    Er hatte sich in seine Decke verwickelt. Die Panik hatte ihn noch im Griff. Er konnte sich kaum bewegen, kaum atmen.
    Dann begann er langsam zu begreifen.
    Ein Traum.
    Es war alles nur ein schrecklicher Traum gewesen.
    Das Licht ging an und blendete ihn.
    »Michael?« hörte er die Stimme seiner Mutter. »Liebling, was hast du?«
    Seine Brust fühlte sich immer noch an, als wäre sie von den Bändern aus dem Traum umschnürt. Er war nicht einmal sicher, ob er sprechen konnte. Als er schließlich den Mund öffnete, konnte Katharine ihn kaum verstehen. »Ein Alptraum«, flüsterte er. »Es war furchtbar. Ich ...« Er brach den Satz ab, als ihm klar wurde, woher der Alptraum kam, was ihn ausgelöst hatte.
    »Du hast so schwer geatmet«, sagte Katharine. Sie trat an das Bett und sah ihrem Sohn besorgt ins Gesicht. »Ich dachte schon, du hättest einen Anfall...«
    »Nein.« Michael befreite sich aus den Laken und richtete sich auf. Er sog die frische Nachtluft so tief ein, dass er husten musste. Einen Augenblick später war der Hustenreiz jedoch wieder verschwunden. Er ließ sich auf die Kissen fallen. »Es ist alles okay, Mom«, sagte er schnell. »Es war nur ein böser Traum.«
    Katharine beugte sich über ihn und küßte ihn auf die Stirn. »Bist du sicher?« Sie sah noch immer sehr besorgt aus. »Ich dachte, du hättest alles hinter dir, aber vielleicht ...«
    »Aber vielleicht gar nichts«, unterbrach Michael sie. »Es geht mir gut.« Er sah auf die Uhr auf seinem Nachttisch. Es war fast fünf, und draußen war es beinahe so dunkel wie am Ende seines Alptraums. »Schlafen wir einfach weiter, okay?«
    »Vielleicht hättest du doch nicht so lange fortbleiben dürfen«, sagte Katharine, legte dabei aber eine tröstende Hand auf Michaels Wange.
    Michael vergrub sich in seine Kissen. »Es tut mir leid«, sagte er. »Als ich merkte, dass es später wird, hätte ich wirklich noch mal anrufen sollen.«
    »Und mir tut es leid, dass ich überreagiert habe«, sagte Katharine. »Und herzlichen Glückwunsch, dass du ins Team aufgenommen worden bist. Ich bin wirklich stolz auf dich.« Zum erstenmal seit seiner Heimkehr zeigte sich ein Lächeln auf seinen Lippen. »Also, schlaf gut.« Sie gab ihm noch einen Kuß und löschte das Licht, als sie das Zimmer verließ. Doch während sie in ihr eigenes Zimmer ging, verließ sie die Sorge um ihn nicht. Hatte ihn wirklich nur ein Alptraum aufgeweckt? Oder war es der Anfang einer neuen Attacke der Krankheit, die sie beide für besiegt gehalten hatten?
    Sie ging wieder ins Bett, konnte aber lange nicht einschlafen. Statt dessen lauschte sie und betete stumm, nicht das scharrende Geräusch asthmatischer Lungen zu hören, die krampfhaft versuchen, sich mit Luft zu füllen.
     
    Michael lag nicht in seinem Bett.
    Er stand am offenen Fenster und atmete die kühle Nachtluft ein. Er wollte dieses schreckliche Erstickungsgefühl abstreifen, das er im Traum verspürt hatte.
    Denn selbst jetzt, da er hellwach war, konnte er es nicht ganz loswerden, konnte nicht richtig Atem holen.

KAPITEL 9
     
    Alice Santoya ließ die Pfannkuchen auf den Teller ihres Sohnes gleiten, stellte den Teller auf den Tisch und rief zum viertenmal nach Kioki. »Wenn du nicht sofort aufstehst, verpaßt du den Bus. Ich fahre dich ganz bestimmt nicht!« Als sie wieder keine Antwort bekam, ging sie zum Zimmer ihres Sohnes, klopfte laut und öffnete die Tür. »Kioki, wie oft ...«
    Die Worte erstarben ihr auf den Lippen, als sie das leere Bett sah. Ihr Sohn war letzte Nacht überhaupt nicht nach Hause gekommen.
    Aber Kioki kam immer nach Hause. Er war ein guter Junge, nicht so einer wie dieser Josh Malani, mit dem er sich

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