Hauch der Verdammnis
Vielleicht kannst du ihnen ein paar Sonnenbrillen oder so was verkaufen. Al und ich kümmern uns um diese Flaschen.«
»Das kann ich doch ...«, protestierte Nick, aber Ken schnitt ihm das Wort ab.
»Ja, sicher, so wie gestern. Aber da hast du auch nur gesagt, du tust es, und es dann doch nicht getan.«
Nick Grieco ging nach vorn in den Laden. Al nahm eine Flasche aus dem Regal und trug sie zum Luftkompressor. »Weißt du«, begann er vorsichtig, denn er wusste nicht, wie wütend Ken wirklich war, »vielleicht ist es doch nicht Griecos Schuld. Vielleicht sind die Flaschen kaputt...«
»Vier kaputte Flaschen?« fragte Ken. »Bleib auf dem Teppich, Al. Vielleicht eine, oder von mir aus auch zwei. Aber vier? Niemals. Nicht bei Yoshihara. Was er geschickt hat, war noch immer in perfektem Zustand. Gib's zu - Grieco hat Mist gebaut.«
»Aber ...«
»Vergiß es, Al«, sagte Ken. »Füllen wir jetzt einfach diese Flaschen auf und überprüfen sie, damit wir die Kids losschicken können. Ich habe keine Lust darauf, dass sie sich bei ihren Eltern beklagen, dass sie eine halbe Stunde warten mussten, weil mit ihren Sauerstoffflaschen irgendwas nicht in Ordnung war.« Als die erste voll war, nickte Ken zu dem Wasserfass hin, das neben der Hintertür stand. »Tauch sie eine Minute ein, für alle Fälle. Ich habe bis heute noch keine einzige lecke Flasche herausgegeben, und ich fange auch jetzt nicht damit an.«
Al Kalama trug die frisch gefüllte Flasche zu dem Fass, ließ sie ins Wasser und beobachtete, ob sich Luftblasen bildeten, die auf ein Leck deuteten.
Nichts.
Er wiederholte den Test mit den drei anderen Flaschen, die Ken aufgefüllt hatte. Alle vier funktionierten einwandfrei.
Es gab keine Anzeichen für Lecks, und die Anzeigen standen auf »voll«.
»Also los«, sagte er zu Al. »Wer weiß, vielleicht haben Yoshiharas Leute sie leer rübergeschickt, und Nick hat es einfach nicht bemerkt.«
Nick und Al verstauten die Flaschen im Bus, die Tauchgruppe fuhr zum Strand, und Kihei Ken widmete sich wieder seinen täglichen Geschäften. Aber er hatte sich vorgenommen, noch ein Wörtchen mit Nick zu reden. Was auch immer der gestern abend gemacht hatte - oder besser gesagt, nicht gemacht hatte -, er hätte, verdammt noch mal, sicherstellen müssen, dass die Flaschen voll waren.
Schadhafte Flaschen bedeuteten unter Umständen den Tod.
Kaum war er an diesem Morgen in den Schulbus gestiegen, da wusste Michael, dass irgend etwas nicht in Ordnung war. »Was ist los?« fragte er, als er sich auf den freien Platz neben Jeff Kina schob.
Jeff sah sich nervös um, und als er sprach, tat er es so leise, dass ihn außer Michael niemand hören konnte. »Kioki ist letzte Nacht nicht nach Hause gekommen.«
»Was meinst du damit? Sollte Rick ihn nicht zu Hause absetzen?«
»Hat er nicht getan. Kioki wollte seine Mutter nicht aufwecken. Also hat er Jeff gesagt, er solle ihn an der Kreuzung rauslassen. Das hat Jeff dann auch gemacht.«
»Wann hast du mit Rick gesprochen?
»Kurz bevor ich zur Bushaltestelle gegangen bin. Kiokis Mutter hat seine Mutter angerufen, und er hat mir sofort danach Bescheid gesagt.«
»Was ist mit ihm?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Jeff. »Aber von der Stelle, an der Rick ihn rausgelassen hat, bis zu Kiokis Haus ist es weniger als ein Kilometer, und da draußen ist sonst nichts.«
»Vielleicht ist er bei einem Drogendeal erwischt worden«, sagte eine Stimme hinter ihnen.
Jeff drehte sich um und sah den Jungen in der Reihe hinter ihnen düster an. »Kioki? Niemals.«
»Und wenn er Leuten bei einem Drogendeal über den Weg gelaufen ist?« beharrte der Junge.
Jeff zog die Brauen zusammen. »Halt die Luft an, Jimmy. Nur weil du dich dauernd da draußen rumtreibst, tun das längst nicht alle anderen.«
»Ich bin ja gar nicht ...«, begann Jimmy, aber Jeff ließ ihn nicht ausreden.
»Erzähl mir keinen Scheiß, Jimmy. Jeder weiß, dass du der größte Drogenhändler der Schule bist. Du hast doch nicht etwa auch an Kioki verkauft, oder?« Jimmy sah ihn wütend an, und Jeff erhob sich aus seinem Sitz und richtete sich drohend über dem Jungen hinter ihm auf. »Oder?«
»Hinsetzen!« rief der Busfahrer, der in seinen Rückspiegel sah. Er fuhr langsamer, und Michael zog Jeff zurück auf seinen Platz.
»Hör auf. Der ist nicht mal so groß wie Josh!« Widerwillig setzte sich Jeff, und der Busfahrer beschleunigte. »Vielleicht hat Kioki noch jemanden getroffen«, meinte Michael. »Hat er eine
Weitere Kostenlose Bücher