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Hauch der Verdammnis

Hauch der Verdammnis

Titel: Hauch der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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aber dafür hatte sie zumindest das Skelett fast vollständig zusammengesetzt. Und die Idee nahm immer konkretere Gestalt an. »Ich glaube, ich mach' das hier noch zu Ende«, sagte sie Rob. »Geh nur. Wir sehen uns dann morgen.«
    Nachdem Rob fort war, rief sie Michael an, um ihm mitzuteilen, dass es später werden würde.
    »Wieviel später?« fragte er.
    »Nur etwa zwei Stunden«, antwortete sie. »Und dann gehen wir eine Pizza essen, einverstanden?«
    »Sicher«, sagte Michael, aber seine Stimme klang beinahe ängstlich.
    »Alles in Ordnung?« fragte sie. »Oder ist was?«
    Nach einem langen Schweigen sagte er: »Alles okay. Bis nachher.«
    Sie legte auf und fragte sich, ob sie nicht lieber Schluß machen und nach Hause fahren sollte. Aber kaum hatte sie daran gedacht, als ihr endlich klar wurde, wie sie die Idee, die sie den ganzen Nachmittag beschäftigt hatte, in die Tat umsetzen konnte.
    Noch einmal spielte sie das Video vor ihrem geistigen Auge ab. Aber diesmal fragte sie sich nicht, um was für ein Wesen es sich handelte, sondern wie alt es gewesen sein mochte.
    Wenn es sich um einen kleinen Primaten gehandelt hatte, dann war es ausgewachsen.
    Und wenn es kein Primat war?
    Die Bilder liefen an ihr vorbei.
    Wie die Stammesmitglieder es angestarrt hatten.
    Wie seine Furcht zu wachsen schien und wie überrascht es gewesen war, als die Männer es jagten.
    Das Wesen war viel kleiner als die Männer gewesen.
    Und die Frau hatte sich verhalten wie ...
    Wie eine unglückliche Mutter, die ein Kind verloren hat.
    Ein Mutant?
    Hatte sie auf dem Bildschirm etwa ein mutiertes menschliches Kind gesehen?
    Aber wodurch mutiert? Durch Luftverschmutzung?
    Noch während sich die Frage in ihrem Innern formte, bildete sich auch eine mögliche Antwort.
    Mount Pinatubo.
    Der Vulkan, der vor knapp zehn Jahren auf den Philippinen ausgebrochen war und so viel Asche und giftiges Gas in die Atmosphäre gespien hatte, dass Dutzende von Dörfern unbewohnbar wurden.
    Wenn Alkohol und Tabak für Mißbildungen bei Föten verantwortlich waren, was konnten dann die Gase aus einem aktiven Vulkan anrichten? Katharine betrachtete das Skelett, aber sie dachte nicht an die Feuerstelle, neben der es begraben gewesen war, sondern an den Schwefelschacht etwas weiter die Felsspalte hinauf. Was, wenn die Überreste, die sie ausgegraben hatte, von jemandem stammten, der nur wenige Monate nach einem Ausbruch des Haleakala geboren worden war?
    Sie wusste nun, dass sie das Alter der Knochen auf jeden Fall ganz genau bestimmen und mit einer der letzten Eruptionen auf Maui in Verbindung bringen musste.
    Oder auf der Großen Insel, wo sich noch heute neue Eruptionskanäle öffneten und Gase aus den Eingeweiden des Planeten freigesetzt wurden.
    Sie arbeitete noch drei Stunden, stellte Knochenproben zusammen und suchte im Internet nach Labors, welche die Analyse möglichst schnell und effizient durchführen konnten.
    Dann spürte sie ihre Erschöpfung. Ihre Glieder taten weh, und ihre Gedanken verschwammen zu einem Nebel.
    Sie hatte Michael versprochen, viel früher zurück zu sein.
    Ohne aufzuräumen, verließ Katharine ihren Arbeitsplatz. Sie schaltete lediglich das Licht aus und wollte gerade die Tür abschließen, als das gleißende Licht von Autoscheinwerfern am Fenster vorbeiglitt. Im Dunkeln trat sie ans Fenster und sah hinaus.
     
    Michael saß vor dem Fernseher und versuchte sich auf die Handlung des Films zu konzentrieren, doch immer wieder wanderten seine Gedanken in eine andere Richtung.
    Er musste wieder und wieder an Josh denken, der sich auf der Toilette die Flasche mit Ammoniak ans Gesicht gehalten und die Dämpfe tief eingeatmet hatte. Und der wütend geworden war, als er ihm die Flasche weggenommen hatte.
    Und er erinnerte sich an Joshs Blick, kurz bevor sein Freund aus dem Raum gerannt war. Eine Sekunde lang hatte Michael ihn nicht mehr wiedererkannt. Der Josh, den er kannte, war irgendwie verschwunden gewesen, und an seine Stelle war etwas anderes getreten ...
    Ein wildes Tier.
    Der Gedanke kam, ohne dass Michael ihn bewusst formulierte, aber je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass Josh tatsächlich so ausgesehen hatte: wie ein gefangenes Tier, das verzweifelt zu fliehen versucht.
    Er erinnerte sich, dass er eine Sekunde lang gefürchtet hatte, Josh würde ihn angreifen und versuchen, die Flasche zurückzubekommen, die Michael ihm entrissen hatte.
    Nach der Schule hatte Michael so lange wie möglich gewartet, in der

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