Hauch der Verfuehrung
wie verdammt.
Seine Lordschaft blieb kaum mehr als zwei Fuß vor ihm stehen. Alte Augen, achatbraun, richteten sich durchdringend auf ihn, dann nickte Lord Tregonning. »Gerrard Debbington, nehme ich an.«
Gerrard verbeugte sich. Seine Lordschaft reichte ihm die Hand; Gerrard schüttelte sie, erwiderte gelassen den steten Blick des alten Mannes.
»Ich bin entzückt, dass Sie meinen Auftrag anzunehmen in der Lage waren.«
Gerrard wusste es besser, als sich zu großen Eifer bei geschäftlichen Angelegenheiten anmerken zu lassen. »Die Gärten sind eine Verlockung - das wissen Sie. Sie malen zu dürfen war eine Gelegenheit, die ich nicht ungenutzt hätte verstreichen lassen können.«
Tregonning zog die Brauen hoch. »Und das Porträt?«
Gerrard warf einen Blick auf Jacqueline Tregonning; sie hatte sich ein paar Schritte entfernt, um mit den anderen jungen Damen zu plaudern. »Was das anbetrifft, so glaube ich, meine früheren Bedenken, die Mr. Cunningham Ihnen vermutlich mitgeteilt hat, beigelegt zu haben. Ich freue mich bereits darauf, bald mit der Arbeit zu beginnen.«
Es kostete ihn einige Mühe, seine Stimme gleichmütig klingen zu lassen, sein Tonfall war eher milde als interessiert; in Wirklichkeit würde er Tregonning und alle anderen am liebsten auf einen entfernten Planeten verfrachten, damit er seinen Skizzenblock zücken, Jacqueline Tregonning auf einen Stuhl setzen und anfangen konnte.
Seinen Blick von ihr abwendend drehte er sich gerade rechtzeitig zu seinem Gastgeber um, um Erleichterung über seine Züge huschen zu sehen. »Erlauben Sie mir, Ihnen den ehrenwerten Barnaby Adair vorzustellen?«
Tregonning schüttelte Barnaby die Hand; Gerrard nutzte die Gelegenheit, um seinen Eindruck zu überprüfen. Ja, Tre-gonning war entspannter; seine Schultern waren nicht mehr so steif nach hinten gedrückt, die grimmige Entschlossenheit hatte nachgelassen.
Sich von Barnaby wegdrehend betrachtete Tregonning ihn erneut, musterte ihn eindringlich, aber, das fühlte Gerrard, auch billigend. »Vielleicht« - Tregonning blickte kurz zu den Damen, die eine jung, die andere älter, die beide versuchten, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie genau lauschten - »sollten wir uns in mein Arbeitszimmer zurückziehen und besprechen, was Sie benötigen.«
»Allerdings.« Gerrard schaute zu Jacqueline, die sich entfernte. »Es wäre nicht verkehrt, mein Vorgehen zu erklären, die einzelnen Schritte zu erläutern, und was wichtig ist, um ein Porträt zu erstellen, das von der Qualität ist, die wir beide uns wünschen.«
»Gut, gut!« Tregonning deutete auf die Tür. »Wenn Sie bitte mitkommen wollen?«
»Marcus? Marcus, warte doch!«
Mit Tregonning wandte sich Gerrard wieder um, sah die Dame winken, die ihm als Lady Fritham, eine Nachbarin, vorgestellt worden war.
Mit hochgezogenen Brauen wartete Tregonning. »Ja,
Maria?«
»Ich gebe morgen Abend eine Dinnergesellschaft, und ich möchte Sie, Mr. Debbington und Mr. Adair, ebenfalls gern dazu einladen. Es wäre die perfekte Gelegenheit für Sie beide, die Gesellschaft hier kennenzulernen.« Ihre unwahrscheinlich blonden Locken wippten vor Eifer, und Lady Fritham riss ihre blauen Augen extra weit auf und schlug dann die Hände vor dem Busen zusammen. »Bitte, sagen Sie, dass Sie kommen.«
Gerrard blickte zu Tregonning hinüber, überließ die Entscheidung seinem Gastgeber.
Tregonning erwiderte seinen Blick kurz, dann schaute er wieder zu Lady Fritham. »Mr. Debbington und Mr. Adair werden deine Einladung bestimmt mit Entzücken annehmen, Maria. Was mich anbetrifft, so fürchte ich, musst du mich entschuldigen.«
Er verbeugte sich mit gestrenger Eleganz und wandte sich zur Tür.
»Ich werde hierbleiben.« Barnaby nickte höflich und begab sich an die Seite von Millicent Tregonning.
Lord Tregonning ging zur Tür. Gerrard tat es ihm nach und fragte sich, ob Seine Lordschaft seine Tochter zu sich rufen lassen würde - er überlegte, ob er diesen Vorschlag unterbreiten sollte. Gemeinsam erreichten sie die Tür, und Tregonning blickte nicht zurück. Im Geiste die Achseln zuckend, folgte ihm Gerrard aus dem Raum.
Tregonning erkundigte sich nach London, und dabei wurde klar, dass er seit Jahrzehnten nicht mehr in der Hauptstadt gewesen war. Gerrard antwortete artig, während sie die Halle durchquerten und in einen langen Flur einbogen.
In gewisser Weise war sein Gastgeber ebenso faszinierend wie seine Tochter. Den Mann umgab eine Wolke von Müdigkeit, Mattheit. Sie
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