Hauch der Verfuehrung
reden.«
»Nein. Bitte verzeihen Sie, aber es wäre vielleicht besser, wenn ich mit ihr spräche. Dann könnte ich auch gleich alle aufkommenden Fragen beantworten und dafür sorgen, dass keine Missverständnisse entstehen.« Gerrard schaute Tregonning in die Augen. »Ich beanspruche nur am Anfang so viel von ihrer Zeit; sobald wir mit den Sitzungen beginnen, ist es nicht mehr so schlimm.«
Tregonnings Miene hellte sich auf. Er nickte und entspannte sich auf seinem Sessel. »Das wird das Beste sein. Sie hat gesagt, dass sie einverstanden sei, und ich bin sicher, dass sie sich nicht weigern wird; aber Sie wissen besser, was Sie von ihr brauchen.«
Gerrard atmete insgeheim auf. Er vertraute weit mehr auf seine eigenen Überredungskünste als auf die von Tregonning. Der Mann schien allen gegenüber distanziert, und das mochte auch seine Tochter einschließen. Solange er noch keine Ahnung hatte, wie sich das Verhältnis zwischen Tochter und Vater gestaltete, wollte er keine Ablehnung riskieren.
Er war noch entschlossener als Tregonning, mit seinem Porträt von Jacqueline Tregonning möglichst bald anzufangen, und zwar unter den besten Umständen. Daher wollte er mit der Dame selbst reden und dafür sorgen, dass sie sich einverstanden erklärte. Sollte es später Probleme geben, könnte er darauf zurückgreifen.
Im Geiste ging er alles durch, was er schon gesagt hatte, dann fuhr er fort: »Da ich gewöhnlich keine Aufträge annehme, wäre es vielleicht gut, klar und deutlich zu erklären, was ich abliefern werde. Der Auftrag beinhaltet ein fertiges Ölgemälde von Ihrer Tochter in voller Größe, komplett mit Rahmen - es sei denn, es kommt zu einer Katastrophe oder einer anderen Form höherer Gewalt. Sie erhalten das Bild im Laufe des nächsten Jahres. Sämtliche Skizzen und Vorarbeiten bleiben hingegen in meinem Besitz. Zusätzlich lasse ich nie zu, dass mein Werk vor seiner Fertigstellung begutachtet wird. Sie sehen es zum ersten Mal, wenn es fertig ist. Sollten Sie es nicht annehmen wollen, werde ich das Bild behalten und kein Honorar bekommen.«
Tregonning nickte wieder. »Das ist alles in Ordnung.« Dann schaute er Gerrard in die Augen. »Sie sind sicher darauf erpicht, die Gärten zu malen.«
Gerrard blinzelte. »Allerdings.« Er schaute aus dem Fenster. Die fabelhaften Gärten, von denen er seit Jahren fasziniert war, erstreckten sich direkt vor ihm. »Alle Skizzen und Bilder von dem Garten gehören mir. Sollte ich eines davon je zum Kauf anbieten, haben Sie das Vorkaufsrecht.«
Tregonning brummte etwas. »Ich nehme an«, sagte er dann, während er sich aus seinem Lehnsessel erhob, »dass Sie die Gärten unverzüglich erkunden wollen.«
Sein Blick war immer noch auf die herrliche Aussicht jenseits des Fensters gerichtet, als Gerrard ebenfalls aufstand, bevor er sich umdrehte, um Tregonning in die Augen zu sehen. »Genau genommen, nein. Künstlerisch gesehen freue ich mich nicht so sehr, die Gärten zu malen, außer vielleicht als Hintergrund für Ihre Tochter; ich will zuerst das Porträt zufriedenstellend beginnen.«
Tregonning wirkte überrascht, aber erfreut, ja sogar dankbar.
Als er mit ihm in den Empfangssalon zurückkehrte, war sich Gerrard der Ironie seiner Lage durchaus bewusst. Er war gekommen, um die Gärten von Hellebore Hall zu malen, doch trotz seiner Besessenheit beschäftigte ihn, seit er Jacqueline zum ersten Mal erblickt hatte, nur noch der Gedanke daran, sie zu malen.
Gegen ihre Anziehungskraft und Faszination konnte noch nicht einmal der Garten der Nacht ankommen.
Sie kehrten in die Eingangshalle zurück. Lord Tregonning geleitete ihn bis zur Tür zum Salon. »Ich werde Treadle und Mrs. Carpenter davon unterrichten, was Sie benötigen. Sie werden sich dann in Kürze an Sie wenden.«
»Danke.«
Mit einem Nicken wandte sich Tregonning ab. Gerrard sah ihm hinterher, als er in die Richtung zurückging, aus der sie gekommen waren. Weibliche Stimmen drangen aus dem Salon. Seine Lordschaft zog eindeutig die Ruhe seines Arbeitszimmers vor und hatte keine Skrupel, ihn und Barnaby der Gnade von Lady Fritham, Mrs. Myles und der kritischen Mrs. Elcott anheimzustellen.
Sich mit dem Unvermeidlichen abfindend, vollzog er eine Wende und trat ein. Inzwischen war der Tee serviert worden; Millicent Tregonning lächelte und goss ihm eine Tasse ein. Er nahm sie entgegen und unterhielt sich mit ihr und Mrs. Myles, die neben ihr saß, über seine ersten Eindrücke von der Gegend. In Mrs. Myles erkannte
Weitere Kostenlose Bücher