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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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mit ihm zusammen zu sein in den dunklen Stunden der Nacht.
    Rastlos war sie an ihr Fenster getreten, hatte den abnehmenden Mond betrachtet und sich die uralte Frage gestellt. Nicht, dass es ihr viel genützt hätte.
    Im Atelier brannte immer noch Licht. Sie konnte den Widerschein der Lampen im Glas sehen - er malte noch immer. Sie presste die Lippen zusammen und richtete sich auf. Wenn das stimmte ... er musste sich doch auch irgendwann ausruhen. Er hatte beinahe zwei Tage lang rund um die Uhr gearbeitet.
    Die Nacht war heiß und schwül. Ein Gewitter grollte in der Ferne, während sie durch die Schatten des oberen Flures schritt und die Tür zur Geheimtreppe öffnete. Die Stufen knarrten nicht, als sie sie leise hinaufstieg. Oben angekommen öffnete sie die Tür zum Atelier und spähte hinein.
    Er war nicht an der Staffelei. Sie schaute sich um, dann schlüpfte sie ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Er war nicht im Hauptraum - das Porträt allerdings schon.
    Es war vervollständigt - fertig. Sie brauchte ihn nicht, um das zu erkennen.
    Es war bemerkenswert. Machtvoll. Es zog sie an. Sie stand davor und starrte das Gemälde an, wie gebannt. Die Frau auf dem Bild war sie. Es verriet so viel über sie, und so viel stand auf dem Spiel, dass die Gefühle sie zu überwältigen drohten und ihr schier die Kehle zuschnürten.
    Es war unglaublich. Sie hätte nie gedacht, dass er so viel sehen würde, ganz zu schweigen davon, dass er ihren Gefühlszustand mit nicht mehr als Farben und Strichen festzuhalten und wiederzugeben vermocht hatte - ihre geheimen Ängste, das Gefühl des Eingesperrtseins, das sie in dem vergangenen Jahr nicht losgelassen hatte, ihr verzweifelter Wunsch zu entkommen, zu fliehen. Alles hinter sich zu lassen, aber gleichzeitig zu wissen, dass es ihr nicht möglich war.
    Er hatte nicht einfach Unschuld gemalt, obwohl Unschuld natürlich dabei war, sondern auch die Empfindungen, die der Unschuld Glaubwürdigkeit verliehen: Trauer, Verwirrung und das Gefühl, verraten worden zu sein, das sich tief in ihre Seele gegraben hatte.
    Sie erschauerte. Trotz der Hitze zog sie ihren Morgenrock fester um sich, schlang die Arme um sich.
    Der Hintergrund des Bildes war dramatisch, ja schier beängstigend. Sogar in der Sicherheit Londons, auf dem Dachboden dieses Hauses, konnte sie die Gefahr spüren, die bedrückende Spannung. Etwas unverhohlen Bedrohliches ging von den dunklen Blättern des Gartens aus, das sie umfangen und mit sich reißen wollte, zurück in die Schatten. Das Mondlicht war fahl, nur ein schwacher Schimmer und somit nicht stark genug, um den Pfad vor ihr zu erhellen.
    Dunkelheit dominierte, aber es war nicht nur einfach Schwarz, sondern eine Palette sich vermischender Farben, die nicht passiv warteten, sondern aktiv böse wirkten, lebendig und immer noch hungrig, sie gleichsam zu packen.
    Die Frau auf dem Gemälde brauchte verzweifelt jemanden, der ihr die Hand reichte und sie aus dem entsetzlichen Netz befreite, das sie gefangen hielt.
    Die Frau auf dem Porträt war sie.
    Sie atmete bebend aus - und wieder ein. Sie schaute weg, trat von der Staffelei zurück, aus dem Bannkreis des Porträts. Es war mehr als bewegend und würde sie ohne Frage befreien. Sie blickte sich um auf der Suche nach seinem Erschaffer.
    Nach ihrem Ritter.
    Sie fand ihn schlafend im Alkoven.
    Er hatte sich seine Kleider ausgezogen und war bäuchlings aufs Bett gefallen. Jacqueline stand zwischen den Bahnen des Vorhangs und ließ ihren Blick wandern - über seine muskulösen Schultern, seinen Rücken, seinen Po und seine langen, kräftigen Beine.
    Sie trat ein, die Vorhänge glitten hinter ihr zu, schlossen das Licht aus. Jetzt spendete nur noch der Mond seinen silbrig-sanften Schein, beleuchtete die Szene vor ihr, als sie neben dem Bett stehen blieb und ihren Morgenrock zu Boden fallen ließ. Sie hob die Hände und löste die Schleife, die ihr loses Nachthemd zusammenhielt - es flatterte zu dem Morgenrock, bauschte sich um ihre Füße. Dann trat sie heraus, hob ein Knie aufs Bett und kroch zu ihm.
    Er kannte ihre Berührung; er wachte nicht auf, als sie ihm die Hand auf die Hüfte legte und ihn langsam zu streicheln begann. Sie hielt nicht inne, um gründlich nachzudenken, um ihr Herz zu prüfen; stattdessen ließ sie sich davon leiten, folgte ihren Sehnsüchten.
    Sachte drängte sie ihn, sich auf den Rücken zu rollen -und er gehorchte.
    Gerrard wachte auf und wurde von Empfindungen bestürmt. Die Berührung ihrer

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