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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Gerrard kam, um auf Wiedersehen zu sagen. Wieder fröhlich streckte sie die Arme nach ihm aus, und gehorsam hob er sie hoch.
    Jacqueline stand auf. Therese schlang ihre Arme fest um Gerrards Nacken und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sein Blick richtete sich auf Jacqueline, dann wieder auf Therese, die ihren Griff lockerte und sich nach hinten lehnte.
    Er lächelte. »Gut. Aber ...« Er kitzelte Therese, die daraufhin quietschte. »Du bist mir vielleicht ein kleiner Satansbraten!«
    Therese kicherte und wand sich. Gerrard stellte sie auf den Boden und schaute zu, wie sie zu ihrem wartenden Kindermädchen lief. An der Türschwelle blieb sie noch einmal stehen und warf ihnen eine Kusshand zu, ehe sie verschwand. Ihr Lachen hallte über den Flur zu ihnen, bis es schließlich verklang.
    Gerrard nahm Jacquelines Arm. Sie sah in sein Gesicht; er lächelte immer noch. »Was hat sie gefragt?«
    Er erwiderte ihren Blick, zuckte die Achseln. »Ach, nur wann ich das nächste Mal zu Besuch komme.«
    Am liebsten hätte sie sich nach allen Einzelheiten erkundigt, verkniff sich ihre Fragen jedoch. Sie wollte der Entscheidung, die sie getroffen hatte, nicht vorgreifen.
    Unten fanden sie Patience und verabschiedeten sich auch von ihr. Mit den Gedanken sichtlich woanders umarmte sie sie. »Wir werden Sie ja sicher beim Sommerfest sehen.«
    Die Bemerkung war ganz allgemein gehalten; Jacqueline erwiderte darauf nichts. Sie hatte schon von den Familientreffen der Cynsters im Sommer gehört, die stets auf dem Herzogssitz des Familienoberhauptes abgehalten wurden.
    Sie fanden Vane in seinem Arbeitszimmer, bis zum Hals in Geschäftsberichten. Er lächelte, erhob sich und schüttelte ihnen die Hände; sein Blick ruhte freundlich auf ihr, als sei sie in seinen Augen mehr als nur eine gute Freundin.
    In der Tat, als Gerrard ihr aus dem Zimmer folgte und Vane wieder seiner Arbeit überließ, fiel ihr auf, dass wohl niemand sie als Gerrards Freundin bezeichnen würde. Das Wort hatte nie gepasst. Aber was war sie dann?
    Was sie werden könnte, womit sie einverstanden wäre, das hatte sie noch nicht entschieden.
    Sie schlenderten zurück zur Eingangshalle. Gerrard blieb inmitten des Chaos stehen. Er sah sich um, dann nahm er ihre Hand. »Komm - ich will dir etwas zeigen.«
    Er brachte sie in das Speisezimmer, das erst noch mit Leinenlaken verhüllt und so für die Abwesenheit der Besitzer vorbereitet werden musste. Er führte sie um den Tisch herum, blieb vor dem Kamin stehen, sah zu einem Bild hinauf, das über dem Kaminsims hing.
    Es hatte bereits ihre Aufmerksamkeit erregt, ihren Blick auf sich gezogen. Es war ein Porträt von Patience, wie sie auf einem Stuhl saß, umgeben von ihren drei älteren Kindern. Wer es gemalt hatte, daran bestand kein Zweifel.
    Jacqueline starrte es an, wie gebannt von Patiences Gesicht, dem Ausdruck, mit dem sie auf ihre drei Kinder schaute. Das Gefühl, das dort zu sehen war, rührte den Betrachter zutiefst, war herzergreifend - und tat der Seele gut; es schien zu versichern, dass die Welt in Ordnung sei, in Ordnung käme, solange solche Gefühle noch existierten.
    »Von all meinen Porträts, die ich von Kindern gemalt habe, bedeutet mir dieses am meisten.« Neben ihr, den Blick weiter auf das Gemälde gerichtet, sprach Gerrard leise. »Patience war jahrelang meine Ersatzmutter - für mich war das Malen dieses Bildes der letzte Schritt zum Erwachsenwerden. Als ob ich sie dadurch loslassen könnte, indem ich das auf die Leinwand bannte, was sie für ihre Kinder empfindet, diese unendliche Gefühlstiefe, die es in keiner anderen
    Beziehung gibt.« Seine Lippen zuckten. »Und sie auch dazu gebracht hat, sich von mir zu lösen.«
    Sie schwieg, betrachtete weiter das bewegende Gemälde.
    Er verlagerte sein Gewicht. »Ich muss zugeben, beim Malen habe ich eine Menge über Mutterschaft gelernt.«
    Nach einem Moment nahm er ihren Arm, legte sich ihre Hand auf den Ärmel und ging mit ihr aus dem Zimmer, und nach einer kurzen Verabschiedung von Bradshaw verließen sie das Haus.
    Sie machten sich auf den Rückweg. Gerrard blickte sie an, als sie in die Brook Street einbogen. »Ich gehe jetzt gleich ins Atelier - ich möchte, dass du mir heute Nachmittag sitzt und den Abend über auch. Du müsstest absagen, falls du für heute Abend eine Verabredung hast.« Er runzelte die Stirn, schaute wieder nach vorne und wartete ihre Zustimmung nicht ab. »Ich werde deine Zeit an den nächsten beiden Abenden voll und ganz in Anspruch nehmen

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