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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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ihnen, dann drehte er sich um und ließ den Blick über die Terrasse wandern. Die schwachen Spuren führten weiter, hier und dort verschmiert - bis sie jäh an der Brüstung oberhalb des Gartens der Nacht endeten.
    Gerrard spürte, wie sich seine Züge anspannten; Barnaby erhob sich mit grimmiger Miene.
    »Was ist?«, erkundigte sich Jacqueline und schaute von einem zum anderen.
    Gerrard drückte ihren Arm. »Warte hier.«
    Rasch lief er die Stufen hinab und wandte sich zum Garten der Nacht, Barnaby auf den Fersen.
    Jacqueline erstarrte. In ihrem Kopf schrie eine Stimme: »Nein!« Es war ein Kampf, ihre Glieder zum Gehorsam zu zwingen, damit sie sich bewegten. Sie fasste nach der Brüstung, zwang sich vorwärtszugehen; Schritt für Schritt folgte sie den Männern nach unten.
    Ihr Blick fixierte den Zugang zum Garten der Nacht, aber den oberen, nicht den, den Gerrard gemalt hatte. Der Eingang, an dem sie vor über einem Jahr gestanden und von dem aus sie ihre Mutter tot daliegen gesehen hatte - ausgebreitet wie ein zerschmetterter Vogel, ihre Beine halb im Wasserbecken, das Rückgrat auf der steinernen Umrandung gebrochen.
    Der Torbogen kam näher und näher. Dann stand sie darin, im kühlen Schatten des Gartens.
    Gerrard und Barnaby beugten sich über den Körper ihrer Tante. Wie ihre Mutter, so lag auch ihre Tante halb auf der Umrandung. Totenblass, eine Hand schlaff auf dem Kies.
    Ein erstickter Laut entschlüpfte ihr. Sie wollte schreien, nach Hilfe rufen, doch ihre Kehle versagte ihr den Dienst. Sie hatte das Gefühl, als schnürten sich ihre Lungen zusammen.
    Gerrard hörte sie, drehte sich um und entdeckte sie. Er sagte etwas zu Barnaby, dann stand er auf und kam rasch zu ihr.
    Sie presste sich beide Hände auf den Mund. Sie konnte die Worte nicht aussprechen, die Frage nicht stellen. Doch ihre Augen fragten sehr wohl.
    »Sie lebt.« Gerrard schloss Jacqueline tröstend in die Arme. »Bewusstlos, aber am Leben.« Er hob den Kopf und rief: »Treadle!«
    Einen Moment später erschien der Butler oben an der Treppe. »Sir? Miss? Was ...?«
    »Lassen Sie den Arzt kommen, und schicken Sie uns ein paar Lakaien mit einer ausgehängten Tür.«
    Am Leben. Millicent war am Leben. Jacqueline versagten die Beine.
    Gerrard fluchte und schloss seine Arme fester um sie.
    Sie legte ihren Kopf an seine Brust und zwang ihre Lungen zu arbeiten. Sie holte tief Luft. Schluckte. »Tut mir leid.« Sie atmete noch einmal ein, dann hob sie den Kopf und stieß sich von ihm ab. »Geh zu ihr. Sie ist schwer verletzt. Ich werde hier warten.« Sie spürte sein Zögern. »Mir fehlt nichts weiter, ehrlich. Wenn du mir wirklich helfen willst, dann geh zu ihr. Ich kann es nicht. Ich kann da nicht hineingehen.«
    Er verstand sie. Das sah sie in seinen Augen. Er schob sie gegen die Balustrade der Treppe. »Bleib hier - rühr dich nicht von der Stelle.«
    Sie nickte. Er drehte sich um und kehrte zurück in den Garten der Nacht.
    Millicent wurde in ihr Zimmer gebracht und in ihr Bett.
    Lord Tregonning war informiert worden; Sir Godfrey ebenfalls.
    Der Arzt kam. Er wurde direkt zu Millicent geführt. Als er den Salon eine halbe Stunde später betrat, wirkte er ernst.
    »Sie ist bewusstlos, aber sie hat Glück gehabt. Ein Zweig hat ihren Sturz gebremst - er ist unter ihrem Gewicht abgerissen und hat verhindert, dass sie sich das Rückgrat oder den Schädel gebrochen hat. Den Arm allerdings schon, aber er heilt mit Sicherheit wieder. Außerdem hat sie sich am Kopf verletzt - wie lange sie bewusstlos bleiben wird, lässt sich nicht sagen.«
    »Aber sie wird überleben?« Jacqueline lehnte sich vor, die Hände im Schoß verschränkt.
    »So Gott will, ja. Aber eine Garantie gibt es nicht, fürchte ich. Noch ist sie bei uns, aber wir müssen abwarten und von Tag zu Tag hoffen. Sie ist nicht mehr jung - und der Sturz war ...«
    »Schrecklich.« Lord Tregonning war blass, fassungslos. Seine Knöchel traten weiß hervor, während er seinen Stock fester umfasste.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass sie es so bequem hat, wie nur möglich. Mrs. Carpenter weiß, was zu tun ist. Ich werde heute Nachtmittag noch einmal vorbeikommen und nachschauen, ob eine Veränderung eingetreten ist, aber es kann gut noch ein Tag oder so vergehen, bis sie wieder zu sich kommt.«
    Barnaby verlagerte sein Gewicht. Er sprach leise mit Lord Tregonning. Seine Lordschaft nickte, dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Arzt. »Ich wäre Ihnen dankbar, Manning, wenn Sie über den

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