Hauch der Verfuehrung
Hand hoch und wirkte trotz ihrer geringen Körpergröße gebieterisch wie eine Königin. »Mit Gerrard oder ohne ihn, das ist egal. Ich rechne fest mit Ihnen.«
Jacqueline konnte nur lächelnd zustimmen. Dillon Caxton, Flicks Cousin und, soweit Jacqueline es verstand, in vielerlei Hinsicht Demons Schützling, kam zu ihnen. Er war verblüffend gut aussehend - im Stil von Byron, dem Poeten. Sein Auftreten war selbstsicher, seine Manieren geschliffen, aber Jacqueline spürte, dass er viel von sich zurückhielt wie hinter einem inneren Schutzwall.
Nichtsdestotrotz war er ein enger Freund von Gerrard; nachdem er leichthin mit Flick und ihr geplaudert hatte, wandte er sich an Gerrard und fragte, ob er ihn denn mit Barnaby bekannt machen könnte. »Demon hat sein Steckenpferd erwähnt. Es gibt da so eine Sache in Newmarket, die für ihn sicher interessant ist.«
Gerrard zog die Brauen hoch, stimmte jedoch ohne zu zögern zu.
Er ließ Jacqueline bei Flick, kam aber gleich darauf wieder - zu Flicks nicht unerheblicher Erheiterung.
Der Rest des Abends verging in einem angenehmen Wirbel. Die letzten Gäste, die aufbrachen, waren Horatia und ihr Gatte George.
»Passen Sie gut auf sich auf, meine Liebe.« Horatia umarmte Jacqueline. »Und wir sehen Sie hoffentlich bald wieder.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich Horatia an Gerrard. »Was auch immer du da unten in Cornwall zu erledigen hast, lass dir nicht zu viel Zeit. Wir erwarten, den Ausgang dieser Geschichte zu hören, wenn ihr beide nach Somersham kommt.«
Gerrard versprach feierlich, keine Zeit zu verplempern.
Jacqueline musterte ihn aus schmalen Augen; eine weitere mehrdeutige Antwort von ihm.
Als er später in ihr Bett kam und sie danach atemlos und gesättigt dalag, bemerkte sie, dass sie begonnen hatte, ihrer beider Zukunft mit den Augen seiner Familie zu sehen. Und sich nach dem zu sehnen, was sie sah.
Trotzdem ...
Gerrard legte sich auf die Seite, küsste sie auf die Schläfe. »Was ist?«
Sie zögerte; als die Worte kamen, ließ sie sie einfach herausströmen - zwischen ihnen herrschte nur Ehrlichkeit. »Ich habe so lange keine Zukunft gehabt, dass es mir schwerfällt zu glauben, was nun bald sein könnte.«
»An uns?«
Diese beiden kleinen Wörter schlossen so viel ein.
»Ja.«
Sie fragte sich, ob er sie mit den üblichen leeren Beschwichtigungen beruhigen würde. Doch stattdessen murmelte er nach ein paar Minuten: »Es ist, wie Timms gesagt hat: Es kommt, wie es kommen muss. Wir können nur eines tun: weitermachen, gemeinsam - und sehen, was auf unserem Weg liegt, was das Schicksal für uns bereithält.«
Wenn sie irgendeinen Zweifel gehegt hatte, dass er ihr nicht genau zuhören könnte, wurden sie verbannt, als er mit härterer Stimme hinzufügte: »Aber zuerst müssen wir einen Mörder entlarven.«
Am nächsten Tag machten sie sich entschlossen daran, genau das zu tun. Gerrard schien es noch eiliger zu haben als beim Malen des Porträts; und seine Ungeduld hatte etwas Ansteckendes.
Der Tag verging mit hektischen Vorbereitungen. Am Abend war alles bereit für ihre Abreise am folgenden Morgen. Natürlich wollte Barnaby mitkommen. Wäre Cornwall nicht so weit weg gewesen, wären auch Minnie und Timms mit von der Partie gewesen.
»Ihr werdet uns alles erzählen müssen, haarklein, wenn ihr zurückkommt.« Minnie zog Jacqueline zu sich herunter, küsste sie auf die Wange, tätschelte ihr die Hand und ließ sie schließlich los.
Sie und Millicent zogen sich immer früh auf ihre Zimmer zurück.
Später kam Gerrard wieder in ihr Schlafzimmer. Um sie zu lieben. Zu ihr.
Es stand nichts mehr zwischen ihnen, es gab keine Zweifel und keine Fragen. Nur die unausgesprochene Bedrohung durch den Mörder.
Doch dieser Umstand bestärkte sie nur, fachte ihre Leidenschaft an. So lagen sie sich in den Armen, gaben, nahmen, genossen und empfingen - bis die Welt barst und Entzücken sie überwältigte.
Und ihre Seelen flogen gemeinsam zu den Sternen, Hand in Hand, Seite an Seite.
20
»Wir dachten an einen Ball«, erklärte Millicent. Sie holte tief Luft und fügte hinzu: »Hier.«
»Hier?« Lord Tregonning sah sie erstaunt an, dann wandte er sich wieder der Betrachtung des Porträts zu.
Gerrard wechselte einen Blick mit Jacqueline, dann mit Barnaby. Sie standen in einem Halbkreis hinter Lord Tregonning im Salon. Heute Nachmittag waren sie angekommen und hatten beschlossen, das Porträt vor dem Dinner auszustellen.
Schließlich nickte Lord
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