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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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ihrer Stelle vermutlich. Jacqueline warf einen Blick in einen Wandspiegel: Ihre Augen sahen verschlafen aus, ihr Haar war ein wildes Durcheinander, und ihre Lippen wirkten leicht geschwollen. Es war sinnlos abzustreiten, wie sie die Nacht verbracht hatte. Sie ging über die Galerie in den anderen Gebäudeflügel und sah Treadle unten in der Halle - und er bemerkte sie. Das hatte man davon, wenn man sich hemmungslos der Leidenschaft überließ.
    Nicht, dass sie es bereute.
    Sie erreichte ihr Zimmer und entschied, sich nicht darum zu kümmern, was andere von ihr dachten. Wenn der Mörder sie eines gelehrt hatte, dann die Liebe mit beiden Händen zu packen und sie zu genießen. Sie zu feiern, solange sie vorhanden war, ihr vergönnt war.
    Es kommt , wie es kommen muss. Timms war weise.
    Angesichts ihrer Beschäftigung in der Nacht hätte sie erschöpft sein müssen. Stattdessen fühlte sie sich lebendig, voller Elan - und Ungeduld, den Mörder ihrer Mutter zu entlarven. Thomas’ Mörder. Denjenigen, der ihr Leben viel zu lange beherrscht hatte.
    Sie läutete nach Holly. Während sie sich wusch und anzog, spürte sie Zuversicht in sich wachsen. Nicht ein einziges Mal seit Thomas’ Tod hatte sie sich so gut gefühlt, so lebensfroh - sich so auf den vor ihr liegenden Tag gefreut. Fast war es, als sei sie aus einem langen Schlaf erwacht. Sie hatte das Gefühl, als würde nach langer Nacht die Sonne endlich wieder über ihrer Welt aufgehen - und das verdankte sie Gerrard.
    Ihrem Retter. Sie musste breit lächeln, zupfte sich ihre Locken abschließend zurecht und ging in den Frühstückssalon.
    Gerrard war bereits da, saß neben Mitchel. Barnaby war eingetroffen, ganz kurz vor ihr. Er rückte ihr den Stuhl neben Gerrard zurecht, dann setzte er sich auf der anderen Seite neben sie.
    Zu dritt unterhielten sie sich, ent- und verwarfen Ideen zu dem Ball. Sie erwogen alles, was getan werden musste. Mitchel wirkte bedrückt. Nachdem er seinen Teller leer gegessen hatte, erhob er sich und wünschte ihnen einen guten Tag. Barnaby fragte, ob er später da sein würde, falls sie seine Hilfe bei der Vorbereitung des Balls benötigen sollten.
    Mitchel schüttelte bedauernd den Kopf. »Ich fürchte nein. Ich werde den Großteil des Tages auf den Ländereien unterwegs sein - ich muss den Fruchtwechsel festlegen.«
    Barnaby nickte und hob zum Gruß eine Hand. Jacqueline lächelte; mit einer Verbeugung ging Mitchel davon.
    Sie, Gerrard und Barnaby wandten sich wieder dem Ball zu, rechneten fest mit Millicents Unterstützung. Sie musste jeden Moment kommen.
    Aber das tat sie nicht.
    Jacqueline fiel gerade auf, dass ihre Tante ungewohnt spät dran war, als deren Zofe in den Frühstückssalon spähte. Jacqueline sah sie. »Gemma?« Das Mädchen wirkte besorgt. Jacqueline schob ihren Stuhl zurück. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Gemma trat zaghaft ein, knickste rasch. »Es geht um Miss Tregonning, Miss. Ich weiß nicht, wo sie ist.« Gemma hatte die Augen weit aufgerissen. »Haben Sie sie vielleicht gesehen?«
    Jacqueline war, als legte sich eine eisige Hand um ihr Herz. Kälte breitete sich in ihr aus. Sie stand auf. Stühle scharrten, als Barnaby und Gerrard es ihr nachtaten.
    Barnaby sprach in ruhigem, beschwichtigendem Ton: »Sie muss irgendwo sein. Wir kommen mit und helfen bei der Suche nach ihr.«
    Sie brauchten nicht lange, um sie zu finden.
    Gemma und ein Zimmermädchen hatten bereits oben gesucht. Gerrard bat Treadle, die Lakaien zusammenzurufen, dann ging er mit Jacqueline und Barnaby nach draußen auf die Terrasse, um sich umzusehen und dann einen Plan zu fassen.
    Gemeinsam gingen sie zu der Haupttreppe, die in die Gärten führte, suchten die verschiedenen Bereiche in Sichtweite ab. Jacqueline rief; Gerrard holte tief Luft und schrie: »Millicent!«, aber es war keine Antwort zu hören, kein Winken zu erkennen.
    Neben Jacqueline blieb Gerrard oben auf der Treppe stehen. Er ließ seinen Blick über den Boden schweifen und bemerkte Spuren - Schmutzstreifen auf dem blassen Marmor.
    In der Nacht hatte es leicht geregnet. Er sah noch einmal die Stufen hinab, vergewisserte sich, dass der ausgetretene Pfad am Fuße der Treppe feucht war. Es gab ähnliche kleine, verräterische Streifen auf allen Stufen nach oben.
    »Barnaby.« Er war sich nicht sicher, ob seine Phantasie mit ihm durchging, aber ... als Barnaby ihn ansah, deutete er auf die Streifen.
    Barnaby ging in die Hocke und folgte mit den Augen der Spur die Treppe hinauf bis zu

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