Hauch der Verfuehrung
weiter.
Gleichzeitig betete er. Inbrünstig.
Die älteren Herren traten aus dem Haus auf die Terrasse. Lord Tregonning war bei ihnen. Sie riefen zu Barnaby hinauf, um nach der Richtung zu fragen, dann machten sie sich, so schnell sie konnten, dorthin auf den Weg.
Die Gärten waren ausgedehnt, dicht bepflanzt und nicht mit dem Ziel ersonnen, möglichst schnell durchquert zu werden. Ganz im Gegenteil. Man kam somit nur langsam voran. Gerrard nahm den Blick kurz von Jacqueline, um sich zu vergewissern, dass die Gärtner am oberen Ende des Gartens der Diana angelangt waren - über diesen Weg konnten die Frithams nicht mehr entkommen. Die Stallburschen, Matthew und Sir Vincent waren noch nicht auf der Anhöhe im Norden, aber sie würden sie vor den Frithams erreichen.
Er wendete das Fernrohr wieder auf Jacqueline - und schaute zu, wie Jordan und Eleanor sie weiter zur Steinplatte am Rande des Apoll-Gartens zerrten.
Jacqueline hätte beinahe vor Erleichterung aufgeschluchzt, als Jordan ihr sein Taschentuch vom Mund riss.
»So!« Seine Augen waren hart und kalt. »Wir sind zu weit vom Haus entfernt. Hier kannst du schreien, so viel du willst - hier hört dich keiner.« Er blickte zurück zu Hellebore Hall; ein spöttisches Lächeln spielte um seine Lippen. »Sie sind eifrig damit beschäftigt, das Feuer zu löschen und den Verlust des verfluchten Porträts zu beklagen.« Seine Finger schlossen sich fester um ihren Arm. »Und jetzt komm.«
Er zerrte sie weiter. Jacqueline sträubte sich und stolperte, so oft sie es wagte, aber sie würde es Jordan durchaus Zutrauen, sie bewusstlos zu schlagen und dann zu tragen -dann wären sie schneller; sie wollte ihn nicht so sehr reizen, dass er selbst auf den Gedanken kam.
Eleanor, blass und schmallippig, hielt sie am anderen Arm; sie zog sie ebenfalls vorwärts. Sie waren beide hochgewachsen und stärker als sie.
Sie wusste, dass das Porträt in Sicherheit war; es war weder in Gerrards Zimmer noch im umfunktionierten Atelier gewesen. Ihr Vater hatte es; Compton und Treadle hatten das inzwischen auch gerahmte Bild sorgfältig in Lord Tregonnings Arbeitszimmer verstaut.
Allerdings schien ihr jetzt nicht der geeignete Zeitpunkt zu sein, diesen Umstand zu erwähnen.
Sie war beinahe wieder zu Atem gekommen; gerade war es ihr gelungen, die Nachwirkungen der schrecklichen Augenblicke im Salon abzuschütteln, schlimmer als jeder Albtraum, den sie sich je hätte einfallen lassen können. Nie würde sie die pure Bosheit vergessen, die sie gespürt hatte; die Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht bewiesen, dass sie sich in der Wirklichkeit befand, aber ... Sie holte tief Luft, bemühte sich um eine kräftige Stimme. »Wohin wollt ihr mich bringen? Was, um alles auf der Welt, erhofft ihr damit zu erreichen?«
»Wir entführen dich«, unterrichtete Jordan sie kühl. »Dein schamloses Betragen mit diesem verfluchten Maler lässt uns keine andere Wahl.« Sein Tonfall verriet, dass sie sich seiner Meinung nach das alles selbst zuzuschreiben hatte. »Sie werden glauben, dass wir auf dem Weg nach Gretna Green sind, aber in Wahrheit denke ich an einen netten kleinen Gasthof ein Stück an der Küste entlang.«
Er blickte sie an. »Ein paar Nächte allein mit mir, und ich bin sicher, dein Vater wird begreifen, wie vernünftig es ist, unserer Verlobung zuzustimmen.«
Sie war überzeugt, die Antwort bereits zu kennen, fragte aber trotzdem: »Warum willst du mich heiraten? Du magst mich doch noch nicht einmal.«
»Natürlich nicht. Unschuldslämmer haben noch nie irgendeinen Reiz für mich besessen.« Er schaute zu Eleanor und lächelte - ein widerliches, geheimes Lächeln, das Jacqueline sich wünschte, nie gesehen zu haben - dann blickte er wieder nach vorne und fuhr fort: »Zweifellos hat dir dein Maler das eine oder andere beigebracht - es wird interessant sein herauszufinden, wie weit er bei seinem Unterricht gegangen ist. Wie auch immer, von der Notwendigkeit einmal abgesehen, unsere Hochzeit herbeizuführen - nein, ich habe wirklich kaum persönliches Interesse an dir. Alles, was ich will, ist Hellebore Hall.«
»Warum?«
Er runzelte die Stirn, schob das Kinn vor; er sah sie nicht an. »Weil es mir gehören soll; ich brauche dieses Anwesen mehr als du.«
Die steinerne Aussichtsplattform tauchte vor ihnen auf; die beiden zwangen Jacqueline, die Stufen hinaufzusteigen; Eleanor ging voraus und zog sie, Jordan schob sie von hinten. Einmal auf der Plattform angekommen, schlugen sie den Weg in
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