Hauch der Verfuehrung
den Garten und stellte es scharf. »Schick jemanden, um nachsehen, ob Jacqueline im Salon ist.«
Er fühlte Barnabys Erschrecken, aber sein Freund stellte keine langen Fragen. Ein Lakai wurde losgeschickt, dem die Wichtigkeit der Botschaft deutlich gemacht worden war.
Gerrard suchte die Gärten ab - selbst von diesem Aussichtspunkt aus waren nicht alle Bereiche einsehbar; er beschrieb mit dem Fernrohr Bögen, hoffte, eine Bewegung auszumachen ...
»Da!« Er schaute auf, prüfte die Richtung, dann blickte er wieder durch das Teleskop. »Da läuft jemand durch den Poseidon-Garten in Richtung Apoll. Drei Leute ...« Er stellte schärfer. »Jordan, Eleanor - und Jacqueline.« Er fluchte. »Sie haben sie zwischen sich.«
Er wollte sich aufrichten, aber Barnaby hielt ihn mit einer Hand auf der Schulter zurück.
»Nein. Folge ihnen mit dem Fernrohr, verlier sie nicht.«
Das tat er. »Sie sind im Apoll-Garten, rennen weiter. Wohin, zum Teufel, wollen sie sie schaffen?«
Matthew Brisenden erschien neben ihm, umklammerte das Geländer und starrte in die Gärten.
Sir Vincent kam ebenfalls hinzu. »Habe ich richtig gehört? Die jungen Frithams sind bei Jacqueline?«
Gerrard nickte. »Sie sind auf dem Weg durch die Gärten - Weiß Gott, weshalb.«
»Sie entführen sie!« Matthew drehte sich um, ohne das Geländer loszulassen. »Sie müssen zur steinernen Aussichtsplattform, ehe sie den Weg durch den Diana-Garten nehmen können, um über die Anhöhe zum Manor zu gelangen.«
Gerrard fluchte. »Er hat recht. So kommen sie her und wieder zurück, ohne die Eingangstür zu benutzen.«
»Aber dieses Mal nicht.« Barnaby lehnte sich über die Brüstung und rief Wilcox etwas zu, der inzwischen mit mehreren Gärtnern auf der Terrasse stand. Mit wenigen Sätzen erklärte er die Sachlage. Wilcox und seine Männer drehten sich um und liefen über die Terrasse, stürzten in die Gärten, wählten den direkten Weg durch den Garten der Athene in den Diana-Garten, um ihnen den Rückweg abzuschneiden.
»Das werden sie merken«, warf Matthew ein, »und eine andere Route nehmen. Wenn sie zu den Ställen gelangen können ...«
»Oder auch die andere Bucht«, fügte Sir Vincent hinzu. »Dort ist ein Ruderboot vertäut.«
Matthew hatte sich schon umgedreht. »Unten habe ich Richards gesehen. Ich hole ihn und verteile seine Männer auf den Pfaden auf der nördlichen Anhöhe, damit sie nicht entkommen können.«
»Ich helfe mit.« Sir Vincent folgte Matthew aus dem Zimmer.
Gerrard hielt das Teleskop weiter auf das Trio gerichtet, das durch die Gärten eilte. Sie befanden sich noch im Garten des Apoll, überquerten gerade die Brücke über den Bach. Jacqueline war geknebelt; so wie Jordan und Eleanor sie zwischen sich hielten, schienen auch ihre Hände gefesselt zu sein.
Hinter sich hörte er eine Bewegung. Lord Fritham, Sir Harvey Entwhistle und Mr. Hancock kamen auf den Balkon. Sie hatten dabei geholfen, die Flammen zu ersticken. Ein Blick in Lord Frithams fassungsloses Gesicht verriet Gerrard, dass er von der neuesten Entwicklung erfahren hatte.
Und die anderen auch. »Komm, alter Freund.« Mit grimmiger Miene legte Sir Harvey Lord Fritham eine Hand auf die Schulter. »Wir gehen besser nach unten und finden heraus, was dein Junge im Schilde führt.«
Lord Fritham nickte; er fühlte sich wie betäubt. Die drei älteren Herren drehten sich um und gingen nach draußen.
Barnaby kehrte an Gerrards Seite zurück. »Wo sind sie jetzt?«
»Im Apoll-Garten, immer noch ein gutes Stück von der Aussichtsplattform entfernt.« Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Jacqueline stolpert immer wieder. Sie hält sie auf, schindet Zeit.« Gerrards Stimme wurde flacher, leiser. »Jordan hat sie gerade geschlagen.« Einen Moment später sprach er weiter: »Das hat nicht geholfen - sie liegt auf dem Boden und weigert sich aufzustehen.«
Barnaby fasste seine Schulter fester. »Bleib noch ein wenig bei ihr. Wir müssen wissen, wohin sie sich wenden, sobald sie die Plattform erreicht haben.«
Mühsam beherrschte Gerrard sich - er war nicht nur verärgert oder wollte Jacqueline schlichtweg beschützen. Eiskalter Zorn erfasste ihn, blinde Wut brodelte in ihm. Jacqueline war sein - er musste sie retten. Aber er erkannte, dass Barnabys Rat vernünftig war. Also biss er die Zähne zusammen und hielt das Teleskop weiter auf die Szene unten im Garten gerichtet; im Geiste beschwor er Jacqueline, vorsichtig zu sein. Schickte Jordan Fritham zur Hölle und
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