Hauch der Verfuehrung
gerichtet, die mit einem Mal abgelenkt war. Sie beobachtete, wie ihr älterer Sohn Giles mit Jacqueline sprach.
Gerrard konnte verstehen, was gesagt wurde; Giles erkundigte sich höflich, ob Jacqueline vielleicht Lust hätte, ihn, seinen Bruder und ein paar noch nicht feststehende andere junge Leute morgen auf einen Ausritt nach St. Just zu begleiten.
Giles schien ein netter junger Mann zu sein; er lächelte ehrlich erfreut, als Jacqueline die Einladung annahm - was Lady Trewarren in Aufregung zu versetzen schien. Gerrard war so etwas schon bei anderen Gelegenheiten aufgefallen, meist wenn vernarrte Mütter glaubten, ihre geliebten Söhne vor Emporkömmlingen beschützen zu müssen. Aber Giles war ja kaum mehr ein grüner Junge, und Jacqueline war kein Emporkömmling. Dennoch, als sich Lady Trewarren wieder zu ihm und Millicent umdrehte und selbst bemerkte, dass sie sich hatte ablenken lassen, und - so sah es aus -das kaschieren wollte, so las er doch in ihren Augen den Wunsch, jede Verbindung zwischen Jacqueline und Giles zu unterbinden.
Millicent hatte davon nichts mitbekommen; sie hatte sich mit Lord Trewarren über das ungetrübt schöne Wetter der letzten Tage unterhalten.
Gerrard ließ sich wieder ins Gespräch ziehen, aber er behielt Lady Trewarren im Auge. Und tatsächlich ergriff sie, als die Gelegenheit sich in Form einer Pause während der Konversation bot, die Chance und bemächtigte sich des Armes ihres ältesten Sohnes, entschuldigte sich für sie beide und ging mit ihm davon.
Jacqueline ließ sich durch nichts anmerken, dass soeben ein gut aussehender Verehrer aus ihrer Nähe entfernt worden war, und es trat auch fast sofort Roger Myles in die Lücke im Kreis.
»Stimmt«, sagte Gerrard als Antwort auf eine Frage zu London. »Es ist dort im Hochsommer stickig und drückend heiß.«
Er stellte sich anders hin, schaute sich um - versuchte, Mrs. Myles zu finden, um zu sehen, ob sie ähnlich reagieren würde wie Lady Trewarren.
»Meine Damen und Herren«, verkündete in diesem Moment der Butler der Frithams von der Türschwelle. Als alle zu ihm blickten, machte er eine würdevolle Verbeugung. »Das Dinner ist serviert.«
Es folgte das übliche leichte Durcheinander, während Lady Fritham die Tischpaare einteilte. Sie winkte nach hier und dort, betraute Barnaby mit der Begleitung von Clara Myles, dann ging sie selbst zu Gerrard, hakte sich bei ihm unter und führte ihn durch den Raum.
Dabei beugte sie sich leicht vor und erklärte leise: »Millicent hat erwähnt, dass Sie Zeit mit Jacqueline verbringen müssen wegen des Porträts, aber heute Abend ist kaum der rechte Zeitpunkt zum Arbeiten - daher habe ich Eleanor gebeten, sich darum zu kümmern, dass Sie sich heute Abend gut unterhalten.«
Das gesagt, lieferte sie ihn bei ihrer Tochter ab.
Gerrard lächelte gutmütig und nahm Eleanors Hand, fragte sich allerdings insgeheim, welche neuen Erkenntnisse die Sitzordnung wohl bringen würde.
Als sie den lang gestreckten Speisesalon erreichten, entdeckte er, dass er gegen Lady Frithams Organisation keine Einwände hatte. Vollkommen unbeabsichtigt und genau genommen sogar aus genau den entgegengesetzten Gründen hatte sie ihm einen Platz zugewiesen, der für seine Zwecke perfekt geeignet war: genau gegenüber von Jacqueline.
Das hieß, dass er sich zwar nicht mit ihr unterhalten konnte, doch das war im Augenblick auch nicht seine Absicht. Ihm lag viel mehr daran, sie zu beobachten, zusammen mit Lady Trewarren und Mrs. Myles, beides Mütter junger Gentlemen aus Jacquelines Bekanntschaft.
Wie es sich ergab, saß sie zwischen Roger Myles und Cedric Trewarren; alle drei waren ungefähr gleich alt - und somit zu jung für Jacqueline, wie Gerrard fand. Ihrem Umgang nach zu urteilen, als sie sich mit Mary Hancock hinsetzten, kannten sie sich seit Jahren; sie behandelten einander wie Freunde, nicht mehr.
Nachdem er Eleanor beim Platznehmen behilflich gewesen war, zog er den Stuhl neben ihr hervor und setzte sich ebenfalls. Cecily Hancock saß links von ihm. Am Glitzern in den Augen der beiden jungen Mädchen erkannte er, dass sie darauf erpicht waren, sich mit ihm zu unterhalten.
Er kam ihnen zuvor und erkundigte sich nach den Sehenswürdigkeiten der Gegend.
Während der gesamten Mahlzeit erwies es sich als einfach, mit Eleanor und Cecily fertig zu werden, die beide unverhohlen um seine Aufmerksamkeit buhlten, wobei er gleichzeitig Lady Trewarren und Mrs. Myles beobachtete. Beide Damen hatten ihre Plätze
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