Hauch der Verfuehrung
an die Gefühle und Empfindungen, die ihn beherrscht hatten.
Und er merkte, dass es nicht allein seine Reaktion auf sie war, die sexuelle Anziehung und seine Antwort darauf -sondern all diese Elemente zusammen.
Er öffnete die Augen. Und runzelte die Stirn.
Er konnte sich nicht erinnern, dass seine Aufmerksamkeit je derart gefesselt gewesen wäre von der Reaktion einer Frau auf ihn. Jedes Mal, wenn ihre Finger in seiner Hand erbebten, wollte er sie nicht nur fester fassen, sondern sie am liebsten an sich binden; jedes Mal, wenn ihre wunderschönen Augen aufleuchteten, verspürte er den Drang, sie zu berühren, zu liebkosen und zu sehen, wie sich ihr Blick noch stärker weitete.
Halblaut stieß er einen Fluch aus. Jedes Mal, wenn er an sie dachte, endete das mit der Vorstellung, mit ihr ins Bett zu gehen.
Ein Klopfen an der Tür war zu hören, leise, unsicher.
Nicht Jacqueline, dachte er unwillkürlich.
Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Herein!« Jede Ablenkung war besser als die Richtung, die seine Gedanken so hartnäckig einschlugen.
Die Tür öffnete sich; Millicent stand auf der Schwelle. Als sie ihn erblickte, lächelte sie und trat ein. Sie sah sich um, aber es wirkte, als täte sie das nur, weil sie es für höflich hielt, Interesse zu bekunden.
»Sie scheinen sich schon gut eingelebt zu haben - ist alles zu Ihrer Zufriedenheit?«
Nein - das Verlangen nach Ihrer Nichte macht mich rasend. Gerrard lächelte. »Danke. Ich habe alles, was ich benötige.«
»Gut ...« Millicent zögerte; sie bezweckte eindeutig etwas mit ihrem Besuch hier, scheute aber davor zurück, es offen anzusprechen.
Gerrard deutete auf den bequem gepolsterten Fenstersitz auf der anderen Seite des Raumes, den Teil des Zimmers, den er sich zur Beratung und für Gespräche Vorbehalten hatte. »Möchten Sie sich nicht setzen?«
Millicent drehte sich um. »O ja. Danke.«
Er folgte ihr durch das Zimmer und griff sich einen Stuhl an der Lehne, stellte ihn vor die gepolsterte Bank gegenüber von Millicents Platz, dicht genug, um ihre Augen erkennen zu können, aber auch wieder nicht zu dicht, damit sie sich nicht bedrängt fühlte.
Er wartete, bis sie sich gesetzt hatte, dann nahm auch er Platz. Als sie nicht gleich das Wort ergriff, sondern nur sein Gesicht betrachtete, als fragte sie sich insgeheim, ob sie überhaupt etwas sagen sollte, hakte er nach: »Wollten Sie mir etwas erzählen?«
Sie musterte ihn einen Moment lang, dann verzog sie das Gesicht. »Ja. Sie sind sehr scharfsinnig.«
Er sagte nichts, wartete ab.
Sie seufzte. »Es geht um Jacqueline, und ... nun, den Grund, weshalb sie nicht länger den Garten der Nacht betritt.«
Er nickte ermutigend. »Mir ist ihr Zögern heute Morgen aufgefallen.«
»Ja?« Millicent verschränkte die Hände fest im Schoß. »Es ist wegen ihrer Mutter - oder eher wegen Miribelles Tod. Sie ist gestürzt, wissen Sie. Von der Terrasse in den Garten der Nacht.«
Er spürte, wie seine Züge vor Entsetzen erstarrten.
Millicent entging es nicht; sie beugte sich besorgt vor. »Es tut mir leid. Wie ich sehe, wussten Sie nichts davon; ich war mir nicht sicher, ob Marcus daran gedacht hat, Ihnen die genauen Umstände mitzuteilen. Da Sie Jacqueline nun einmal besser kennenlernen müssen, um sie richtig malen zu können, da habe ich mich gefragt ... Es musste Ihnen schließlich auffallen, dazu führen, dass Sie sich wundern ... nun, so, wie Sie es ja auch getan haben.«
Es gelang ihm zu nicken; er musste dringend in Ruhe nachdenken. »Wie ist es geschehen?« Als Millicent die Brauen zusammenzog, als sei sie nicht sicher, was er wissen wollte, formulierte er seine Frage um: »Was hat den Sturz von Miss Tregonnings Mutter verursacht?«
Millicents Augen weiteten sich, dann lehnte sie sich zurück. Er hatte das Gefühl, als habe er einen Fauxpas begangen, einen wunden Punkt berührt, hatte aber keine Ahnung, wie oder wo.
Millicent hob eine Hand und begann mit ihrer Halskette zu spielen, sagte vorsichtig: »Nun, es wurde natürlich für einen Unfall gehalten. Alles andere ... nun, es wurde nie angedeutet, es könnte etwas anderes sein.«
Sie war aufgeregt; zu seiner Enttäuschung stand sie auf. »Also, Sie verstehen jetzt, warum Jacqueline diesen Teil des Gartens nicht betritt. Ich weiß nicht, ob sie sich jemals wieder der Herausforderung gewachsen fühlen wird, einen Fuß hineinzusetzen. Bitte drängen Sie sie nicht.«
Gerrard erhob sich ebenfalls. »Nein, natürlich nicht.«
Millicent
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