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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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öffnete, blinzelte und ihn ansah. Er hatte schon viele Frauen in wesentlich riskanteren Situationen geküsst, doch diesmal kam ihm sein Charme nicht zu Hilfe. Ihm fielen keine passenden Worte ein, kein überlegenes Lächeln trat auf seine Lippen. Dieses Mal wollte er den Augenblick nicht beenden, wollte sie nicht gehen lassen; trotz all seiner Erfahrung konnte er nicht so tun, als wäre es anders.
    Er sah ihr tief in die Augen, in die herrliche Mischung aus Grün- und Goldtönen - er konnte sie nur fixieren und sich wundern ...
    Jacqueline bemerkte seine innere Zerrissenheit, spürte sie in seinen Armen, die sie weiter hielten und sich nicht lockerten. Sie glaubte zu verstehen, was sie in seinen Augen las; sie fühlte sich ebenfalls abgelenkt. Als hätte sie gerade etwas erfahren, das sie weiter erforschen musste, aber ... der Augenblick entglitt ihr bereits.
    Ihre Hände ruhten auf seiner Brust; sie brachte ein zaghaftes Lächeln zustande und übte sanften Druck aus. Nach kurzem Zögern ließ er seine Arme sinken und gab sie frei.
    »Die Sonne ist fast untergegangen.« Sie schaute über das Tal hinab, wo die Sonne wie ein brennender Ball hinter dem Horizont verschwand.
    »Wir sollten ins Haus zurückkehren. Es ist bald Zeit, sich zum Dinner umzuziehen.«
    Er nickte und erhob sich. Er nahm seinen Skizzenblock, steckte die Stifte in seine Jackentasche und hielt ihr seine Hand hin.
    Sie fing seinen Blick auf, legte sanft ihre Finger in seine Hand und ließ sich von ihm auf die Füße helfen.
    Er ließ sie los, sobald sie sicher stand. Gemeinsam drehten sie sich um und gingen wortlos Seite an Seite durch die Gärten.
    An der Terrasse angekommen, trennten sie sich mit einem langen Blick.

7
    Später in der Nacht, als die Mondsichel hoch am Himmel stand, trat Gerrard an die Balkontür seines Schlafzimmers und schaute brütend in die wie mit Silber überzogenen Gärten, überlegte, wohin das Schicksal ihn geführt hatte.
    Nicht an der Nase herum, aber vielleicht an einem anderen Körperteil - und natürlich war auch seine Seele betroffen, von deren Existenz er bislang nichts geahnt hatte.
    Er konnte kaum behaupten, dass er nicht gewusst hätte, was er da tat, dass er sich der Gefahren und Risiken nicht bewusst gewesen wäre. Er hatte es sehr wohl gewusst - und es dennoch getan; er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so unüberlegt, so rücksichtslos seinen Wünschen gefolgt war.
    Mit verschränkten Armen lehnte er sich gegen den Türrahmen und schaute blicklos in die Schatten hinunter; er versuchte herauszufinden, was genau ihn eigentlich dazu trieb, so zu handeln. Jedenfalls hatte er dergleichen noch nie zuvor erlebt.
    Er wusste, was er wollte: Jacqueline. Er wollte sie von dem Augenblick an, als er sie dabei ertappt hatte, wie sie ihn bei seiner Ankunft auf Hellebore Hall durch das Fenster beobachtete - aber was war die eigentliche Triebkraft dahinter? Dieser Drang, der jeden Tag stärker wurde, der Drang, sie zu der Seinen zu machen - woher entsprang der?
    Lust war sicherlich ein Teil davon, vertraut genug; aber diese Lust hier war anders und ungewöhnlich heftig. Er hatte schon für viele Frauen Lust empfunden, aber das hatte sich nicht so angefühlt wie jetzt. Bei Jacqueline war das Verlangen tiefer in ihm verwurzelt, entsprang einem primitiveren, intensiveren Reich der Gefühle ... Es fehlten ihm die Worte, wie so oft. Doch wenn er seine Gefühlslage malen müsste, würde er leuchtendes Rot in den verschiedensten Schattierungen nehmen, nicht nur einen Farbton.
    Das Bild erstand vor seinem geistigen Auge. Nach einem Moment stellte er sich anders hin, lehnte sich anders gegen den Türrahmen.
    Seine Reaktion auf sie, die Faszination, die sie auf ihn ausübte, war nur die eine Hälfte seines Problems. Die andere Hälfte war ihr Interesse an ihm. Das spürte er bis auf die Knochen; jedes kleine Zucken, jede instinktive weibliche Erwiderung, die sie machte, fühlte er wie einen scharfen Sporn, der sich immer tiefer in ihn bohrte, seine Sinne für sie schärfte und sein Verlangen nach ihr steigerte - sowie den Drang, es zu stillen.
    Nie zuvor hatte er sich im Griff eines so heftigen Gefühls befunden.
    Das war es auch, was zu dem Kuss geführt hatte. Und dann war da natürlich noch ihre Neugier gewesen, ihre Geradlinigkeit, die ihn in Bann geschlagen hatte und ihn mit ihr zusammen in tiefere Wasser gelockt hatte.
    Unklug. Das hatte er zu der Zeit auch schon gewusst. Gerrard hatte der Sache aber nicht Einhalt

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