Hauch der Verfuehrung
dem er sich noch gar nicht sicher gewesen war, ob er ihn überhaupt tun wollte. Er war versucht gewesen, nicht nur durch sein eigenes Verlangen, sondern auch durch das ihre, doch das Gefühl, sie in den Armen zu halten, ihre Lippen unter den seinen zu spüren - die Gefühle, die diese Empfindungen auslösten, versicherten ihm auf einer elementaren Ebene, dass sein Verhalten richtig war.
Aber wenn er klug wäre, würde er langsam vorgehen.
Er hob den Kopf, schaute ihr in die Augen in der Farbe von Waldmoos. Er atmete scharf ein, stellte überrascht fest, dass seine Lungen sich ganz ausgetrocknet anfühlten. »Es tut mir l ...« Er brach ab, konnte die höfliche Lüge jedoch nicht aussprechen, solange er ihr in die Augen sah. Er spürte, wie sich sein Kinn anspannte. »Nein. Es tut mir nicht leid, aber ich hätte es nicht tun sollen.«
Sie blinzelte zu ihm empor. »Weshalb nicht?«
Er sah ihr suchend in die Augen; sie fragte ihn mit ihrer gewohnten Offenheit, einer Aufrichtigkeit, die er unschätzbar wichtig fand. »Weil es dadurch nur noch schwerer wird, es nicht noch einmal zu tun.«
Das war die Wahrheit. Sie hörte es; er sah ihre Augen größer werden, als sie begriff, gefolgt von Berechnung.
»Oh ...«
Er blickte ihr in die Augen, ertrank in ihnen ... mit einem unausgesprochenen Fluch schloss er seine. »Nicht, tun Sie das nicht.«
»Was?«
Er biss die Zähne zusammen und ließ die Augen geschlossen. »Mich so ansehen, als wollten Sie noch einmal von mir geküsst werden.«
Sie antwortete nicht. Drei Herzschläge verstrichen.
Er überlegte, ob er seine Augen wieder öffnen sollte oder nicht, als er sie flüstern hörte.
»Ich kann nicht gut lügen.«
Fünf Worte, und sie hatte ihn besiegt. Den Teil seines Verstandes überrumpelt, der darum rang, die Kontrolle zu behalten. Sie entriss ihm jeglichen Halt, schleuderte ihn in das Meer des Verlangens, das zwischen ihnen aufwallte, als er seine Augenlider hob.
Sie schaute ihn suchend an, dann zögerte sie einen Sekundenbruchteil und hob ihre Lippen zu seinem Mund. Berührte ihn leicht.
Er konnte der ausgesprochenen Einladung genauso wenig widerstehen wie die Sonne daran hindern, am Horizont zu versinken.
Alle Selbstbeherrschung aufbietend erwiderte er den Kuss, war nicht in der Lage, ihn sich oder ihr zu verwehren; er intensivierte die Liebkosung, spürte, dass er Erwartungen hegte und sie nicht minder. Er fragte sich, wie sie wohl aussähen ... aber dann fuhr er mit der Zungenspitze über ihre Unterlippe, sie öffnete den Mund, und er hörte auf zu denken.
Jacqueline erbebte, als seine Zunge zwischen ihre Lippen glitt, hielt den Atem an, als er sie enger an sich zog, damit sie sich auf jeden Fall sicher fühlte. Seine Arme waren wie Stahlbänder, hielten sie wie in einem Käfig, aber beschützend; seine Brust war wie eine Wand aus Muskeln, beruhigende Stärke an ihrem Busen. Seine Lippen bewegten sich über ihren; zögernd begegnete sie seiner Zunge mit der ihren, streifte sie leicht - und spürte seine Ermutigung, seine Billigung.
Sie entspannte sich, lag sicher in seinen Armen - und tat einfach das, was er tat. Hitze flammte auf, nicht überwältigend, aber quälend, ein Versprechen auf mehr, auf später. Für den Augenblick war sie zufrieden, seine Liebkosung zu erwidern. Sie hob eine Hand und streichelte ihm die Wange, die Haut, die sich so anders anfühlte als ihre, leicht rau von den Bartstoppeln.
Allmählich vertiefte er den Kuss, und sie folgte ihm willentlich. Mit wachsender Zuversicht küsste sie ihn zurück - und genoss seine Erwiderung; es war ein beständiger Austausch, Entzücken und Lust zugleich.
Die Gegenseitigkeit der Empfindungen - und sie wusste, dass dem so war - fesselte sie und hielt sie gefangen.
Sie schmeckte wie Sommerwein, berauschend und süß, machtvoll und warm. Und auch ein bisschen verboten, wie ein Versprechen auf schwüle Nächte und erwachende Leidenschaft. Jetzt, da er davon gekostet hatte, sollte er sich zurückziehen, aber Gerrard verweilte noch. Die Frage, was sie in dem Kuss suchte, fiel ihm plötzlich ein; es war ihm klar, dass sie vermutlich schon ein paar Küsse bekommen hatte, aber sicher keinen wie diesen.
Das Zögern, das er verspürte, das Zwischenspiel zu beenden, ging nicht allein auf sein Konto.
Und das erstaunte ihn. Wer führte wen, und was war sicher? Die Frage verlieh ihm die Stärke zu reagieren, seinen Kopf zu heben und sich langsam von ihr zu lösen.
Er schaute zu, wie sie die Augen
Weitere Kostenlose Bücher