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Hauch der Verfuehrung

Titel: Hauch der Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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verschiedene Stellen ausprobiert. Es geht weniger darum, eine bestimmte Pose anzunehmen, sondern mehr, so zu sitzen, wie er es mir sagt. Dann reden wir.«
    »Reden?« Eleanor wich zurück und schaute sie an. »Worüber?«
    Jacqueline lächelte und ging weiter. Ihre gewohnte Bank stand nun genau vor ihnen, zwischen zwei Blumenbeeten. »Über alles und nichts eigentlich. Die Themen sind gar nicht so wichtig. Ich weiß nicht recht, ob er überhaupt hört, was ich sage, ob er meine Worte vernimmt.«
    Eleanor runzelte die Stirn. »Wozu dann überhaupt reden?« Sie erreichten die Bank und setzten sich.
    »Es ist, damit ich an etwas denke - weil ich daran denken muss, wenn ich davon spreche. Ihm geht es mehr darum, was sich dabei in meiner Miene widerspiegelt.«
    »Aha.« Eleanor nickte. Sie saßen ein paar Momente schweigend nebeneinander, dann sagte sie: »Mr. Adair ist überaus interessant, nicht wahr?«
    Sich ein zynisches Lächeln verkneifend stimmte Jacqueline zu.
    »Er ist der dritte Sohn eines Earls, wusstest du das?«
    Darauf folgte eine reichlich einseitige Erörterung von Barnabys Charakter und Person, mit gelegentlichen Vergleichen zwischen Gerrard und ihm. Jacqueline interpretierte diese mit der Leichtigkeit der Vertrautheit. Wie zu erwarten war, fand Eleanor Gerrard attraktiver, was durch seine Unerreichbarkeit nur verstärkt wurde, sein Desinteresse, aber sie hielt Barnaby für leichter zu erobern.
    »Gerrard hebt sich seine ganze Konzentration vermutlich für seine Malerei auf - Künstler können in der Hinsicht sehr selbstsüchtig sein.«
    Als Eleanors Pause klarmachte, dass sie mit einer Antwort rechnete, murmelte Jacqueline: »Vermutlich ist das so.«
    Aber gestern war er nicht selbstsüchtig gewesen. Er war ... was eigentlich? Freundlich? Geduldig, auf jeden Fall. Und großmütig. Er musste erfahrene Geliebte gewohnt sein; sie mit ihren dilettantischen Küssen war meilenweit davon entfernt. Aber dennoch schien er nicht enttäuscht gewesen zu sein. Oder war er nur höflich gewesen?
    Eine steile kleine Falte bildete sich zwischen ihren Brauen.
    »Hm«, schnurrte Eleanor. Sie reckte sich, streckte die Arme aus.
    Jacqueline schaute ihr ins Gesicht, das sie der Sonne entgegengewandt hatte, und sah wieder diesen bestimmten Ausdruck, den sie vorhin schon wahrgenommen hatte, als sie Eleanor heute Morgen das erste Mal gesehen hatte. Eleanors Gesichtsausdruck erinnerte an ein zufriedenes, sattes Kätzchen, das sich träge im Sonnenschein räkelt.
    Jacqueline kannte diese Miene; Eleanor war letzte Nacht mit ihrem Liebhaber zusammen gewesen.
    Ein seltsames Gefühl durchflutete sie bei dem Gedanken, kein Neid, denn man konnte ja nicht auf etwas neidisch sein, das man gar nicht kannte - ein Sehnen vielleicht, der Wunsch, ein bisschen zu leben. Eleanor war nur ein Jahr älter als sie, aber seit Jahren schon spürte Jacqueline, wie die Kluft dieses Altersunterschieds größer wurde. Vor Thomas’ Verschwinden schienen sie sich in ihren Erfahrungen so viel näher gewesen zu sein, obwohl Eleanor damals schon einen Liebhaber gehabt hatte. Doch als Thomas ging, um nicht mehr zurückzukommen ... von dem Punkt an war ihr Leben zum Stillstand gekommen. Und dann war ihre Mutter gestorben, und alles hatte auf einmal in der Schwebe gehangen.
    Sie hatte weitergelebt, aber auf der Stelle getreten, war nirgendwo hingegangen, hatte nichts hinzugelernt und nichts von alldem erfahren, wovon sie immer gedacht hatte, dass es im Leben ginge.
    Sie war es leid, dass das Leben an ihr vorüberzog.
    Und das würde es auch weiterhin - sie würde stets nur Zaungast sein und alles aus der Ferne sehen - jedenfalls bis Gerrard das Porträt vollendet hatte und alle gezwungen waren, der Wahrheit ins Gesicht zu schauen - und endlich anfingen, nach dem Mörder ihrer Mutter zu suchen. Und ihren Mord zu rächen. Erst wenn all das geschehen war, würde sie frei sein, sich wieder vorwärtszubewegen und zu leben.
    Rastlosigkeit erfasste sie. Sie stand auf und schüttelte ihre Röcke aus, was Eleanor überraschte.
    »Ich sollte ins Haus zurückkehren - ich hatte Gerrard versprochen, ihm jederzeit zu sitzen, wann immer er meint. Inzwischen müsste er ja mit der Durchsicht der Skizzen fertig sein.«
    Entgegen ihrer Erwartungen suchte Gerrard nicht nach ihr; er hatte niemanden geschickt, um sie zu holen, und hatte sich auch nicht selbst auf die Suche nach ihr begeben. Treadle sagte ihr, er sei immer noch in seinem Atelier.
    Sie hatte Eleanor erzählt, Gerrard

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