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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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vielleicht doch nicht der Täter war.“
    „Wie kommst du darauf? Weil sein Bruder dort beschäftigt ist? Glaubst du, dass dieser Bruder mit Lindsays Tod zu tun hatte?“
    „Ich weiß nicht. Er hat eine völlig weiße Weste, aber wahrscheinlich ist Alex zur Kirche gekommen, um mit seinem Bruderzu reden. Dass er dann schließlich vorher an einer Überdosis verstarb, kann Zufall sein oder auch nicht.“
    „Du denkst, er ist ermordet worden.“
    „Auch das weiß ich nicht.“ Noch nicht. Diese Ergänzung schwang in dem mit, was er nicht aussprach. „Vielleicht hatte er auch ein schlechtes Gewissen und hat sich vor der Kirche umgebracht, weil er es irgendwie symbolisch verstand. Wie auch immer, im Hinblick auf diese Kirchengemeinde läuten sämtliche Alarmglocken. Merkwürdigerweise verfügt die Kirche nicht über ein Überwachungssystem, und das hat mich neugierig gemacht. Es ist ein großes Gebäude. Die Gemeinde ist ungeheuer wohlhabend. Und sie hat diverse Einbrüche und sonstigen Ärger erlebt. Und trotzdem haben sie keine Überwachungsanlage? Warum nicht, wenn sie nicht etwas zu verbergen haben und nicht so genau beobachtet sein wollen? Außerdem habe ich mir ein paar Predigt-Videos angesehen, und der Kirchenoberste erschien mir ein bisschen zu interessiert an den jungen Mädchen in seiner Gemeinde. Vielleicht ist es ein Instinkt aufgrund von jahrelanger Erfahrung, aber ich habe gemerkt, dass etwas mit ihm nicht stimmt.“
    „Könnte es sein, dass sich deine Voreingenommenheit gegen Religionen da eingeschlichen hat?“
    „Ich glaube nicht, dass ich voreingenommen gegen Religionen bin, nicht wenn es um meine Arbeit geht.“
    Du meinst, so gut kannst du Privat- und Berufsleben voneinander trennen?“
    „Anscheinend kann ich das nicht.“
    Sie verstand auf Anhieb, was er meinte. „Das heißt, es war ein Fehler, mit mir zu schlafen?“
    „Ob es ein Fehler war oder nicht, jedenfalls lässt es sich nicht mit meinem Beruf vereinbaren.“
    „Nun, wir haben bereits geklärt, dass es bei uns nur um Sex geht, nicht um Verpflichtungen. Das habe ich nicht vergessen.“
    „Es war mehr als das, doch es ändert nichts daran, was ich dir geben kann oder nicht. Und es ändert nichts daran, dass ich bei diesen Ermittlungen einen klaren Kopf behalten muss.“
    „Aber deine weiteren Ermittlungen basieren auf Spekulationen. Vielleicht kann ich …“
    „Es sind nicht nur Spekulationen. Der Detective hat Hanes’ Handy unter dem Beifahrersitz gefunden und mehrere Anrufe zu Nummern von bei der Gemeinde Beschäftigten zurückverfolgt.“
    „Aber er war Mitglied dieser Kirche. Das muss also nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben.“
    „Nein, aber es gibt uns die Möglichkeit, auf der Grundlage der Sendemeldungen von Basisstationen festzustellen, von wo aus ein Anruf getätigt wurde. An dem Abend des Überfalls auf dich hat er aus dieser Gegend jemanden von der Kirchengemeinde angerufen. Diesen Zusammenhang will ich nicht außer Acht lassen. Jemand von der Kirche wusste, was Alex tun wollte.“
    „Wer?“
    „Auch das weiß ich nicht. Die Nummern in dieser Aufzeichnung abgehender Anrufe sind alle auf die Kirche eingetragen, private Namen werden nicht genannt. Jetzt müssen wir den Zusammenhang auf die altmodische Weise herstellen. Jase hatte heute in der Gemeinde einen Gesprächstermin mit dem Reverend. Ich habe noch nichts von ihm gehört, aber ich selbst will mir diesen Reverend auch noch mal vorknöpfen.“
    „Aber jetzt weiß er, dass du ihn verdächtigst.“
    „Klar. Das stört mich nicht. Die Polizei verhört Verdächtige, ganz gleich, ob sie dadurch gewarnt werden.“ Die Matratze wippte, als er sich umdrehte und aufstand. Natalie konnte sich kaum enthalten, nach ihm zu greifen und ihn wieder zu sich herabzuziehen, doch unwillkürlich nahm in ihrem Kopf eine Idee Gestalt an. Vielleicht war sie gar nicht so nutzlos, wie sie dachte. Vielleicht konnte sie Mac doch bei seinen Ermittlungen helfen.
    „Wäre es nicht hilfreich, wenn du Informationen aus einer privaten Quelle beziehen könntest? Von einem Normalbürger?“
    „Wovon redest du?“
    Vor Aufregung achtete sie nicht auf seinen skeptischen Tonfall. „Ich kann dir helfen! Ich kann vorgeben, dass ich nach einer neuen Glaubensgemeinschaft suche und …“
    „Nein.“
    „Ich kann Menschen lesen wie ein Buch. Dadurch war ich so gut in meinem Beruf.“ Als ich noch sehen konnte. Diese Worte hingen unausgesprochen zwischen ihnen und dröhnten doch wie ein

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