Hauchnah
Fotos zu sehen ist und was nicht. Es reicht, wenn sie mich mit Lindsay gesehen hat. Sie werden erst aufhören, wenn sie mich am Kragen haben.“
„Wir können behaupten, Alex wäre besessen von Lindsay gewesen. Oder dass du rein zufällig in Plainville warst, um Lindsay zu sehen, Alex jedoch etwas falsch verstanden und Lindsay aus Eifersucht umgebracht hat. Oder vielleicht, dass er sie getötet hat, um dich zu schützen, weil er nicht wollte, dass die Gemeinde sich falsche Vorstellungen …“
„Hör mir gut zu, du Dummkopf“, zischte Morrison. „All diese Argumente wird der Verteidiger vor Gericht vorbringen, aber sie verhindern nicht, dass die Polizei mich weiter verhört. Oder dass ich verhaftet werde, auch ohne eindeutige Beweise. Selbst wenn sie uns irgendwann abkaufen, dass Alex Lindsay getötet hat, was meinst du wohl, was mein Schwiegervater von dieser Art von Polizeikontakt hält? Und die Gemeinde? Mein Ruf wäre zerstört. Das kann ich nicht hinnehmen. Zum jetzigen Zeitpunkt am allerwenigsten. Lass die Fotografin verschwinden, und die Verhöre haben ein Ende. Trotz ihres Verdachts hätten sie keinerlei Beweise. Nicht ohne diese Frau.“
Es war klar, was Morrison antrieb. Er durfte nicht ins Gerede kommen, jetzt, wo er so kurz davorstand, den Platz seines Schwiegervaters als landesweites Oberhaupt der Kirche einzunehmen. „Ich bin kein … kein Mörder“, sagte Clemmons, und wusste doch, dass er es sein könnte. „Ich töte keine Frau, um zu vertuschen, was passiert ist. Wenn du dich nun täuschst und sie ist gar keine Augenzeugin?“
„Dann habe ich mich eben getäuscht, und wir werden uns entsprechend auf die Situation einstellen.“
„Und wie viele Menschen willst du umbringen, bis du sicher weißt, dass du den Richtigen erwischt hast? Überleg doch mal, Reverend. Alex’ Tod ist ein Zeichen. Das hier muss aufhören. Wir müssen der Polizei die Wahrheit sagen.“
„Und alles wegwerfen, wofür ich gearbeitet habe? MeineKirche? Die Macht, die zum Greifen nahe ist? Dazu wird es niemals kommen.“
Die Angst raubte ihm fast den Verstand, doch Clemmons zwang sich – zu schwach, zu spät -, sich gegen Morrisons Wahnsinn zur Wehr zu setzen. „Willst du mir drohen?“
„Ich brauche dir nicht zu drohen. Du bist intelligent genug, Clemmons. Im Gegensatz zu deinem lange verloren gewesenen Bruder bist du mit der Beherrschung und der Wesensart auf die Welt gekommen, die dich dahin bringen, wo du hinmusst. Du warst derjenige, der sich mit dem Wunsch an uns gewandt hat, die Gemeinde zu übernehmen, wenn wir sie verlassen. Du bist ehrgeizig.“
Er schüttelte wild den Kopf. „So ehrgeizig aber nicht.“
„Ehrgeizig genug, um ein Ungeborenes aus dem Mutterleib zu schneiden.“
Die Worte ließen eine Vielzahl von blutigen Bildern vor seinem inneren Auge Revue passieren. „Das war kein Ehrgeiz. Es war unumgänglich. Das Mädchen musste sterben an dem, was du und deine Frau ihr angetan hattet. Ich musste das Kind auf die Welt holen, um es zu retten.“
„Das kannst du nicht wissen. Das Mädchen hätte vielleicht überlebt. Aber du wusstest, dass wir in diesem Fall das Kind nicht bekommen hätten. All unsere Pläne wären in Rauch aufgegangen, einschließlich deiner eigenen Pläne, nach uns die Gemeinde zu übernehmen.“
War das wirklich sein Motiv gewesen? Er wusste es nicht. Nicht mehr. Sosehr er auch um Bestätigung betete, er fand sie nicht. Dafür fand er Entschlusskraft. „Ich kann nicht für dich töten. Glaub mir, es ist nicht nötig.“
„Ich will nichts dem Zufall überlassen. Ich will, dass sie stirbt.“
„Sonst? Willst du sonst zur Polizei gehen? Das glaube ich nicht.“
„Nein, aber ich würde zu Allison gehen. Was glaubst du wohl, was dann passiert? Glaubst du, sie würde bei dir bleiben, ein Kindvon dir bekommen, ihre Kinder auch nur in deine Nähe lassen, wenn sie weiß, wozu du fähig bist?“
„Und wenn sie dann zur Polizei geht?“
„Allison mag dich verlassen, aber diesen Skandal würde sie sich und ihren Kindern nicht antun. Unabhängig davon sind wir bereit, Risiken einzugehen. Allmählich begreife ich, dass Risiken notwendig sein können. Sogar wünschenswert.“ Morrison grinste, sein Gesichtsausdruck war der eines Menschen, der dem Wahnsinn nahe war. „Du musst es gespürt haben, als du Lindsays Kind holtest. Die Macht, die du über das Leben hast – um es zu retten oder zu vernichten. Ich gebe dir die Gelegenheit, dieses Gefühl noch einmal zu erleben. Wenn
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