Hauchnah
Lafayette.“
Eine hübsche blonde Polizistin in blauer Uniform trat hinter Jase hervor und winkte. „Hallo, Agent McKenzie, Ms Jones.“ Anscheinend wurde ihr im selben Moment bewusst, dass sie einer Blinden zugewinkt hatte, denn sie verzog das Gesicht, setzte jedoch schnell wieder eine neutrale Miene auf. Trotzdem war das Interesse in ihrem Blick nicht zu übersehen.
„Ich muss mit dir reden, Mac. Sofort.“
Leise fluchte Mac. „Hör mal, lass uns eine Minute Zeit …“
Natalie räusperte sich. „Geh nur. Du musst jetzt gehen. Ich komme zurecht.“
Ihre Miene war völlig ausdruckslos, sowie Mac ihr widersprach: „Nein, wir müssen über das reden, was …“
„Nein. Müssen wir nicht. Mir geht’s wieder gut.“
„Aber vor ein paar Sekunden ging es dir überhaupt nicht gut“, erwiderte er aufbrausend, ohne die Lautstärke dabei merklich zu dämpfen. Jase und die Polizistin hörten ihn ohnehin. „Das war nicht normal, Natalie.“
„Hast du es noch immer nicht begriffen?“, fragte sie leise. „Bei mir ist nichts normal. Ich hatte nur einen kleinen Panikanfall. Das ist alles. Ich komme prima allein zurecht. Immer.“
„Nat…“
„Kapierst du denn nicht? Ich will, dass du verschwindest. Wie wir besprochen haben, bin ich eine Zeugin, keine Behinderte. Du kannst jetzt mal für eine Weile jemanden anders mit deiner Fürsorge erdrücken.“
Mac sah sie an. Wenn er sie noch länger bedrängte, würde sie wahrscheinlich zusammenbrechen. Doch auf keinen Fall war in dieser Sache das letzte Wort gesprochen. Er hatte sie gewarnt. Hatte ihr einen Ausweg eröffnet. Hatte es auf die professionelle Tour versucht. Im Gegenzug hatte sie ihn um einen Kuss gebeten. Und sie war in seinen Armen dahingeschmolzen und hatte damit eine Sucht ausgelöst, die jedes andere je verspürte Bedürfnis bei ihm verblassen ließ. Damit sollte sie sich nun verdammt noch mal auseinandersetzen, denn er beabsichtigte, sie noch öfter zu küssen. Sehr oft.
Er straffte die Schultern, trat einen Schritt zurück und sagte mit angemessener Bewunderung in der Stimme: „Weißt du, du bist gut. Kann sein, dass du mal einen Fehler machst, aber die Maske des eiskalten Miststücks beherrschst du besser als die meisten.“
Hinter ihm schnappte die Polizistin nach Luft. Jase stöhnte leise auf.
Natalie lächelte nur verkrampft. „Danke, ich tu mein Bestes.Und jetzt, obwohl ich zu schätzen weiß, was du bisher für mich getan hast …“ Sie hob den Kopf, ließ den Blick durchs Zimmer wandern. „Was Sie alle tun werden, um mich im und außer Haus zu beschützen, müssen Sie gehen.“
Es war nur zu klar, dass sie ihn in die Schranken weisen, zurück in die sichere kleine Schublade verfrachten wollte, in der sie ihn in ihrem Kopf bis zu diesem Tag gesteckt hatte. Trotzdem beugte Mac sich noch einmal zu ihr herab und flüsterte ihr ins Ohr, sorgsam darauf bedacht, dass die anderen im Zimmer ihn dieses Mal nicht hörten: „Ich weiß, was du hinter deiner Maske verbirgst, Natalie. Ich habe es geschmeckt. Deshalb lasse ich dich zwar jetzt unter Officer Lafayettes Fittichen zurück. Aber richte es dir nicht zu gemütlich ein, wenn du dich wieder im Dunkeln versteckst. Denn ich komme wieder. Wir finden den Mann, der dich bedroht, und wir stellen Lindsays Mörder, ganz gleich, ob es sich um dieselbe Person handelt oder nicht. Und dann bist du keine Zeugin mehr. Dann hast du nichts mehr mit meiner Arbeit zu tun. Dann bist du nur noch eine Frau, die mich genauso will wie ich sie.“
„Eine blinde Frau“, erinnerte sie ihn schnippisch und nicht eben ruhig. „Denk daran, bevor du wiederkommst. Das würde uns viel Ärger ersparen.“
Er trat zurück. „Ärger gibt’s nicht, glaub mir. Man sagt, dass der Verlust eines Sinnes die anderen Sinne verstärkt. Damit stehen uns mindestens vier Sinne zur Verfügung. Und wenn du mich fragst, sind die verdammt gut.“
Natalie rang nach Atem und vergaß, den Mund zu schließen.
Zufrieden drehte Mac sich um und sah, dass Officer Lafayette und Jase ihn fasziniert musterten. „Geben Sie gut acht auf sie, Officer. Ich bin bald wieder hier.“
Das war ein Versprechen. Und er hatte die feste Absicht, es zu halten.
14. KAPITEL
G anz recht so, mein lieber kleiner Junge. Mein kleiner Prinz.“ Shannon Morrison lachte entzückt, als ihr Sohn Matthew sie wieder anlächelte. „Er lächelt. Er lächelt wahrhaftig. Er entwickelt sich genau so, wie es im Buch steht.“
„Wunderbar, meine Liebe.“
Auf die
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