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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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er sich in unserer Dienststelle ein. Er und Agent Tyler.“
    Das leuchtete ein. Die Polizistin hatte erklärt, was Mac und Jase am Vortag nach dem Besuch bei Natalie entdeckt hatten. Dass ihr Einbrecher sich direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite verschanzt und auf die beste Gelegenheit zum Zuschlagen gewartet hatte. Natalie hatte ihm diese auf einem Silbertablett serviert. Mit allem Drum und Dran. Doch selbst das Wissen, das er ihr so nahe gewesen war, beunruhigte sie nicht so sehr wie die Vorstellung, dass Mac sich in einem Hotel in Plainville einquartiert hatte. Dass er die Annehmlichkeiten seines eigenen Büros, seiner Wohnung aufgab, nur um näher bei ihr zu sein. Klar, er tat es nur wegen des Falls, aber …
    „Er … er hat gesagt, dass er sein Hauptquartier in San Francisco hat, doch nach dem, was ich gestern erfahre habe … Ich dachte, sie hätten einen wichtigeren Fall zu bearbeiten …“
    „Vermutlich hat er seinen Chef davon überzeugt, dass er hier gebraucht wird.“ Liz zuckte geräuschlos, aber nachdrücklich die Schultern. Und obwohl ihr Ton frei von jeglicher Anspielung war, glaubte Natalie dennoch, eine herauszuhören.
    „Warum bearbeitet er diesen Fall? Könnte Ihre Dienststelle ihn nicht allein lösen?“
    „Die SIG ist für Sonderermittlungen zuständig, und um eine Sonderermittlung geht es hier eindeutig. Das ermordete Mädchen Lindsay Monroe … ihr Vater hat spezielle politische Beziehungen.“
    „Und wenn er die nicht hätte? Würde die Lösung ihres Falls dann auf die lange Bank geschoben?“
    „Wie viele andere Fälle auch. Das ist die traurige Wahrheit, doch es gibt nicht genug fähige Polizisten, um alle auflaufenden Fälle zu bearbeiten.“
    „Sind Sie auch Detective?“
    „Nein. Noch nicht. Aber hoffentlich eines Tages.“
    „Kennen Sie Mac und Jase? Persönlich?“ Sie schloss die Augen. Ja, das war dezent, Natalie.
    Liz schien sich allerdings nichts bei dieser Frage zu denken. „Mein Vorgesetzter hat vor ein paar Monaten mit Mac zusammen einen Fall bearbeitet. Er hat großen Respekt vor ihm, und das reicht mir.“
    „Wissen Sie …“
    Jemand klopfte an die Haustür, und Natalie hörte ein Scharren, als Liz ihren Stuhl zurückschob. „Erwarten Sie jemanden?“
    Eine leichte Anspannung schwang in Liz’ Stimme mit, die Sekunden zuvor noch nicht zu spüren gewesen war.
    „Nein.“ Natalie versteifte sich unvermittelt und wehrte sich gegen den Drang, zu flüchten.
    „Ich sehe rasch nach. Bitte bleiben Sie hier.“
    Ihre Schritte entfernten sich in Richtung Haustür, und Natalie hörte sie dort mit jemandem reden. Dann drang Melissas Stimme an ihr Ohr.
    „… muss mit ihr sprechen. Bitte!“
    Natalie zögerte und nagte an ihrer Unterlippe, als die Polizistin Melissa den Eintritt verwehrte. Zwar war sie erleichtert gewesen, dass Melissa sie am Vortag endlich angerufen und sich für ihr Nichterscheinen entschuldigt hatte, dennoch war Natalie unglaublich verletzt und enttäuscht gewesen. Sie hatte sich kühl verhalten. Distanziert. Hatte Melissa wissen lassen, dass sie sie später anrufen würde.
    Jetzt lauschte sie dem Wortwechsel zwischen Melissa und Liz. Der Tonfall der Polizistin wurde immer aggressiver, je verzweifelter Melissa bat. Natalie seufzte, stand auf und rief: „Schon gut, Liz. Sie ist meine Freundin. Lassen Sie sie bitte herein.“
    Sie hörten abrupt auf zu streiten.
    „Zuerst muss ich Mac anrufen“, sagte Liz.
    Mac, Mac, Mac. Er genoss offenbar großen Einfluss bei der Polizei von Plainville. Aber sie wollte nicht ungerecht sein.Schließlich spielte der Agent eine führende Rolle in diesem Fall und versuchte den Mord an einem jungen Mädchen aufzuklären. Und zu verhindern, dass er weiter mordete.
    Natalie gestand sich ein, dass Mac sie beschützen wollte, weil es sein Beruf verlangte. Doch sein Job verlangte nicht, dass er sie küsste. Zugegeben, sie hatte ihn um diesen Kuss gebeten, als sie allerdings emotional auf Abstand zu der gespürten engen Verbindung gehen wollte, hatte er ziemlich aufgewühlt reagiert. Sie erinnerte sich klar und deutlich an seine Worte, hatte sie die ganze Nacht hindurch nicht aus dem Kopf bekommen.
    Wir finden den Mann, der dich bedroht, und wir stellen Lindsays Mörder, ganz gleich, ob es sich um dieselbe Person handelt oder nicht. Und dann bist du keine Zeugin mehr. Dann hast du nichts mehr mit meiner Arbeit zu tun. Dann bist du nur noch eine Frau, die mich genauso will wie ich sie.
    Konnte es wahr sein? Dass ein so

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