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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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viriler, starker Mann sich zu ihr hingezogen fühlte, ausgerechnet zu der behinderten, liebebedürftigen Frau, von der er sich unbedingt hatte fernhalten wollen? Doch vielleicht fühlte er sich gerade, weil er so stark war, zu ihr hingezogen. Er war ein Krieger von heute. Seine festen, geschmeidigen Muskeln hatten sich wunderbar angefühlt. Sie wollte sich an ihn lehnen. Sich in seinen Armen fallen lassen, wo sie sich verwegen und zugleich sicher fühlte. Nie zuvor hatte ein Mann gleichzeitig diese Gefühle bei ihr geweckt.
    Gerade diese verlockende Stärke zog sie magisch an, und vermutlich auch viele andere Frauen. Als Polizist war er der geborene Beschützer, der es genoss, alles im Griff zu haben. Vielleicht war sie nichts anderes für ihn als eine Liebesbeziehung in der langen Reihe der schwachen, liebebedürftigen Frauen. Trotz seiner Behauptung, das nicht zu wollen, war ihm das Bedürfnis zu beschützen vermutlich angeboren, sodass er es nicht abschütteln konnte. So musste es sein.
    Sie hörte ein Geräusch und hob den Kopf. „Melissa?“
    „Nein, ich bin’s, Liz. Tut mir leid, Natalie, aber Mac hat angeordnet, Melissa nicht ins Haus zu lassen.“
    „Haben Sie ihm gesagt, dass ich sie sehen will?“
    Natalie brauchte nicht ihr Augenlicht, um Liz tiefes Missbehagen zu spüren. „Ja, aber …“
    „Aber was?“
    „Er hat sich über diese Bitte hinweggesetzt.“
    Natalie atmete tief durch, um die aufkommende Wut zu beherrschen. „Er hat sich darüber hinweggesetzt …“ Sie stand auf. Zum Teufel mit ihm. Es war sowieso schon schlimm genug, dass sie ihre Freundin so selten sah. Ja, manchmal wollte sie es nicht anders, aber darum ging es ja. Sie traf sich, mit wem sie wollte und wann sie wollte, und weder Mac noch irgendein ausgeflippter Irrer im Religionswahn sollten etwas daran ändern. Das durfte nicht sein. Wenn die Erblindung sie nicht völlig vernichtet hatte, und das war nicht der Fall, noch nicht … „Ich lasse Melissa selbst herein.“
    „Sie ist schon weg, Natalie.“
    Ihre Wut brannte lichterloh. „Ich darf also keinen Besuch empfangen. Ich soll eine Gefangene in meinem eigenen Haus sein. Darf mit niemandem reden und keine Freunde treffen.“
    Sie hörte einen Mann leise fluchen und zuckte erschreckt zusammen.
    „Mac ist noch in der Leitung. Er wollte mit Ihnen sprechen, falls Sie sauer sein sollten. Eigentlich wusste er genau, dass Sie sauer sein würden, deshalb … Möchten Sie … hm, möchten Sie mit ihm reden?“
    „Ja.“ Sie streckte die Hand nach dem Telefon aus, und Liz legte ihr das Handy sanft hinein. Natalie hob das Gerät ans Ohr, sagte jedoch nichts. Sie hörte, wie Liz sich entfernte, hörte ihr eigenes rasches Atmen.
    „Tut mir leid, dass du dich wie eine Gefangene in deinem eigenen Haus fühlst, Natalie. Doch das bist du nicht.“
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schloss die Augen. Himmel Herrgott, seine Stimme – der Mann hatte eine unglaubliche Stimme. Einen unglaublichen Mund. Und Körper. Sie schüttelte leicht den Kopf, als wollte sie die Gedanken vertreiben. „Warum darf ich dann meine Freunde nicht sehen?“
    „Du kannst deine Freunde sehen, nur Melissa nicht. Nicht bevor ich Gelegenheit hatte, mit ihr zu sprechen und ihre Geschichte zu verifizieren.“
    „Ihre Geschichte zu verifizieren? Was soll das heißen?“
    „Es heißt, dass Melissa diejenige war, die dich auf der Straße hat stehen lassen, damit ein Mörder dich aufgabeln konnte, Natalie. Das heißt, ich muss ausschließen können, dass Melissa in deine Entführung verwickelt war. Anderenfalls könnte sie sogar in den Mord an Lindsay verstrickt sein.“
    „Bist du wahnsinnig? Melissa ist keine Verbrecherin. Sie hat mit alledem nichts zu tun!“
    „Wenn es so ist, dann wird sie mit mir reden, und wir klären den Sachverhalt. Übrigens, ich habe mir die Fotos angesehen, die du mir gegeben hast.“
    „Hast du etwas gefunden, das dir weiterhilft? Bei der Aufklärung von Lindsays Fall oder meinem?“
    „Die Fotos sind mehr als hilfreich, Natalie. Ich glaube, ich habe sowohl Lindsay Monroe als auch Alex Hanes auf einigen von ihnen erkannt. Sie standen nicht zusammen. Alex trieb sich beim Spielplatz herum, während Lindsay über den Markt schlenderte. Es war ein bisschen schwierig, sie zu identifizieren, weil sie ihr Haar gefärbt hat und ich nur einen Teil ihres Profils erkennen kann, aber ich denke, sie ist es. Wenn ich recht habe, bringen deine Fotos Lindsay und Hanes an einem

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