Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
Vom Netzwerk:
Moment zählt nur deine Arbeit.“ Seine Arbeit war alles, was zählen durfte. Nie im Leben hatte Natalie sich so zerrissen gefühlt. Sie wollte mit ihm an einem Strang ziehen, wollte es aber auch nicht. Sie wollte seine Hilfe, wollte sie nicht. Sie wollte mehr sein als nur Teil seiner Arbeit, aber auch wieder nicht.
    Sie durfte nicht.
    Herrgott, sie wollte so vieles. Von ihrem Körper. Vom Leben. Von Mac. Was sie wollte, war nicht wichtig. Träume und Verlangen waren nicht mehr Teil ihrer Welt, jedenfalls nicht im Augenblick. Sie bezweifelte, dass es sich je ändern würde.
    Sie musste realistisch sein in Bezug auf ihre Wünsche und auch auf ihre Belastbarkeit. Ein harter Mann wie Mac, der sich ganz klar seine Freiheit und Unabhängigkeit bewahrte, würde – selbst wenn er für eine Beziehung offen wäre, was er bestritt – keine Beziehung mit einer Frau wie ihr eingehen. Und selbst, wenn er sich für sie interessierte, und sie war klug genug, das nicht zu leugnen, wollte sie kein Sozialfall sein, keine, die leicht zu haben war, keine bedauernswerte Behinderte, die einen Mann mit heimlichen Sexverabredungen in perverse Erregung versetzte. Nie im Leben. Lieber würde sie sterben. „Ich tu alles, was ich nur kann, um dir bei der Suche nach diesem Menschen zu helfen. Du tust, was du kannst, um mich zu beschützen. Damit haben wir beide genug zu tun. Wir brauchen … wir wollen nicht, dass uns etwas anderes in die Quere kommt.“
    Sein Schweigen lastete schwer. Statt ihr zuzustimmen, sagte er: „Gib auf dich acht.“ Dann legte er auf.
    Sie tastete das fremde Handy ab, wusste nicht, wo sich die Ruftaste befand. Sie räusperte sich, legte das Gerät auf den Tisch und stand auf. „Officer, ich … ich gehe jetzt in mein Zimmer.“
    Dort angekommen, ging sie als Erstes zu der Schublade, in der sie das Estée-Lauder-Parfum aufbewahrte, nahm den Flakon heraus und warf ihn in den Müll.
    Nur mit Mühe konnte Mac sich zurückhalten. Am liebsten hätte er sein Handy quer durchs Büro geschleudert. Die Frau trieb ihnin den Wahnsinn, und das war erst der Anfang. In der Sekunde, als ihre Lippen sich fanden, war ihm klar geworden, dass Natalie die Macht hatte, ihn in die Knie zu zwingen. Und natürlich hatte er, noch bevor Jase ihn sich zur Brust genommen hatte, gewusst, dass er ihr diese Macht nicht geben durfte.
    Nicht jetzt. Vielleicht nie.
    Er hatte eine Aufgabe zu erledigen. Und er musste der Realität ins Gesicht sehen.
    Natalie war eine Hauptzeugin in seinen Mordermittlungen.
    Das war alles, worauf er in Bezug auf sie bauen durfte.
    Er durfte nicht darauf bauen, dass sie sein sexuelles Verlangen stillte, das immer aufloderte, wenn er mit ihr zusammen war. Und er konnte nicht darauf bauen, dass sie ihm immer dieses friedliche Gefühl vermitteln würde, das ihn bei ihrem Kuss durchdrungen hatte.
    Trotz ihrer stahlharten Hülle war Natalie unglaublich liebebedürftig. Außerdem machte sie sowohl körperlich als auch emotional eine unglaublich schwierige Phase durch. Zweifellos brauchte sie die Bestätigung, dass sie trotz ihrer Behinderung noch begehrenswert war. Er hatte ihre Unsicherheit in ihren Zärtlichkeiten und dem zögerlichen Spiel ihrer Zunge gespürt. Und er hatte ihre Bedürftigkeit gespürt, als sie in seinen Armen erbebte. In der Sekunde, bevor sie aufstöhnte und sich dem Funkenflug zwischen ihnen beiden ergab. Sie würde an jeder Bindung festhalten, die sie zurzeit herstellen konnte, wie ein Entenküken sich an die Mutter band, und es wäre grausam, wenn Mac diesen Umstand ausnutzte.
    Er war nicht der Typ Mann, der sich so auf jemanden fixieren konnte, wie Natalie es brauchte. Herrgott, er hatte Nancys Bedürfnisse nicht befriedigen können. Denn sein Beruf musste an erster Stelle stehen. Er war nicht der fürsorgliche Typ, doch seine Arbeit war nun mal wichtig. Notwendig. Er konnte sich nicht freinehmen, um nach ihrer Pfeife zu tanzen, wenn sie ihn berechtigterweise brauchte.
    Deshalb hatte Jase recht.
    Trotz des forschen Versprechens, das er am Vortag gegeben hatte, konnte er die Leidenschaft zwischen sich und Natalie, selbst wenn der Fall abgeschlossen war, nicht weiterwachsen lassen, ganz gleich, wie sehr sein Körper gegen diesen Gedanken rebellierte.
    Das alles war nur zu klar und hatte ihn dennoch in der vergangenen Nacht nicht an Fantasievorstellungen über sich und Natalie gehindert. Zusammen. Aneinandergeschmiegt, verschwitzt und hitzig. Im Bett. Auf dem Boden. An der Wand. Draußen im Regen. Zum

Weitere Kostenlose Bücher