Hauchnah
ihr Antwort genug, doch es befriedigte sie nicht. Vielmehr machte es sie so müde, dass sie plötzlich einfach nur schlafen und nie wieder aufwachen wollte.
„Das ist nicht fair“, wehrte Officer Lafayette sich, wenn auch schwach. „Das ist Selbstschutz.“
„Genau. Und genau den will ich auch. Ich weiß, auf wen ich mich verlassen kann. Auf mich selbst. Jeder, der etwas anderes glaubt, ist dumm.“Bevor Mac in seinem Hotel eincheckte, musste er noch zur Polizeibehörde von Plainville fahren. Es stand eine Pressekonferenz an, in der er über die Fortschritte der Ermittlungen im Mordfall Lindsay Monroe informieren sollte. Natalies Namen und ihre Fotos erwähnte er absichtlich nicht, doch er nannte Alex Hanes ausdrücklich als den Hauptverdächtigen. Ihm lag allerdings nicht allein daran, die Öffentlichkeit zu informieren. Er wollte, dass Alex Hanes’ Foto landesweit auf jedem Nachrichtenkanal gezeigt wurde. Der Mann sollte wissen, dass Mac und eine ganze Menge weiterer Polizisten ihm auf den Fersen waren. Er sollte nervös werden, sich vorstellen, wieder im Gefängnis zu sitzen, und dadurch unvorsichtig werden. Einen Fehler begehen, durch den er gefasst werden konnte. Zumindest aber würde er es sich zweimal überlegen, noch einmal am helllichten Tag eine Frau zu entführen, denn die Chance, erkannt zu werden, war für ihn definitiv gestiegen.
Nach der Pressekonferenz hatte Mac sein Hotelzimmer bezogen und nahm sich jetzt die Fotos vor, die Natalie ihm gegeben hatte. Es enttäuschte ihn, nichts zu entdecken, und noch ein anderes Gefühl nagte an ihm – das unangenehme Gefühl, dass er etwas übersah. Dass die Fotos mehr preisgaben, als er erkannte.
Ja, die Fotos bewiesen, dass Lindsay und Hanes beide denselben Bauernmarkt besucht hatten. Vielleicht hatte Hanes sie dort zum ersten Mal gesehen. Trotzdem stellten die Fotos, abgesehen davon, dass sie Lindsay und Hanes am gleichen Ort zeigten, an sich kein belastendes Material dar. Jedenfalls kein für Mac erkennbares. Und doch war Hanes so versessen auf diese Fotos gewesen, dass er in Natalies Haus eingebrochen war. Er wollte wissen, was Natalie an jenem Tag gesehen hatte, und zwar so dringend, dass er sie am hellen Tag entführte.
Etwas Wichtiges war passiert, etwas, das die Fotos entweder nicht abbildeten, oder, wenn doch, das Mac entging.
Aber was war es?
Noch einmal ging er alle bekannten Details durch:
Die Polizei wusste, dass Lindsay an dem Tag, als Natalie die Fotos schoss, den Bauernmarkt in Plainville besucht hatte.
Kurz danach war Lindsay ermordet worden.
Da sie auf dem Bauernmarkt offenbar nichts Orangefarbenes getragen hatte, bei ihrer Leiche jedoch ein orangefarbener Stofffetzen gefunden wurde, verstärkte sich der Verdacht, dass sie an einem anderen Tag ermordet worden war, wenn auch nicht zwingend. Der orangefarbene Stofffetzen konnte von einem Schal oder einer Handtasche oder einer Jacke stammen, die sie erst angezogen hatte, nachdem das Foto entstanden war.
Die Polizei wusste noch nicht, ob sie in Plainville oder anderswo ermordet worden war, ob sie mit Hanes oder jemand anderem den Bauernmarkt besucht hatte oder ob Natalie etwas gesehen hatte, das nicht für ihre Augen bestimmt war, sich aber schlicht und einfach nicht daran erinnerte.
Mist, dass sie im Grunde genommen so vieles nicht wussten.
Er und Jase würden die Fotos weiterhin nach Hinweisen untersuchen, und Jase beabsichtigte, die Fotos zusammen mit Natalie durchzusehen. Doch zunächst einmal hatte die Polizeibehörde von Plainville ihre Anweisungen erhalten und den Befehl, Mac zu informieren, falls sich etwas ergab. Zuerst sollten sie die Händler befragen, die einen festen Stand auf dem Markt hatten. Sie würden ihnen Fotos von Lindsay, Alex und Natalie zeigen. Fragen, ob sie auf Natalies Fotos jemanden erkannten, vielleicht sogar einen Einheimischen, der dann auch vernommen werden könnte. So lästig die Analyse von Hinweisen auch war, erhielt man mit dieser Methode doch ziemlich häufig nützliches Beweismaterial.
Alles, was getan werden konnte, wurde getan, und zwar von einer äußerst kompetenten Mannschaft. Das wusste Mac aufgrund seiner früheren Zusammenarbeit mit der Polizeibehörde von Plainville. Er erwog, selbst auf die Straße zu gehen, hatte ganz sicher keine Skrupel, notwendige Routinearbeiten zu übernehmen, um den Fall zu lösen. Doch Mac musste sich ohnehin schon mit so vielen unerledigten Arbeiten befassen. Er musste Telefongespräche führen. Zeugen
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