Hauchnah
Teufel, er hatte mehr Kreativität und mehr Abwechslung in diese wenigen Stunden Schlaf gepackt, als er im wahren Leben je aufgebracht hatte. Und ihre Blindheit hatte sie kein bisschen gebremst. Er war mit einer Erektion aufgewacht, die ihn buchstäblich vor Schmerz die Zähne zusammenbeißen ließ, und musste dagegen ankämpfen, sich nicht aufs Laken zu ergießen, was er nicht mehr getan hatte, seit er dreizehn Jahre alt war. Doch was ihn erschütterte, war der dumpfe Schmerz in seinem Herzen, als ihm klar wurde, dass alles nur ein Traum gewesen war.
Er hatte diese Frau zweimal getroffen. Jedes Mal nur kurz mit ihr zu tun gehabt. Und aufzuwachen, ohne sie in seinem Bett vorzufinden, wo sie nie gewesen war, reichte aus, damit er sich … wie fühlte? Einsam? Sehnsuchtsvoll?
Es war unmöglich, und wenn es möglich wäre, durfte es nicht so weitergehen. Herrgott, so hatte er für Nancy nie empfunden. Niemals. Aber er hatte sie einmal geliebt. Bei dem Gedanken, Natalie eine nicht unerhebliche Zeit lang zu lieben, sogar neben ihr im Bett zu schlafen und damit fertigwerden zu müssen, dass sie die Beziehung plötzlich beendete, weil er nicht gut genug für sie war, überkam ihn Verzweiflung.
Nein, allein schon deshalb wollte er seine Reaktion auf Natalie als Chemie und als Ritter-in-strahlender-Rüstung-Komplex verbuchen. Er würde alles professionell wieder auf Kurs bringen, so wie er es am Telefon bereits versucht hatte.
Dennoch sollte sie nicht denken, sie wäre nur Teil seiner Arbeit für ihn.
An ihrer Stimme hatte er gehört, wie verletzt sie war, und das fand er abscheulich.
„Bist du startbereit?“
Er wandte sich zu Jase um, der bereits mit seinem Koffer dastand und auf ihn wartete. Mac musste mehrfach blinzeln, um aus dem Nebel herauszufinden, in den seine Gedanken ihn gehüllt hatten. Die Erinnerung an ihre derzeitigen Pläne kehrte zurück.
Er hatte angeboten, allein nach Plainville zu fahren. Jase bearbeitete einen neuen Fall, der beträchtliche Anforderungen an ihn stellte. Doch Jase hatte darauf bestanden, Mac zu begleiten. „Ich kann auch dort die Akten zu dem neuen Fall durcharbeiten. Telefongespräche führen. Dann bin ich, falls du mich als Rückendeckung brauchst, nicht zu weit weg. Ich komme auch mit Natalie zurecht. Falls sich mit ihr noch etwas ergibt.“
Mac hatte verstanden, was der Mann ihm sagen wollte. Es war ein Angebot. Er war klug genug, es anzunehmen.
Er und Jase würden den Fall weiterhin gemeinsam behandeln und Spuren verfolgen. Natalie würde weiterhin unter dem Schutz der Polizei von Plainville stehen, und wenn sie sie wegen weiterer Informationen sprechen mussten, würde Jase die Anhörung übernehmen.
Obwohl das Mac nicht wirklich wollte. Er wollte in ihrer Nähe bleiben, nahe genug, um seine Arbeit tun zu können, aber auch noch näher.
Und deswegen musste er sich möglichst von ihr fernhalten.
„Ja. Ich bin startklar. Hat die Polizei in Plainville die Spurensuche in dem Haus abgeschlossen?“
„Sie haben es abgewickelt und prüfen das Material jetzt auf Hanes’ Fingerabdrücke. Das dauert eine Weile. Uns liegen noch nicht einmal die DNA-Ergebnisse von Lindsays Kreuzchen vor.“
Das wusste Mac, doch er bezweifelte nicht, dass Hanes’ Fingerabdrücke und DNA gefunden würden. Joe Casey, der Taxifahrer, dem Hanes das Auto abgenommen hatte, konnte AlexHanes eindeutig als den Mann identifizieren, der ihn überfallen hatte.
Sie wollten in Plainville Stellung beziehen, bis dieser Fall gelöst war, oder wenigstens so lange, bis sie Natalie in Sicherheit wussten.
Wie es aussah, würde das eine nicht ohne das andere geschehen.
17. KAPITEL
N atalie, ich habe dir tausend Nachrichten aufs Band gesprochen“, plapperte Melissa los, sowie Natalie sich endlich am Handy meldete. „Und ich habe dir gesagt, ich würde dich anrufen“, sagte sie kühl. „Und dass ein weiterer Anschlag auf mein Leben mich doch etwas beschäftigt hat.“
„Du bist sauer auf mich, und ich kann es dir nicht verübeln. Es tut mir so leid, ehrlich, ich konnte doch nicht ahnen, dass so etwas passieren würde.“
Natalie umklammerte das Telefon. Nein, dachte sie, du konntest höchstens ahnen, dass ich wie bestellt und nicht abgeholt blöde mitten auf der Straße stehen würde. Sie sagte jedoch nichts. Selbst wenn sie gewollt hätte, wäre es ihr nicht möglich gewesen, denn Melissa redete immer noch.
„Es war nur so – ich dachte, ich würde mich ein bisschen verspäten, doch dann blieb ich
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