Hauchnah

Kirchenzugehörigkeit.“
    Mac schüttelte den Kopf. „Welcher Bruder?“
    „Wie bitte?“
    „Ich möchte wissen, welcher Bruder. In den mir vorliegenden Papieren einschließlich Hanes’ Bewährungsunterlagen wird kein Bruder aufgeführt.“
    „Nicht?“ Mac hörte ein Poltern in der Leitung. „Moment, ich hole seine Akte … Lassen Sie mich nachsehen … Tja, Sie haben recht. Irgendwie erinnere ich mich, dass er einen Bruder erwähnt hat, aber ich könnte mich natürlich täuschen.“
    „Oder die Unterlagen sind unvollständig.“
    „Die Möglichkeit besteht natürlich immer.“ Wieder schien sie sich in der Defensive zu fühlen. Schlecht für sie. Weil sein Zuständigkeitsbereich so groß war, hing Macs Leistungsfähigkeit von guten Arbeitsbeziehungen zu all den verschiedenen Exekutivorganen im ganzen Land ab. Trotzdem durfte er nachlässige Arbeit nicht übersehen oder sich verbal zurückhalten, weil sonst jemand gekränkt sein könnte.
    „Erinnern Sie sich an den Namen? Hat Alex gesagt, wo sein Bruder lebt? Wovon er lebt? Irgendetwas?“
    „Nein. Wie gesagt, ich meine, dass er einen Bruder erwähnt hat, bin mir aber jetzt nicht mehr sicher.“
    „Lassen Sie es mich bitte wissen, wenn Ihnen noch etwas einfällt“,sagte er um Höflichkeit bemüht, doch es fiel ihm schwerer als gewöhnlich. „Hoffentlich hatten Sie einen schönen Urlaub.“
    „Auf Wiederhören, Agent McKenzie.“
    Als er aufgelegt hatte, griff er sofort nach den Unterlagen zur Befragung von Lindsays Vater. Er blätterte durch die Seiten, bis er den gewünschten Abschnitt fand. Laut Monroe war seine Familie sehr fromm. Spannungen waren aufgetreten, als Lindsay anfing, Zweifel zu äußern, und sich weigerte, in die Kirche zu gehen. Diese Spannungen hatten vermutlich dazu beigetragen, dass sie schließlich ausriss. Und es bedeutete nicht, dass sie sich später nicht besonnen haben könnte oder eine andere Religion ihr mehr zusagte.
    Gläubigkeit, insbesondere wenn nicht klar war, um welchen Glauben es ging, stellte keineswegs zwangsläufig eine Verbindung dar, doch Mac musste in Erwägung ziehen, dass Hanes den Kreuzanhänger nicht zur Erinnerung an sein Opfer Lindsay an sich genommen hatte, sondern weil beide ähnliche Glaubensüberzeugungen teilten. Wenn das zutraf, dann hatte die Religion vielleicht doch etwas damit zu tun, wie sie einander kennengelernt hatten und warum Hanes das Mädchen überhaupt ermordet hatte.
    Mac nahm noch einmal den Hörer ab und wählte die Nummer des Kriminallabors im Justizministerium. Henry Littlefield meldete sich. „Hey, Henry. Hier ist Mac McKenzie.“
    „Yo, Big Mac. Was kann ich für dich tun?“
    „Du kannst mir sagen, dass du die Ergebnisse der DNA- oder Fingerabdruckanalyse vorliegen hast, die wir im Fall Lindsay Monroe angefordert haben.
    „Arbeit, Arbeit, Arbeit. Dir geht’s immer nur um die Arbeit, Mann“, erwiderte Littlefield gutmütig brummend. Mac nahm die Bemerkung locker auf. Falls irgendwer als Verkörperung des Workaholics gelten konnte, dann war es Littlefield. Das änderte jedoch nichts am Arbeitsrückstand des Kriminallabors, denn jeden Tag gingen neue Anfragen ein, und die meisten waren eilig. Doch Fälle, die gerade vor Gericht verhandelt wurden,hatten immer oberste Priorität. Zwar tat man im Labor alles Menschenmögliche, doch die Techniker konnten keine Wunder wirken. Deswegen war Mac auch nicht überrascht, als Littlefield sich wieder meldete und sagte: „Tut mir leid. Noch nicht. Aber hoffentlich bald.“
    „Schön. Danke. Kannst du mich mit Tanzina von der Technik verbinden?“
    „Mach’s gut, Mac.“
    „Du auch, Littlefield.“
    Nach einem kurzen Klicken ertönte in der Leitung: „Ernest Tanzina.“
    Mac lächelte über den ausgeprägten Akzent. Tanzina war Rumäne, ein gutmütiger Mann, liebevoller Vater und rundum liebenswerter Kerl. Mac konnte sich nicht erinnern, Tanzina in den langen Jahren ihrer Zusammenarbeit einmal ohne ein Lächeln gesehen zu haben.“
    „Hey, Tanzina. Hier ist Mac.“
    „Hey, Mac. Wie geht’s?“
    „Ganz gut. Aber ich arbeite an dem Mordfall Lindsay Monroe und hoffe, dass du mir einen Gefallen tun kannst.“
    „Klar doch.“
    „Du hast die Festplatte des Opfers durchsucht. Da hast du doch Schlüsselbegriffe für den Nachweis von Kontaktaufnahmen übers Internet eingegeben, oder?“
    „Das Übliche. Treffen. Geheim. Liebe. Vertrauen. Bisher hat sich nichts ergeben.“
    „Könntest du bitte zusätzliche religiöse Begriffe