Haunted (German Edition)
glücklich mit ihrer Freundin weg, und Julian machte einen Augenblick Pause, um nach James zu sehen und sicherzustellen, dass es ihm gut ging. Zwischen zwei anderen Jungen sitzend war sein Sohn äußerst vertieft in das Zeichentrickchaos eines Computerspiels, und Julian lief zufrieden zu seinen Mikrofiches zurück.
Einige Zeit später bemerkte Julian, dass eine Person hinter ihm stand. Da er annahm, dass es sich um einen weiteren Stammkunden handelte, der den Mikrofiche-Projektor benutzen wollte, war er darauf vorbereitet sich zu entschuldigen, dass er das Gerät in Beschlag nahm, als er sich umdrehte und James dort stehen sah. Zum ersten Mal sagte James, dass er von Computerspielen genug hätte und gehen wollte. Normalerweise war es umgekehrt, und Julian schaute auf seine Uhr, nur um schockiert festzustellen, dass es fast drei Uhr war. Er war nicht wirklich auf etwas Nützliches gestoßen und wollte nicht, dass es ihm vorkam, als hätte er den ganzen Nachmittag verschwendet, also sagte er: »Noch zehn Minuten.«
»Mir ist langweilig, Dad.«
»Ich weiß. Aber …« Er hatte eine überraschende Idee. »Hey, willst du in Moms Büro herumhängen?«
James’ Gesicht erhellte sich. »Ja!«
Perfekt. Claire könnte auf James aufpassen, während er weiterhin diese alten Zeitungen durchschauen konnte. Julian holte sein Handy heraus. Er durfte es in der Bibliothek nicht benutzen, aber er lehnte sich in seine Arbeitskabine, nahe an den Mikrofiche-Projektor und rief Claire an, flüsternd. Er erklärte die Situation, und sie war einverstanden, zur Bibliothek zu kommen, um ihren Sohn abzuholen.
Während er wartete, überprüfte James seinen Status beim Sommerleseprogramm an der Wandtabelle und suchte sich ein anderes Buch zum Lesen aus. Julian scrollte weiter durch die Schlagzeilen, aber bevor er einen anderen Monat durch hatte, war Claire da. James eilte mit seinem neuen Buch herbei. »Du hast mich gerettet«, verkündete er mit übertriebener Dankbarkeit.
Julian stand auf. »Danke«, sagte er zu Claire.
»Glück gehabt?«, fragte sie.
»Da gibt es vielleicht etwas. Deshalb will ich ein wenig länger bleiben.«
»Ich nicht«, erklärte James.
Lächelnd legte Claire einen Arm um ihren Sohn. »Warum kaufen wir uns nicht ein Eis?«, schlug sie vor.
Er grinste. »Ausgezeichnet!«
»Willst du, dass ich ihn abhole, wenn ich fertig bin?«, fragte Julian.
Claire schüttelte den Kopf. »Wir treffen dich dann zu Hause.«
Sie küsste ihn kurz auf die Wange; dann gingen die beiden los, und Julian wandte sich wieder seinen Zeitungen zu. Das Etwas, von dem er ihr erzählt hatte, stellte sich als ein Muster heraus. Es war nichts Spezifisches, wahrscheinlich nichts, was sie überhaupt verwenden konnten, aber für einige Jahre am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts schien sich der Großteil von Morden und Gewaltverbrechen in ihrer Straße ereignet zu haben. Er glaubte nicht, dass es sich um ein Muster handelte, das bis zur Gegenwart weiterbestanden hatte, aber er dachte an den Mann, der in ihrem Keller gestorben war, und fragte sich, ob in den letzten Jahrzehnten andere Todesfälle – mysteriöse oder nicht – in oder in der Nähe ihres Hauses eingetreten waren, die von den Zeitungen nicht anerkannt wurden.
Es wurde spät, und da er endlich etwas hatte, was er Claire zeigen konnte, beschloss Julian, Feierabend zu machen. Er schaltete das Gerät aus, nahm die Zettel in die Hand, auf denen er Notizen gekritzelt hatte, und fing an, den Stapel mit den Mikrofiches wegzuräumen.
»Ich kümmere mich darum«, sagte die Bibliothekarin, als sie herüberkam. »Wir sortieren gerne alles selbst wieder ein, nur um sicherzugehen, dass alles in der richtigen Reihenfolge ist.«
»Okay. Danke.« Er reichte ihr die Hüllen mit den Mikrofiches, ebenso die beiden Bücher, die er angeschaut hatte, verließ die Bibliothek und ging nach Hause.
Er war als Erster dort, und darüber war er froh. Bevor Claire und James zurückkamen, bevor Megan hergefahren wurde, ging er durch jedes einzelne Zimmer im Haus, sogar in den Keller, und suchte nach der kleinsten Ungewöhnlichkeit. Er hatte mehr Angst, als er wollte oder als er jemals durch-
blicken lassen würde, aber er war der Ehemann, er war der Vater und er musste sicherstellen, dass es für seine Familie hier sicher war. Er ging sogar wieder in sein Arbeitszimmer und schaltete erneut den Computer an, darauf wartend, dass irgendetwas Seltsames auf seinem Monitor erschien, und als er mehrere verschiedene
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