Haunted (German Edition)
wie er zur Wand lief, an der die Holzleiter angebracht war. Er schaute nach oben.
Die Falltür war offen.
Warum hatte er das vorher nicht bemerkt?
Oben war es dunkel. Über den quadratischen Eingang zum Dachboden hinauf konnte er nichts sehen, nur Dunkelheit. Es war unmöglich für ihn, die Leiter hochzuklettern und das Messer immer noch so festzuhalten, dass er es benutzen konnte, und er beschloss aufzugeben, wieder ins Haus zu gehen und am Morgen zurückzukommen, wenn er sehen könnte und es sicherer wäre. Aber er spürte, wie eine warme Feuchtigkeit auf seine Stirn tropfte, und er berührte sie mit dem Finger, es war Blut.
Irgendjemand oder irgendetwas blutete da oben.
Was, wenn es James ist?
Dieser Gedanke war ihm nicht vor diesem Augenblick in den Sinn gekommen, aber er realisierte mit einem flauen Gefühl in der Magengrube, dass er nicht nach den Kindern gesehen hatte, nachdem er von dem Gelächter aufgeweckt wurde. Es könnte James sein. Der Raum oben war der Ort, an dem er mit seinem Freund spielte, ihre »Einsatzzentrale«. Er hätte derjenige gewesen sein können, der sich in die Garage geschlichen und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Julian wischte sich mit der Handfläche das Blut von der Stirn. Ein halb ausgearbeiteter Plan, Claire zu wecken und den Notruf zu wählen, wurde augenblicklich über Bord geworfen, und er wechselte schnell das Messer in die linke Hand und legte es in die Beuge neben seinem Daumen, damit er die anderen Finger benutzen konnte, um sich damit an den Sprossen der Leiter festzuhalten. Er kletterte rasch nach oben und erst dann, erst als Kopf und Schulter vom Boden des Speichers emporragten und er am verwundbarsten war, stellte er fest, dass es James nicht gewesen sein konnte. Die Hintertür des Hauses war verschlossen gewesen. Wenn James zuerst hinausgegangen wäre, wäre die Tür aufgesperrt gewesen.
Julian machte sich auf einen Schlag gefasst, aber selbst als er vor Erwartung zusammenzuckte, drückte er sich hoch in den Speicher und suchte verzweifelt nach einem Lichtschalter oder einer Kette, die an einer Glühbirne angebracht war. Er war nur tagsüber hier oben gewesen und nur ein paar Mal, also wusste er nicht einmal, ob es in dem Speicher überhaupt ein Licht gab .
Nichts schlug auf ihn ein, als er aufstand, und da er sich bereits neben einer Wand befand, drückte er seine rechte Hand dagegen, sie abtastend, während seine linke Hand den Griff des Messers fest umklammerte.
Erstaunlicherweise fanden seine Finger einen Schalter, und als er ihn nach oben drückte, schaltete sich ein Strahler mitten im Raum ein und badete den Dachboden in einem Licht, das wahrscheinlich weich und schwach war, aber das nach all der Dunkelheit kurz vorher so hell wie die Sonne wirkte.
Julian stand, wo er war, rieb sich die Augen, und sobald sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, sah er, woher das Blut gekommen war.
Eine Leiche am Boden.
Es war John Lynch, der Eindringling, den er durch das Fenster im Esszimmer gesehen hatte. Julian erkannte seine gelbe Baseballmütze.
»Oh mein Gott«, flüsterte er.
Der Mann hatte selbst auf sich eingestochen. Nicht nur einmal, sondern mehrere Male. Ins Gesicht. Ein Stich durch seine linke Wange hatte sein Gesicht zu Clown-Proportionen geweitet; ein anderer in seine Stirn legte den Knochen unter der Haut frei. Was von seiner Nase übrig war, ähnelte zerhacktem rohem Hamburger, und ein heftiger Messerstich neben seinem rechten Auge war an der Seite seines Kopfes weitergegangen und hatte Hautsplitter mit Haaren weggerissen, wie auch ein Stück Ohr. Er hatte sich den Rest gegeben, indem er sich das Messer in den eigenen Hals gesteckt hatte, aus dem es jetzt herausragte, die Wunde um die Klinge legte einen dünnen, zerfetzen Streifen zerrissenes Knorpelgewebe frei, Blut bedeckte nicht nur die Überreste seines Halses, sondern auch seine Arme, seine Brust und den umliegenden Boden. Ein dünnes Rinnsal floss über die unebenen Holzdielen zur Falltüröffnung hinüber, von wo aus es auf Julians Kopf getropft war.
Sogar auf die fünf Fuß entfernte Pappfigur von Gregs Tagebuch war Blut gespritzt, und der Geruch im Dachboden war so streng, dass Julian sich wunderte, dass er ihn nicht sofort bemerkt hatte, als er hochgekommen war.
Er schluckte Luft hinunter und versuchte, nicht zu würgen.
Hatte es keine Schreie gegeben? Wie war die gesamte Nachbarschaft nicht von Lynchs Schmerzensgeschrei aufgeweckt worden?
Julian war selbst nach Schreien
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