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Haunted (German Edition)

Haunted (German Edition)

Titel: Haunted (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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sagte sie zu Julian. »Gehen wir!«
    Sie war sich eigentlich nicht sicher, wie lange sie im Haus ihrer Eltern bleiben könnte, bevor deren erdrückende Fürsorge sie vertrieb, aber selbst wenn sie eine oder zwei Wochen die Nörgelei ihrer Mutter oder das Gejammer ihres Vaters ertragen musste, bevor sie eine andere Bleibe fanden, würde es die Sache wert sein.
    Sie würde in keinem Haus wohnen, wo ein Mann Selbstmord begangen hatte.
    »Ich fahre euch hin«, sagte Julian. »Dann muss ich zurückkommen und etwas erledigen …«
    »Das Blut?«, fragte Megan entsetzt.
    »Nein«, versicherte er ihr. »Das macht die Polizei. Ich muss nur etwas kontrollieren und sicherstellen, dass alles in Ordnung ist.«
    »Und dann kommst du rüber zu Grandma und Grandpa.« James’ Stimme klang gleichzeitig hartnäckig, besorgt und hoffnungsvoll.
    »Mal sehen«, sagte Julian, aber Claire konnte an seinem Gesichtsausdruck ablesen, dass er nicht vorhatte, so etwas zu tun.
    »Bleib, wenn du willst«, meinte sie, ihr Mund zu einer harten, geraden Linie gezogen. »Aber wir gehen.«
    Als sie kurz vor der Dämmerung beim Haus ihrer Eltern ankam, nachdem sie angerufen hatte, um die Situation zu erklären, und ihnen gesagt hatte, dass sie und die Kinder vorbeikommen und eine Weile bleiben würden, dachten ihre Mom und ihr Dad, dass sie und Julian sich trennen würden. Besonders als Julian sie absetzte und das Gepäck auslud, aber nicht blieb. Keiner von ihnen sagte etwas vor Megan oder James, aber beide sprachen es an, als die Kinder in die Gästezimmer gegangen waren, um ihre Koffer auszupacken. Ihre Mom war besorgt, ihr Dad glücklich, und obwohl sie ihnen ausdrücklich mitteilte, dass sie keine Eheprobleme hätten, konnte sie erkennen, dass sie ihr nicht glaubten.
    Claire verstand, warum. Sie und Julian waren kein perfektes Paar; sie stritten sich wie alle anderen. Und in Los Angeles hatten sie einige harte Zeiten durchgemacht. Aber sie hatten nie getrennt geschlafen, nicht seit sie verheiratet waren, und selbst ihr kam es gefühlsmäßig wie eine Trennung vor. Ihre Wut auf Julian hatte dieses Gefühl nur verstärkt. Sie war zornig auf ihn, weil er sich weiter in Gefahr brachte, ebenso hatte sie Angst um ihn – und war besorgt, dass die Entscheidung nicht ganz seine eigene war.
    Aber das alles hielt sie vor ihren Kindern und ihren Eltern verborgen. Sie musste jetzt stark sein.
    Megan und James waren in den zwei Gästezimmern hinten im Haus, was bedeutete, dass sie wieder ihr altes Zimmer haben würde. Jetzt war es das Nähzimmer ihrer Mom, aber an der einen Wand stand immer noch ein Einzelbett, für Notfälle, und Claire brachte ihr eigenes Gepäck hinein und schloss die Tür. Sie setzte sich auf das Bett, atmete tief durch und war dankbar, zumindest für einen Moment allein zu sein. Sie war noch nie, nicht einmal entfernt religiös gewesen, aber diese ganze Situation hatte sie dazu gebracht, ihren Kernglauben auf eine Art und Weise zu untersuchen, wie sie es nicht getan hatte seit …
    Seit Miles gestorben war.
    Claire schaute aus dem Fenster in den sich allmählich aufhellenden Himmel. Was passierte mit Leuten, nachdem sie gestorben waren? Es schien ziemlich offensichtlich, dass das Leben nicht bloß ausgelöscht wurde, dass zumindest manche von ihnen in einer anderen Form weiterlebten. Aber nichts von dem deutete eine koordinierende höhere Macht an, auch wenn sie wünschte, dass es so wäre, und die Vorstellung von einem zügellosen Jenseits voller Geister, die versuchten, in die Ordnung und Annehmlichkeit dieser Welt zurückzukehren, ließ sie mit einem elenden Gefühl zurück. Sie dachte an Miles und fragte sich wahrscheinlich zum millionsten Mal, was nach dem Tod mit ihm passiert war. Ihr hatte die Vorstellung immer gefallen, dass er noch bei ihnen war, sich noch in ihrer Nähe aufhielt. Die Vorstellung hatte sie getröstet, aber das tat sie nicht mehr, und als sie darüber nachdachte, was alles in ihrem Haus passierte, dachte sie, dass sie es vielleicht vorziehen würde, wenn er einfach aufgehört hätte, zu leben. Diese Vorstellung deprimierte sie nun, und sie war froh, als Megan und James ihre Tür aufstießen und das Zimmer betraten.
    »Gehst du heute zur Arbeit?«, wollte Megan wissen.
    »Ich muss«, antwortete Claire.
    »Können wir hier bei Grandma und Grandpa bleiben?«, fragte James.
    »Natürlich«, meinte sie zu ihnen. »Ihr könnt sogar eure Cousins einladen, wenn …«
    »Nein!«, erwiderten beide gleichzeitig.
    »Okay.

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