Haunted (German Edition)
zumute, und während sein Gehirn die Information, die es von seinen Augen vermittelt bekam, noch logisch verarbeitete, kletterte er die Leiter wieder hinunter. Auf halbem Weg nach unten flackerte das Licht über ihm und er stellte fest, dass er irgendwo das Messer fallen gelassen hatte.
In der Garage gingen alle Lichter aus.
Gewillt nicht in Panik auszubrechen, erreichte er das Ende der Leiter. In der Dunkelheit über seine Füße stolpernd, fand er den Ausgang und rannte ins Haus zurück, um die Polizei zu rufen.
Fünfundzwanzig
»Wir ziehen um«, sagte Claire rundweg.
»Wir können nicht …«
»Können was nicht? Das Haus verkaufen? Oh doch, das können wir. Ich will von deinem Vernunft-Schwachsinn nichts mehr hören. Ich verbringe keine weitere Nacht an diesem Ort. Wir schnappen die Kinder und gehen zu meinen Eltern.«
Die Polizei war gerade weg, nach mehrstündigen Befragungen und Ermittlungen, und die vier waren im Wohnzimmer versammelt, auf der Couch und auf dem Zweiersofa sitzend, obwohl sich Claire nicht einmal dabei wohlfühlte. Sie wollte keinen Teil dieses Hauses, und selbst wenn sie es mit Verlust auf den Markt werfen mussten, selbst wenn sie in einem Appartement wohnen mussten, wollte sie es loswerden. Sie würde auf keinen Fall in einem Haus wohnen, in dem sich jemand umgebracht hatte. Und auf so grausaume Weise. Weder sie noch die Kinder hatten die Leiche gesehen – und sie hatte Megan oder James nicht erlaubt, auch nur aus dem Fenster zu schauen, als die zugedeckte Bahre hinausgeschoben wurde –, aber sie wussten alle, was passiert war, und allein beim Gedanken an solch eine Gewalttat wurde ihr schlecht.
Die Tatsache, dass es die zweite Person war, die hier innerhalb weniger Jahre gestorben war, war noch verstörender. Abgesehen davon, dass man in ein neues Haus zog, war natürlich letzten Endes wahrscheinlich in praktisch jedem Haus im Land irgendjemand gestorben, besonders in denen, die älter als fünfzig Jahre waren. Heutzutage starben viele Leute in Krankenhäusern, aber zur Zeit ihrer Großeltern waren die meisten Leute vermutlich zu Hause gestorben.
In deren Haus spukte es jedoch nicht. Es schien ein Todesmagnet zu sein, der Leute anzog, die kurz vorm Sterben waren oder sich umbringen wollten, und sie würde ihren Kindern auf gar keinen Fall erlauben, so einem Einfluss ausgesetzt zu sein. Jenseits dieser unmittelbaren Ängste fehlte nicht viel, um sich vorzustellen, wie sich dieser Einfluss ausbreitete und vielmehr Gewalt gegenüber anderen als gegenüber sich selbst mit einschloss. Es könnte vielleicht albern erscheinen sich vorzustellen, wie Julian die Kinder im Schlaf erstach, oder Megan oder James ihren Eltern mit einem Baseballschläger den Schädel einschlugen, aber sie war nicht bereit, es darauf ankommen zu lassen.
»Ich verstehe, wie du dich fühlst«, sagte Julian. »Ich glaube auch nicht, dass es für die Kinder gut ist, hier zu sein. Ich denke, du solltest packen, und ich fahre euch hin. Aber …«
»Kein Aber!«, schrie Claire ihn an.
»Aber ich denke, ich sollte hier bleiben«, beendete Julian seinen Satz.
»Warum das, verdammt nochmal? Du führst dich gerade wie ein Arschloch auf! Wir müssen hier weg! Wir alle! Jetzt. Sofort. Verflucht!«
Sie war sich bewusst, dass sie vor den Kindern fluchte, etwas, das sie bisher nie wirklich getan hatte, etwas, in dem sie und Julian immer bestrebt waren, es zu vermeiden. Sie war sich auch bewusst, dass Megan und James sie deswegen schockiert anstarrten. Aber das Wichtigste in diesem Moment war, dass sie sich so schnell wie möglich weit weg von dem Haus entfernten, und sie war bereit zu tun, was immer sie musste, um das wahr werden zu lassen.
»Ich denke, ich könnte vielleicht …«, fing Julian an.
»Wir können einen Scheiß unternehmen! Es ist vorbei. Wir sind fertig. Ein Mann hat sich gerade in unserer Garage umgebracht. In unserem Flur laufen Geister herum. Es gibt nichts, was wir tun können, außer abhauen.«
Sie riskierte einen Blick auf Megan und James. Keines der Kinder sah überrascht aus, was die Neuigkeiten über den Geist anging, aber sie sahen beide verängstigt und besorgt aus, und das brachte sie dazu, sich zu fragen, ob sie mehr miterlebt hatten, als sie ihr sagten. Sie schaute sie direkt an. »Hat einer von euch hier … schon mal etwas gesehen?«, fragte sie vorsichtig.
»Ich will gehen«, antwortete James rasch.
»Ich auch«, meinte Megan energisch.
»Ja.« Claire nickte. Sie stand auf. »Komm«,
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