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Haunted (German Edition)

Haunted (German Edition)

Titel: Haunted (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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aus Stein gemeißelt oder aus Lehm modelliert saßen oder standen hinter kleinen brennenden Kerzen. Er hatte sie vorher nicht bemerkt, und sie sahen für ihn aus, als wären sie dorthin gestellt worden, um die Häuser zu bewachen und die Bewohner darin zu beschützen.
    Vor ihm?
    Er spürte, wie sich Wut in ihm breit machte. Wie er von seiner Frau wusste, stellten sich Mexikaner als Katholiken hin, aber dies war sogar heidnischer als das. Es war schlimm genug, dass sie diese ganzen Götzenbilder verehrten, diese ganzen »Heiligen«. Verdammt, sie hatten sogar Jesus’ Mutter, Maria, in eine Art Göttin verwandelt, die sie anbeteten. Aber was sie hier hatten, war nicht mit dem Christentum verbunden. Das war sogar jenseits der Religion, die die Indianer praktizierten, primitiv, und die Figuren in den Fenstern sahen wie kleine Monster aus: Kreaturen mit übergroßen Köpfen und spitzen Zähnen, dreieckigen Körpern und mehreren Klauen. Aus einem der Häuser hörte er das Wimmern einer Frau, dann einen Schlag, um sie zum Schweigen zu bringen, dann Stille.
    Die Utes hatten recht. Diese Mexikaner verdienten den Tod.
    Er hatte es in dem Moment gewusst, als er aus der Hütte gekommen war, aber das Gefühl wurde stärker, als er die verschiedenen Statuen in den Fenstern gesehen hatte, diese kleinen Gotteslästerungen.
    Aus der Ferne ertönte das Donnern von Hufen, leise Freudenschreie, die mit jeder Sekunde lauter wurden und näher kamen. Wie angewiesen sollten die Freiwilligen ihm nachfolgen, falls er bei Sonnenuntergang nicht zurück war. Und das taten sie. Mit galoppierenden Pferden, auflodernden Fackeln und brüllenden Stimmen kamen sie von der anderen Seite in das Dorf geritten, und Kit traf vor dem Laden auf sie. Er befahl ihnen abzusteigen, dann erklärte er, was sie tun sollten.
    Ein Mann trat aus dem Geschäft, der Mann, mit dem er vorhin gesprochen hatte, der Gesetzeshüter. Der Mann hatte seine Waffe gezogen, und Kit erschoss ihn auf der Stelle. Der Mann fiel um, war nicht sofort tot, schrie in Spanisch, und dann ging die Schießerei richtig los. Andere Männer kamen aus ihren Häusern, und die Freiwilligen schossen sie nieder, sie zogen schnell zu anderen Häusern weiter und traten mit den Gewehren im Anschlag die Türen ein.
    Schließlich umzingelten sie die übrig gebliebenen Dorfbewohner und trieben sie in einen Viehpferch, meist Frauen und Kinder, aber auch ein paar alte Männer. Die jüngeren Männer, die Ehemänner und Väter, waren alle tot, und ihre Familien weinten, schrien und jammerten. Einem jungen Mädchen, nicht älter als zwölf, liefen die Tränen das Gesicht herunter und es streckte Kit seine Arme entgegen und bat um Gnade für sich und seine Mutter. Die Freiwilligen hielten inne und schauten ihn fragend an.
    Kit warf einen Blick zurück auf die baufällige Hütte am anderen Ende des Dorfes.
    »Eröffnet das Feuer, Jungs«, befahl er.
    1921
    New Mexico war jetzt seit fast einem Jahrzehnt ein Bundesstaat gewesen, aber der Einfluss der Zivilisation, den die Veränderung mit sich hatte bringen sollen, hatte es nicht nach Jardine geschafft. Als Sheriff war Luther Dunlop in der perfekten Position, solche Dinge zu beurteilen, und nach seinem sorgfältigen Ermessen war die Stadt jetzt gesetzloser, als sie es gewesen war, während sie noch zu einem Territorium gehörte.
    Besonders in der Rainey Street.
    Als er an seinem Schreibtisch saß, dachte Luther über den Mord nach, der dort gerade geschehen war, über den Mann, dessen Leiche man zum Gerichtsmediziner gebracht hatte. Er hatte noch nie zuvor eine solche Brutalität gesehen. Und der Sachverhalt, dass eine wunderschöne junge Frau es – keinem Geringeren als ihrem eigenen Ehemann – angetan hatte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Denn als sie den Herrn gefunden hatten, war seine Männlichkeit abgetrennt und in eine Art Tasche gesteckt worden, die sie in seinen Bauch geritzt hatte. Sie hatte ihm die Nippel abgeschnitten und sie ebenfalls dort platziert. Offensichtlich war der Mann verblutet, aber was niemand von ihnen herausfinden konnte, war die Tatsache, warum er sich seiner Frau gegenüber nicht gewehrt hatte, warum er ihr erlaubt hatte, ihm so etwas anzutun. Er war nämlich in keinster Weise mit Gewalt festgehalten worden, und sogar die schlimmsten Verletzungen wären vielleicht nicht tödlich gewesen, wenn sie rechtzeitig behandelt worden wären.
    Der Umstand, dass sie überhaupt zu so etwas in der Lage gewesen war, setzte sich über

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