Haunted (German Edition)
waren, die die Bevölkerung – einst eine blühende Gemeinde – dezimiert hatte.
Kit blickte ans Ende der Straße. Selbst eine Kirche konnte die Beschaffenheit dieses Landes nicht verändern, und das stellte für ihn eine gewaltige Erkenntnis dar.
Warum waren die Leute hiergeblieben? Kit wunderte sich. Warum waren nicht alle Familien weggegangen und an einen anderen Ort gezogen?
Der Mann hatte darauf keine Antwort, und das schien irgendwie das Beunruhigendste von allem zu sein.
Als sie ankamen, war niemand auf der Straße gewesen, aber hinter dem Mann, mit dem er gerade sprach, hatten sich andere Männer mit Waffen versammelt. Kit hatte den Eindruck, dass sie das Thema der Diskussion gehört hatten und herausgekommen waren, um sicherzustellen, dass er nicht versuchte, ans Ende der Straße zu laufen. Sie schienen Angst vor dem kleinen Gebäude dort zu haben, wie vor einem primitiven Gott, und waren versessen darauf, Leute davon fernzuhalten, um die Kräfte da drinnen nicht zu reizen.
Kit sprach mit den Ute-Kriegern links und rechts von ihm in ihrer eigenen Sprache, und sie zogen ihre Waffen und zielten auf den Oberboss vor ihnen.
»Ich werde jetzt diese Örtlichkeit inspizieren«, gab Kit den Dorfbewohnern bekannt, »und ich wünsche, nicht gehindert zu werden. Habe ich mich klar ausgedrückt? Wenn ein Versuch unternommen wird, mich aufzuhalten, werden meine Männer augenblicklich das Feuer eröffnen. Sie sind erfahrene Soldaten und werden in der Lage sein, mehrere von euch zu töten, bevor ihr sie töten könnt.«
Der Mann, der mit ihm gesprochen hatte, sah wütend und verängstigt zugleich aus. Aber er nahm seine Waffe herunter und senkte den Kopf, Kit und den Utes erlaubend, vorbeizugehen. Kurz darauf war die Straße leer. Das Dorf hätte genauso gut verlassen sein können.
Kit schaute zu den Utes hinüber. Erneut sah er die Angst in ihren Gesichtern. Er fühlte sie auch, und die Luft wurde kälter, als die Sonne sich hinter einer Wolke versteckte. Ein Schatten fiel über das Land.
Sie liefen an dem Supermarkt vorbei. Wie er jetzt feststellte, war das Dorf größer, als er ursprünglich gedacht hatte. Die Größe war irreführend, da es wie ein Hufeisen geformt war, sich weit und nach hinten erstreckte, ein kleines Zentrum lassend, alles um das kleine Gebäude am Ende der Straße und abseits davon gebaut. Er war sich immer noch nicht sicher, was dieses Gebäude sein könnte, aber als er hinlief, als er näher kam, sah er, dass es sich um eine baufällige Hütte ohne Fenster handelte, an dessen unebenen Eingang ein zerfetztes Tuch hing. An den Ecken des Tuchs strömte Rauch heraus, nach Leben, nach Tod riechend, und hinter dem Rauch war ein gruseliges Licht, ein farbloses Glühen, das anders war als alles, was er bisher gesehen hatte.
Er blieb ein ganzes Stück davor stehen. Die Straße war zu Ende, und er stand vor einem verwilderten Fleck voller Gestrüpp. Ein schmaler Fußweg führte durch das Unterholz und zur Tür der Hütte.
So tapfer er auch war, ertappte er sich dabei, dass er Angst hatte, die Hütte zu betreten.
Irgendetwas wohnte dort drinnen.
Das zerfetzte Tuch wölbte sich aufgrund einer nicht spürbaren Brise, und der Lichtschein hinter dem gruseligen Rauch flackerte. Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte er den Drang, die Flucht zu ergreifen, sich so schnell wie möglich von dem Dorf zu entfernen. Aber das bedeutete nur, dass dieser Ort tatsächlich Macht hatte, dass die Geschichten, die er gehört hatte, der Wahrheit entsprachen, und er gäbe seine Pflicht als Agent der Regierung auf, wenn er es nicht durchziehen würde, wenn er dieses Gebäude nicht betreten und nicht herausfinden würde, ob diese Macht benutzt werden könnte, um die Interessen der Vereinigten Staaten zu fördern.
Seinen Mut sammelnd trat er auf den Pfad. Als er aber den Utes verkündete, dass sie hineingingen, schüttelten die indianischen Soldaten den Kopf und blieben stehen. Sie würden alles andere tun, was er verlangte, sagten sie, mit ihm in den Kampf gegen übermächtige Kräfte ziehen, aber sie weigerten sich, diese Hütte zu betreten. Er verstand das, und obwohl er die beiden wegen so einer Befehlsverweigerung hinrichten hätte lassen können, beabsichtigte er nicht, dies zu tun. Das lag jenseits der Grenze fast jeden Mannes, und er sagte ihnen, dass sie am Ende der Straße mit gezogenen Waffen warten sollten, um darauf zu achten, dass keiner der Dorfbewohner einzuschreiten versuchte. Sie versprachen ihm,
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