Haunted (German Edition)
und sie lief mit ernstem Gesicht über das tote Gras, um auf Megan zu treffen.
Megan erzählte alles. Na ja, nicht alles. Dafür war keine Zeit. Sie wollte so schnell wie möglich aus dem Garten verschwinden und weg von dem Haus, also ging sie nicht zu sehr ins Detail. Aber sie erzählte Zoe, dass es in dem Haus spukte und ging die Highlights durch, einschließlich des Kerls, der in ihrer Garage Selbstmord begangen hatte. Das Ouija-Brett und die Übernachtung hatten Zoe genug Angst eingejagt, dass sie nicht viel Überredung brauchte, und als Megan sagte, dass sie ihr die ganze Geschichte später erzählen würde, aber dass sie jetzt sofort von hier verschwinden müssten, widersprach Zoe nicht.
Sie blieb jedoch stehen. »Warte! Ich höre Musik. Vielleicht ist dein Dad zu Hause.«
Megan hörte es auch. Es kam aus dem Haus, und es klang nach einer von Dads Schallplatten. Joe Jackson? Elvis Costello? Graham Parker? So jemand, jemand, über den ihr Dad ihr einen Vortrag gehalten hatte. Aber ihr Dad war nicht zu Hause, und es gab keine Möglichkeit – keine logische Möglichkeit –, dass seine Anlage eingeschaltet gewesen sein konnte. Sie hörte aufmerksam hin, und das trällernde Lied, das durch das offene Fenster vom Arbeitszimmer ihres Vaters im oberen Stockwerk herangetragen wurde, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Jetzt erkannte sie es. Joe Jackson. »It’s Different for Girls.«
War das eine Art Botschaft?
Die Musik verstummte.
Das offene Fenster im oberen Stockwerk? Wann immer ihr Vater das Haus verließ, sorgte er dafür, dass alle Fenster und Türen verschlossen und verriegelt waren. Sie schaute nach oben, sie spürte eine Bewegung hinter der Scheibe. Dort stand eine Gestalt und blickte auf sie herab. Es war zu dunkel, um irgendwelche Einzelheiten zu erkennen, aber sie konnte eine nach hinten getragene gelbe Baseballmütze ausmachen.
Es handelte sich um den Mann, der sich in ihrer Garage umgebracht hatte.
Schreiend rannte Megan die Einfahrt hinunter in Richtung Straße. Zoe lief schreiend hinter ihr her und sie schnappte sich den Fahrradlenker, trat den Ständer weg, hüpfte auf den Sattel und fing an, in die Pedale zu treten. Megan rannte weiter. Keiner von ihnen verlangsamte das Tempo, bis sie den Park erreicht hatten.
Zoe kam zuerst am Park an und war bereits von ihrem Fahrrad gestiegen und schob es, als Megan sie einholte.
»Ich hab’s dir gesagt«, sagte Megan schwer atmend.
Zoe, die versuchte durchzuatmen, nickte nur.
Sie standen eine Weile dort, starrten einander an, hatten Angst und erst als sie eine Hopi-Frau am Rand des Kachina-
Festivals anlächelte und auf einen Tisch voller kleiner Holzpuppen zeigte, die Halbgötter und Dämonen darstellten, fingen sie an, sich wieder zu bewegen und liefen durch das Festival auf die andere Seite des Parks und in die Old Main.
Neunundzwanzig
Julian traf Claire erneut zum Mittagessen in ihrem Büro, dieses Mal brachte er Tacos mit, und es fühlte sich genauso unangenehm an wie an dem Tag zuvor. Er glaubte nicht, dass sie immer noch böse auf ihn war, aber während sie aßen, wurde nicht viel geredet, und wenn sie miteinander sprachen, wirkte die Unterhaltung gezwungen. Er hasste dieses Gefühl von Entfremdung, aber er wusste, dass das einzige Heilmittel für ihn so aussehen würde, das Haus zu verlassen und bei ihr und den Kindern im Haus ihrer Eltern zu bleiben, aber dazu war er nicht bereit.
Zumindest noch nicht.
Obwohl … er sich nicht sicher war, warum. Nach seinem Erlebnis letzte Nacht – ein Erlebnis, von dem er ihr definitiv nicht erzählen würde – hätte er sich sputen sollen, von dort wegzukommen. Aber irgendetwas hielt ihn in dem Haus. Er sagte sich, es wäre die Hoffnung, die Möglichkeit, dass er nahe daran war herauszufinden, was wirklich vor sich ging und einen Weg zu sehen, es zu beenden. Aber das glaubte er nicht, und wann immer sein Verstand dieses Thema auch nur anging, lenkte er ihn schnell in eine andere Richtung. Er wollte nicht darüber nachdenken, was er tat oder warum er es tat.
Das Mittagessen heute dauerte nicht so lange wie das gestern. Beide mieden es, über die heiklen Themen zu sprechen, und ihre Bemühungen, Kleinkram zu diskutieren, waren geradezu schmerzhaft. Julian sprang nicht auf und ging sofort, nachdem er seine Tacos aufgegessen hatte; aber kurz nachdem sie fertig war und er das letzte bisschen seiner Cola mit dem Strohhalm eingesaugt hatte, stand er auf, knüllte seine Serviette zusammen und warf
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